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Richelieu

Wissenswertes

Geschichte

Im Jahre 1631 erhob Ludwig XIII. den Besitz der Familie Kardinals von Richelieu in einem Winkel der Touraine, zum Dank für dessen treuergebene Dienste, in den Stand eines Herzogtums. Dieser Titel verpflichtet. Insbesondere einen Mann mit den Ambitionen des Kardinals. Da ihm das kleine Schloß, das sich seit dem 15. Jh. im Besitz seiner Familie befand, nicht gut genug war, ließ er es kurzerhand abreißen und durch ein bombastisches anderes ersetzen, während er zugleich den Bau der Stadt für seinen Hofstaat einleitete. Die Brüder Lemercier, die angesehensten Architekten der Epoche, die auch für den König arbeiteten, wurden mit dieser Aufgabe betraut. Die Anweisungen waren einfach: eine ideale Stadt sollte entstehen. Etwas anderes tat es nicht.

Der bis zum äußersten getriebenen Geometrie ihres Grundrisses und ihrer Gebäude mangelte es sicher nicht an Vollkommenheit, die Attraktivität der Stadt ließ jedoch zu wünschen übrig. Richelieu soll nur mit kräftigen Finanzspritzen seinen Hofstaat dazu bewegt haben, sich hier niederzulassen, beispielsweise der Verschenkung der Parzellen, auf denen ihre Häuser standen, deren Planung die Bewohner jedoch nicht selbst bestimmen durften, Steuerbefreiungen, etc. Nach seinem Tod im Jahre 1642 machte sich die ganze Gesellschaft aus dem Staub, und der Ort fiel in Vergessenheit.

Sehenswertes

– La Grand-Rue: eindrucksvolle Flucht identischer Fassaden. Ursprünglich glichen sich die achtundzwanzig Häuser wie ein Ei dem anderen: derselbe Grundriß, dieselbe Zahl und Ausrichtung der Zimmer. Durch das Spiel der gegenüberliegenden Fenster zur Straßen- wie zur Hofseite konnte jeder seinem Nachbarn ins Fenster sehen. Diesem subtilen Überwachungsmechanismus verdankt die Straße ihren Spitznamen »Rue de la Vertu obligée«, Straße, in der Tugend ein Muß ist. Eine seltsame Art sich seine Umgebung gefügig zu machen, ist doch bekannt, dass diese Wohnungen von den einflußreichsten Persönlichkeiten rund um den Kardinal bezogen wurden. Am nördlichen Ende der Straße die Place des Religieuses, an der sich ein Kloster und eine Akademie befanden, in welcher den jungen Adligen das kartesianische Denken eingetrichtert wurde. Im Süden die Place du Marché mit der Kirche, dem Rathaus mit einem kleinen Geschichtsmuseum und der Markthalle mit ihrem schönen, ursprünglichen Giebel. Jenseits der Plätze die befestigten Stadttore.

– Schloßpark: geöffnet täglich von 10-19h vom 15. Juni bis zum 15. September sowie sonntags und an Feiertagen zwischen Ostern und dem 15. Juni.

Lediglich der Park, ein Pavillon (Dôme), in dem Pläne, Modelle und andere Gegenstände ausgestellt sind, die Weinkeller sowie die Orangerie zeugen noch von der ehemaligen Pracht des während der Revolution beschlagnahmten und im 19. Jh. gründlich demolierten Schlosses. Skulpturen, flämische Wandteppiche und Gemälde (Caravaggio, Dürer, Rubens, Titian, Mantegna) sind auf verschiedene Museen, darunter den Louvre, verstreut. Ein Bummel durch die Alleen jahrhundertealter Kastanien, den Rosengarten oder entlang des Flusses, der den Park durchquert, wird in unvergeßlicher Erinnerung bleiben.

– Stadtrundgang: die Stadtmauer rund um die Stadt umgab wiederum ein Wassergraben, in dem der Mâble floß. Heute hat sich der Fluß gesenkt und die Gärten der angrenzenden Häuser halten den Wassergraben besetzt. Wir verlassen die Stadt durch die Porte de Châtellerault und gehen rechts entlang der Stadtmauer bis zur Porte de Chinon im Norden. Dieser Rundgang verleiht einen Eindruck von der Rückseite der Häuser des gemeinen Volkes. Zurück in der Stadt, biegen wir an der Place des Religieuses links in die Rue du Collège und dann rechts in die Rue de la Galère. Gerüchten zufolge sollen Galeerensklaven am Bau der Stadt mitgewirkt haben. An dieser Straße wird deutlich, wie die Häuser der Arbeiter und Handwerker nach den Plänen des Kardinals auszusehen hatten.

Umgebung

Faye-la-Vineuse: 8 km südlich von Richelieu. Dieses auf einem Hügel gelegene, früher strategisch bedeutende Dorf besitzt einige Häuser aus dem 15.-16. Jh. mit Erkern, steinernen Fensterkreuzen sowie einer Stiftskirche mit einem bemerkenswerten Chorraum mit zwei Rundbogengewölbefeldern, Halbkuppelapsis und der Krypta, auf die sie sich stützt. Gegenüber auf einer Anhöhe hat das Château de la Gillère mit schönem Haupttrakt aus dem 17. Jh. seit kurzem seine Tore der Öffentlichkeit zugänglich gemacht (Zutritt von 9h bis Sonnenuntergang) und verfügt auch über einige Fremdenzimmer. Einfach beim »Office de tourisme« in Richelieu erkundigen Tel.: 47 58 13 62.

Abbaye bénédictine de Bois-Aubry: ca. 15 km östlich von Richelieu. Von der Place des Religieuses Richtung L´Ile-Bouchard und nach 3,5 km (D 58) Richtung Sainte-Maure, nach weiteren 6 km rechts auf die D 114 Richtung Luzé und der ausgeschilderten Abtei. Dort erhebt sich in einem idyllischen Tal der ungewöhnliche quadratische Glockenturm (15. Jh.) mit achteckiger, kunstvoll gearbeiteter Spitze. Zu seinen Füßen beträchtliche Überreste der Abtei und des Kapitulars (12.-13. Jh.), die jedoch vom Verfall bedroht sind. Das nach der Revolution aufgegebene Benediktinerkloster wurde erst vor kurzem samt seinen Nebengebäuden von einer Gemeinschaft orthodoxer Mönche, die dem Patriarchat von Rumänien untersteht, aufgekauft. Mangels eigener Mittel haben sie für die schnelle Instandsetzung und die Verhinderung des Verfalls dieses ergreifenden Gemäuers, seiner Gewölbe und Bögen einen Opferstock bereitgestellt. In einem früheren Landhaus neben der Abtei stehen den Besuchern fünf Fremdenzimmer zur Verfügung. Gemeinsame Waschgelegenheit. Einfach beim »Office de tourisme« in Richelieu erkundigen Tel.: 47 58 13 62.