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Geschichte

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PLATEAU VON MAUGES

Das Plateau von Mauges erstreckt sich südlich von Saint-Florent-Le-Vieil und Saint-Laurent-de-la-Plaine bis nach Cholet. Bisweilen wird es als die angevinische Vendée bezeichnet. Wäre die französische Revolution nicht gewesen, stellte dieses leicht gewellte Plateau noch heute einen weißen Fleck auf der Landkarte vor. Zu dieser Zeit schlossen seine Bewohner sich nämlich den Aufständischen in der Vendée an und traten somit in die Geschichte ein. Heute läßt sich angesichts der Flurbereinigung, der entfernten Hecken und der begradigten Wege nur schwer vorstellen, dass das Plateau von Mauges einst eine Hochburg der Guerilla in der Vendée gewesen sein soll. Und doch!

Etwas Geschichte

Am 21. Januar veranlaßte der Nationalkonvent die Aburteilung und Hinrichtung des Königs von Frankreich. Die europäischen Großmächte umzingelten daraufhin das Land. Im März 1793 beschloß der Konvent die Rekrutierung von 300.000 Männern zur Verstärkung der Armee. Zusammen mit dem Land um Retz, den Sumpfgebieten der Vendée und des Poitou weigerten sich die Bewohner des Plateaus von Mauges, ihre Kinder in den Krieg zu schicken, und revoltierten. Aus mangelnder Aufgeschlossenheit gegenüber neuem Gedankengut, aus Furcht vor einem Angriff auf die Religionsfreiheit, aus Ärger darüber, dass die Ungerechtigkeiten und die Steuerlast des Ancien Régime noch nicht völlig behoben waren sowie unter dem Vorwurf der Korruption in den Städten sah die Landbevölkerung des Plateaus nur wenig Gründe, dem Befehl der Generalmobilmachung Folge zu leisten.

Über fünfhundert Gemeinden erhoben sich gegen die Republik. Berüchtigte Rädelsführer des Aufstandes stammten vom Plateau von Mauges: Cathelineau und Stofflet aus bäuerlichem Elternhaus, d´Elbée und de Bonchamps aus dem Adel. In den anderen Regionen machten Charette und La Rochejacqueleine sowie Lescure von sich Reden. Obwohl die Aufständischen nur eine Armee der Mistgabeln und Sensen bildeten, verjagten sie doch die republikanische Verwaltung und trugen mehrere Siege davon. Mit Erfolg praktizierten sie die Guerillatechnik auf dem Land. Windmühlenarme dienten der Übertragung von Botschaften.

Der Konvent mußte 100.000 Mann entsenden, um den Aufstand zu ersticken. Die Vendéens wurden in Cholet geschlagen. Am 18. Oktober 1793 flohen 60.000 »Blancs« über die Loire Richtung Norden auf der Suche nach Verbündeten. Dies war die in Frankreich noch heute berühmte Virée de Galerne (Wende Richtung Nordwesten) und auch das Ende. Auf ihrer Rückkehr wurde die Armee der Aufständischen am 23. Dezember 1793 von Kléber in Savernay bei Nantes geschlagen. Die folgende Repression war unerbittlich: Ertränkungen in der Loire und Massaker durch die Feuerkolonnen des Generals Turreau. Außerdem erlebte das Plateau einen in seiner Art einzigartigen architektonischen Aderlaß: ganze Dörfer, Kirchen und Höfe wurden dem Erdboden gleichgemacht.

Heute können wir die Militärgeschichte der Vendée auf den Fresken und Glasfenstern einer Reihe von Kirchen, die im 19. Jh. restauriert wurden, nachvollziehen. Dies gilt insbesondere für die Kirchen in Chanzeaux (schöne Mauerfresken), Saint-Florent-Le-Vieil, Lucs-sur-Boulogne in der Vendée, Avrillé, Pin-en-Mauges mit seinen wunderschönen Glasfenstern, Chemillé, la Chapelle de Hautefoy, etc. Schließlich wurde am 17. Februar 1795 der Friede besiegelt. Fehlende Koordination und Rivalitäten unter den Anführern der republkikfeindlichen »Blancs« sowie der nachlassende Eifer des Konvents veranlaßten die kämpfenden Parteien, in Verhandlungen einzulenken. Charette erreichte die Religionsfreiheit für die Vendée. Dennoch flammte der Kampf der Guerilla, vor allem seitens Stofflets, bis zum Ende des 18. Jh. immer wieder auf. Im Jahre 1801 brachte dann der Abschluß des Konkordats unter Napoleon die endgültige religiöse Freiheit.