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Geschichte

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Anjou

TRÉLAZÉ (49800)

Wer hierhin kommt, sollte, ehe er die malerische Loire erreicht, an einem wichtigen Punkt in der Arbeitergeschichte Angers Halt machen: dem Schieferbau in Trélazé. Diese kleine Hochburg des Schiefers besitzt ein reiches historisches Erbe. Im folgenden seien nur einige Auszüge aus dem Leben der »perreyeux« der Arbeiter im Schieferbau, erwähnt.

Geschichte des Schiefers

Im 6. Jh. entdeckte der heilige Lezin die Eignung des Schiefers als Abdeckung. Sechs Jahrhunderte später hatte sich in der Region der Schiefer dann vollständig durchgesetzt. Er erwies sich in vielerlei Hinsicht als vorteilhaft: wasserundurchlässig und nicht porös, gefriert er nicht und ist reißfest. Er trägt 985 kg ohne zu springen – dies für die Hobbygeologen unter unseren Lesern – und bricht nicht. Außerdem ist er, wie Kupfer und Messing, elastisch. Hinzu kommt seine Feuerfestigkeit. Auf Grund dessen wurde Schiefer in großem Ausmaß zur Abdeckung der Loireschlösser verwandt.

Zunächst wurde der Schiefer über Tage in geraden Flözen abgebaut. Hierzu war die Abtragung von Erdreich von über dreißig Meter in der Tiefe und hunderttausenden Kubikmetern Erde als auch das unablässige Wasserpumpen notwendig. Zu Beginn wurde der Schiefer auf dem Rücken der Menschen zu Tage befördert. Im 18. Jh. ermöglichten dann von Pferden getriebene Göpelwerke die mechanische Förderung, wobei Holzgerüste jeweils der Tiefe der Flöze angepaßt wurden. Die tiefsten Minen des Tagebaus erreichten 100-120 m. Im 19. Jh. wurden sie stillgelegt. Heute werden die mit Wasser gefüllten, ehemaligen Minen als »vieux fonds« alte Gruben, bezeichnet.

Anno 1832 wurde eine neue Gewinnungstechnik, die Förderung über unterirdische Flöze, eingeführt. Ein simpler Schacht ermöglichte den Schieferabbau ohne vorheriges Abtragen von zehntausenden Kubikmetern Erdreich. Hierdurch entstand mit wachsendem Abbau der Flöze allmählich ein riesiger, unterirdischer Stollen. Er konnte bis zu 120 m tief werden. Der Nachteil dieser Art des Abbaus bestand natürlich in dem größeren Risiko von Erdeinbrüchen und Arbeitsunfällen.

Gegen Ende des 19. Jhs setzte sich dann der Schieferabbau nach Blavier und somit eine völlig andere Vorgehensweise durch. Nachdem ein Schacht von 300 m in die Erde eingelassen wurde, führt ein horizontaler Gang zu den Stollen, wo mächtige Schieferblöcke von unten her gefördert werden. Sie werden gesprengt und nach oben gebracht. Danach wird der Stollen aufgefüllt und weiter oben derselbe Prozeß eingeleitet. Die Flöze werden somit nicht mehr von oben nach unten, sondern umgekehrt abgebaut. Diese Methode wurde bis in die jüngste Zeit beibehalten, wobei bisweilen Sägen den Sprengstoff ersetzte. Die von der Decke fallenden Schieferblöcke wiegen zum Teil mehrere Tonnen. Dank neuer Techniken wird heute wieder vermehrt auf den Abbau von oben nach unten zurückgegriffen.