Nützliches
Plateau von Mauges
SAINT-FLORENT-LE-VIEIL (49140)
Den schönsten Anblick von Bäumen am Ufer der Loire in Saint-Florent entdecke ich entlang der Ile Batailleuse, flußaufwärts des Pont de Vallée: ein weicher, dichter Pelz grauer, hoher Weiden und unmittelbar dahinter eine Wand von Pappeln. Die Weiden baden in den Nebelschwaden und vereinen sich an der Böschung so merklos mit ihnen wie das Feh mit der nackten Haut; die Pappeln dahinter spannen ihr hohes Segel mit der Erhabenheit und Herablassung der immer in Kiellinie Segelnden: Baum des Wassers und Baum der Lüfte paaren und ergänzen sich an diesem zarten Ufersaum und der Sommerabend, der leichten Nebel bringt und diese Folge erloschener Grüntöne verbindet, verwandelt, bis zur Verwechslung ähnlich, diese Beuge der Loire in ein Flußufer Marquets.
Julien Gracq
(Lettrines)
Keiner hätte den Reiz Saint-Florents und seines Loireufers besser beschreiben können, als Julien Gracq, der hier im Jahre 1910 geboren wurde, dort seine Kindheit verbrachte und heute noch oft an diesen Ort zurückkehrt. Er schrieb Wunderschönes über die Region, insbesondere in den Lettrines, Lettrines 2 und in Les Eaux étroites. Natürlich hat sich in seinen Augen Saint-Florent verändert, zu sehr vielleicht, und er klagte nicht wenig über die Stille in den Straßen, die fehlenden Kinderschreie. Ortsbild und Landschaft jedoch haben sich kaum verändert. Saint-Florent auf seinem schroffen Hügel wußte sich all seine Anmut zu bewahren. Von der Ile Batailleuse bietet sich ein herrlicher Blick auf diese Mischung aus herablassendem Stolz der Kirche und idyllischem Chaos der Natur, dort wo der Wald an das Loireufer abfällt. Auch Aragon war hin und weg auf seine Weise: »Auf nach Saint-Florent, auf zu diesem Belvedere einer unserer furchtbarsten Geschichten ...«
Aus der Geschichte
Saint-Florent gehört in eine Reihe der geschichtsträchtigsten Städte des Anjou. Mit ihrem bereits legendären guten Riecher hatten Mönche dort im 7. Jh. eine Abtei gegründet. Vor ihnen erwählte der heilige Florentinus diese Stelle zum Ausgangspunkt für die Evangelisierung im Plateau von Mauges. Unter dem Ancien Régime war Saint-Florentin das religiöse Hauptstädtchen der Region. Hier fand am 12. März 1793 ein epochemachendes Ereignis statt: bei der Auslosung der Rekruten, die sich auf den Weg in die französische Armee begeben müssen, bricht ein Aufstand los, der die gesamte Region in Brand setzt. Der royalistisch-klerikale Vendée-Aufstand hatte begonnen! Cathelineau, sein geliebter Anführer, verstarb hier nach seiner Verletzung in Nantes am 14. Juli 1793. Am 18. Oktober desselben Jahres, nach der Niederlage von Cholet, überschwemmten die Soldaten der »Armee der Weißen« Saint-Florent. Dies war das Ende des dramatischen Interims der »Virée de Galerne« (Wendung nach Nordwesten). An jenem Abend fand einer der Rädelsführer, der im Sterben liegende Bonchamps, die Kraft und den Mut, sich der Hinrichtung von 5.000 republikanischen Gefangenen zu widersetzen. Im Jahre 1794 wurden Stadt und Abtei in Brand gesetzt. Schließlich kam es am 2. Mai 1795 zur Unterzeichnung des Friedensvertrages durch Stofflet und das Direktorium, der den ersten Aufstand in der Vendée beendete.