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Umgebung

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Chinon

Unternehmungen - Ausflüge

In der Umgebung

Château d´Ussé: von Chinon an der D 751 Richtung Tours. Auf der Höhe links auf die D 16 nach Huismes. Von dort geradeaus über die D 7 und die Indre und dann auf der kleinen Straße nach Ile-Saint-Martin. Auf der Straße von Ile-Saint-Martin nach Rigny-Ussé bietet sich ein wunderbarer Blick auf die zahllosen Dächer, Erker, Kamine, Türme und Türmchen dieses exzentrischen Schlosses, das mitten im dunklen Grün liegt. Zutritt von Ostern bis Ende September von 9-12h und von 14-19h (bis 17h von Mitte März bis Ostern), vom 1. Oktober bis Allerheiligen von 10-12h und von 14-18h. Recht hoher Eintritt. Telefonisch unter 47 95 54 05 erreichbar.

Das an den Wald von Chinon grenzende Schloß mit Ausrichtung auf die Indre wurde im 15. Jh. auf einem Feudalgut des 12. Jhs errichtet und verlor mit seiner Entwicklung zum Lustschloß allmählich seinen strengen, defensiven Charakter.

Der Besuch beginnt mit der Salle des Gardes und deren Waffensammlung: hinten links in einer Vitrine eine kunstvoll gearbeitete, indische Kouttar. In der Galerie ein gelungener Wandteppich Teniers d. J. mit realistischen Motiven: ein tobender Hund und in jeder Ecke ein Mann, der sich ohne Hemmungen erleichtert ... Wo sind wir eigentlich? Im Vorzimmer macht sich ein erhabener, florentinischer Schreibtisch (16. Jh.) aus Ebenholz und Birnbaum mit Elfenbein-Intarsien und nicht weniger als neunundvierzig Schubladen breit. In dem Gemächern Ludwigs XIV., Ludwigs XV. und Ludwigs XVI., die hier in Wirklichkeit niemals geweilt haben, befindet sich ein polnisches Bett – mit Rollen an den Füßen – und unter den Wachsfiguren Voltaire auf einem Kanapee mit Bettmütze und in Hauskleidung sowie Frauen in Turnüre: hier besondere Beachtung verdient die feine Seidenstickerei des Kleides mit individuell verschiedenen Blumensträußen. In den Räumen am Wehrgang sind die einzelnen Szenen aus Dornröschen dargestellt. Hier soll Charles Perrault zu seinem französischen Dornröschen inspiriert worden sein. Im Obergeschoß eine sehenswerte Spielzeugsammlung aus dem 19. Jh., darunter, in der Ecke zum Flur, eine putzige Puppenküche aus Porzellan mit Silberlöffeln, natürlich nur für die Kinder der Reichen. Sie waren im übrigen zur damaligen Zeit die einzigen, die Spielzeug besaßen, die anderen hatten hart zu arbeiten.

Schließlich gaben wir doch der Kapelle den Vorzug, was nicht weiter überrascht, wird sie doch als eines der reinsten Beispiele für den Übergang von der Gotik zur Renaissance gesehen. Die Kapelle wurde zwischen 1523 und 1535 von Charles d´Espinay und seiner Frau Lucrèce de Pons erbaut, deren Initialen sich noch an mehreren Stellen wiederfinden. Ihre vollendete Fassade schmücken Muscheln, Rosetten und Arabesken. Im Innern ein kunstvolles Chorgestühl aus dem 16. Jh. und eine Madonna aus glasierter Fayence von Della Robbia.

– Die berühmten Birnen von Rivarennes (s. »Gaumenfreuden« am Anfang unseres Buches) vertilgt man fünf Kilometer östlich von Ussé. Der 1987 gegründete Verein für Ausflüge und Traditionen hatte es sich im Rahmen der »Förderung der lokalen Fauna, Flora und Traditionen« zum Ziel gesetzt, die Produktion der poire tapée wie in guten alten Zeiten wieder aufzunehmen. Heute hat die Frucht selbstverständlich mehr einen ideellen als einen wirtschaftlichen Wert.

Ihr Goldenes Zeitalter erlebte die Birne von Rivarennes zwischen 1850 und 1930. Die Offiziere der britischen Marine stopften sie wegen ihres hohen Nährwerts in sich hinein. Bald darauf kamen dann 1931 die trockenen, amerikanischen Birnen auf den Markt. Dies war der Gnadenstoß für die traditionsreiche Birne.

Bei der Gewinnung der poire tapée wird die Frucht (Birne von Colmar oder curé, zwei vom Aussterben bedrohte Sorten) kurz in kochendes Wasser gelegt, um sie dann auf einmal schälen zu können. Während dieser Zeit muß der Ofen, vorzugsweise aus Tuff, bis zur Weißglut erhitzt werden. Dann werden die Birnen mit dem Stiel nach unten auf das Rost gelegt. Am folgenden Tag werden sie gewendet, um ein vollständiges Dörren zu gewährleisten. Ist die Frucht gut trocken, wird sie mit Daumen und Zeigefinger platt geschlagen, damit sie nicht platzt, bis sie nur noch einen Zentimeter dick ist. Eines der besten Rezepte besteht darin, die Birne in Zucker, Rotwein und Schnaps einzulegen. Vor Ort ist ein Gläschen dieser Leibspeise erhältlich.

Atomkraftwerk Avoine: an der D 7 in der Gegenrichtung bis auf die D 749, dann rechts. Das Kernkraftwerk von Chinon mit drei Blöcken wachsender Leistung, die zwischen 1963 und 1966 in Betrieb gingen, ist das älteste in ganz Frankreich. Daher auch die putzigen Kaninchen in den neusten Modefarben. Heute sind die drei Blöcke stillgelegt und durch einen modernen Hochdruckreaktor mit höherer Leistung ersetzt worden. Wessen Jahresstrahlendosis noch nicht voll ist, der kann das Atomkraft-Museum im ersten, seit 1973 stillgelegten Kernkraftblock Frankreichs besuchen (Tel.: 47 98 77 77). Verlag und Redaktion übernehmen keinerlei Verantwortung, auch nicht für schlaflose Nächte in der Folge des Besuchs ... Besichtigung nach Voranmeldung.