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Ausklang

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Stadttour durch Tours

Historisches und Sakrales

Sehenswert

– Die schmale Passage du Coeur navré (Passage des trüben Herzens) der Nr. 66 führt auf die Place Foire-le-Roi. Trübes Herz läßt leicht an zerrissenes Herz denken. Es handelt sich aber nicht um eine Passage der Liebenden, die zueinander nicht finden können. Hier befand sich zumindest ein durchbohrtes Herz, und zwar auf dem Schild des damaligen Degenmachers. Etwas weiter verdankt die Rue de la Moquerie ihren Namen dem Jeu de Paume, dem Ballhaus aus dem 16. Jh. mit der Nr. 27. Dort wurden Theaterstücke aufgeführt, häufig Farcen, sogenannte moqueries. Molière soll bei seinem Besuch in der Stadt im Jahre 1646 einige Aufführungen gegeben haben.

– Eglise Saint-Julien: einst Teil einer romanischen Abtei; ein Besuch lohnt sich vor allem wegen des Glockenturmes aus dem 11. Jh. und der sehenswerten Reste des Kreuzganges, der sich im Norden an diesen anschließt. Der Seitentrakt im Perpendikularstil beherbergt ebenerdig ein bemerkenswertes Kapitular mit drei Schiffen, die ein Kreuzrippengewölbe überdacht. Darüber befindet sich das Musée du Compagnonnage (vgl. nachstehend »Museen«). Der Flügel daneben enthielt die Weinkeller der Abtei (12. Jh.), heute aus gutem Grund ein Museum über den Weinbau in der Touraine. Schöne Blattkapitelle. In der Mitte des Kreuzganges ein Kelter aus dem 16. Jh. Nach der französischen Revolution wurde aus der Kirche ein Pferdestall und ein Geräteschuppen! Man stelle sich hier die Futterkrippen, die kauenden, schnaubenden, wiehernden Tiere und was sonst noch dazugehört vor.

– Nach dem Besuch der Kirche biegen wir links in die Rue Nationale ein und betreten das Gebäude Nr. 28. Inmitten des Gartens die Reste der Pilasterfassade des Hôtel de Beaune-Semblançay sowie ein Brunnen. Der Besitzer war Jacques de Beaune, Finanzberater am Hofe Ludwigs XII. Im südwestlichen Winkel des Gartens fällt eine Kappelle mit Stützpfeilergalerie ins Auge.
Wieder auf der Rue Nationale nehmen wir die Rue du Commerce gegenüber, etwas weiter rechts. Im Hof der Nr. 25 das schönste Renaissance-Gebäude der ganzen Touraine. Das Hôtel Gouin, Haus eines ehemaligen Seidenhändlers ist heute das Archäologische Museum der Stadt (s. unten).

– Place Plumereau: das Herz der Altstadt. Und dennoch: erst in der zweiten Hälfte des 19. Jhs entstand hier ein Platz, und zwar nach Wegfall einer Ansammlung von Häusern und eines Friedhofs. Mit den ersten Sonnenstrahlen kann man in den Cafés in aller Ruhe die Fassaden betrachten. Die Südseite säumen stilgerecht restaurierte Fachwerkhäuser des 15. Jhs. Durch einen niedrigen Bogengang tritt man in den gegenüberliegenden friedlichen Park Saint-Pierre-du-Puellier, nach der Stiftskirche des 12. Jhs, die der französischen Revolution zum Opfer fiel, benannt. Die Reste der Stützpfeiler des Nordschiffes sind in die Häuser integriert. An der Stelle des Parks befand sich früher der Kreuzgang. In seiner Mitte wurden in den siebziger Jahren ein kleiner Friedhof entdeckt sowie Relikte aus der Römerzeit. Gegenüber führt ein ogivaler Portalvorbau in den Jardin des Chanoines. Von den Häusern rund um den Garten ist eines älter als das andere. An diesem bezaubernden Ort treffen sich mehrere Jahrhunderte der Geschichte Tours. Jede der angrenzenden Straßen und Gassen ist einen Besuch wert, jede hält Entdeckungen bereit: Rue de la Paix, des Cerisiers, du Poirier, etc.

– Rue Briçonnet: Nr. 31 besitzt eine schöne Fassade aus dem 13. Jh., Nr. 32 ist ein Fachwerkhaus, dessen Holztreppe Baluster des 15. Jhs zieren, im Hof der Nr. 24 eine weitere Holztreppe, diesmal aus dem 16. Jh. Eines der erstaunlichsten Häuser der Stadt, das Maison de Tristan ist die Nr. 16: ein Backsteinhaus, dessen verzierter Giebel an die Bauweise Flanderns erinnert. Besondere Aufmerksamkeit verdienen der mit Steinen verzierte, gotische Torbogen sowie die Verzierung der Fensterbögen und die kleinen Öffnungen für die Brieftauben im oberen Teil des Hauses. Im Innern ein schneckenförmiges Gewölbe über der Wendeltreppe, ebenfalls aus Backstein. Schließlich steht im Hof die Inschrift Prie Dieu Pur (»Bitte für uns Du reiner Gott«) zu lesen, das Anagramm Pierre du Puis, der dieses Haus erbauen ließ.

– Rue du Grand-Marché: die Hauptstraße der Altstadt Tours, eine Fußgängerzone mit fast ausschließlich Fachwerkhäusern. Hier drängen sich Geschäfte, Restaurants, Kneipen, etc. Auch in den Seitenstraßen Fachwerk, zum Teil mit Holzfiguren und -treppen mit Balustern: Rue du Change, de la Monnaie, du Petit-Soleil, de la Rôtisserie, Rue Paul-Louis-Courrier, etc.

– Basilika Saint-Martin: von der Basilika aus dem Mittelalter (11.-13. Jh.) sind nur noch die Tour Charlemagne und die Tour de l´Horloge übriggeblieben in der Nähe der Rue des Halles. Nicht versäumen sollte man den Besuch des Kreuzgangs, 5, rue Descartes. Er wurde zu Beginn des 16. Jhs errichtet und weist außergewöhnliche Pendentifgewölbe mit Kreuzrippen auf, die quadratische Kassetten bilden. In der heutigen, im 19. Jh. von Laloux erbauten Basilika, fand der heilige Martin seine letzte Ruhestätte.

Was sonst noch zu tun ist

– Cité Mame: zwischen der Rue Jules- Charpentier und der Rue de la Bourde. Wie schon andere paternalistisch gesonnene Fabrikherrn vor ihm, ließ Alfred Mame, Besitzer einer Buchdruckerei im 19. Jh., für seine Arbeiter eine Siedlung mit 62 Einfamilienhäusern, alle nach demselben Schema, um einen rechteckigen, begrünten Platz bauen. Jedes der Häuser verfügt über einen kleinen Garten. Das war eine Art, sich die Treue der Arbeiterschaft zu sichern. Wie schnell haben sich die Zeiten doch geändert!

– Rue Jules-Charpentier: Nr. 42-50bis; Gebäude im Stil art nouveau, von oben bis unten mit glasierter, leicht gekrümmter Keramik versehen.