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Galerie David d‘Angers

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Angers – Innenstadt

Sehenswertes

– Maison d´Adam: place Sainte-Croix. Dieses schönste Haus aus hölzernem Fachwerk in Angers entstand im 15. Jh. An dem ehemaligen Wohnsitz eines reichen Bürgers wird heute deutlich, was es damals hieß, »im Geschäft zu sein«. Die Besonderheit des Hauses besteht in den unzähligen Balken mit holzgeschnitzten, malerischen Figuren und Dämonen, die ein eingehendes Studium verlangen. Der Humor der mittelalterlichen Künstler kommt insbesondere in dem merkwürdigen, in einem oberen Winkel versteckten Kerl mit drei »Eiern« zum Ausdruck (Seite Rue Montaut).

– Im Anstieg der Rue Toussaint befinden sich auf einer Straßenseite beträchtliche, römische Mauerreste. In der Nr. 37, einem Haus mit hübschem Hof, das Portal der ehemaligen Abtei Toussaint.

Galerie David d‘Angers

– Galerie David d´Angers: 33 bis, rue Toussaint. Tel.: 41 87 21 03. Einlaß täglich von 9.30-12.30h und von 14-19h vom 10. Juni bis zum 15. September. Außerhalb der Saison von 10-12h und von 14-18h. Montags geschlossen.

Das Museum hat eine frühere Abtei aus dem 13. Jh. bezogen, deren Kirche nach einem ungewöhnlichen Grundriß gebaut wurde. Im 18. Jh. kam der Chor mit flacher Apsis und der großen Rosette hinzu. Nachdem in der Revolution die Armee hier gehaust hatte, wurde die Abtei aufgegeben. Gewölbe und Dach fielen ein. Auf diese Weise vegetierte die Kirche im 19. Jh. vor sich hin und besaß im Jahre 1977 die Form einer romantischen Ruine. Ihre Umgestaltung in ein Museum ist ein architektonisch gelungenes Meisterwerk. Der Architekt wußte das Alte wunderbar mit der neuen Linienführung und den modernen Baumaterialien zu verbinden. Der neue Giebel aus Schiefer bildet einen reizvollen Kontrast zum Tuff des Ursprungsgebäudes. Das Museum besitzt einen Schieferboden und dekorative Glasfenster.

Raumvolumen und Lichtdurchlässigkeit werden dem außergewöhnlichen Künstler David d´Angers gerecht. Er besaß nicht nur immenses Talent, sondern führte auch ein ausgesprochen bewegtes Leben. Pierre-Jean David (1788-1856), Sohn eines Holzbildhauers erhielt von der Stadt ein Stipendium für ein Studium an der Kunstakademie in Paris. Dort wurde er im Jahre 1811 mit dem Preis von Rom ausgezeichnet. Der Stadt zu Dank verbunden nahm er den Namen David d´Angers an und vermachte ihr sein gesamtes Werk. Sein ganzes Leben und Wirken prägten hohe Moralvorstellungen vom Menschen. Als überzeugter Republikaner – er wurde im Jahre nach der Februarrevolution von 1848 zum Bürgermeister des 11. Arrondissements von Paris gewählt – verteidigte er politisch verfolgte Künstler. Nach dem Staatsstreich von 1851 floh er ins Exil, und es ist kein Zufall, dass dieser Mann des Fortschritts mit allen Großen der ersten Hälfte des 19. Jhs in Berührung kam, diese Begegnungen uns vermachte, indem er sie im Stein verewigte. Ist ein reicheres Leben denkbar als das eines Mannes, der Paganini und Canova (in Rom), Adam Mickewiez, den großen, verbotenen polnischen Nationaldichter, Goethe, Volney, La Fayette, Balzac, Chateaubriand, Victor Hugo, mit dem ihn eine enge Freundschaft verband, Lamartine, Béranger, Arago, Jussieu und viele andere kennenlernte? Er portraitierte faktisch die gesamte Generation der Romantik und zusätzlich einige Gestalten der französischen Revolution. Insgesamt 110 Büsten und 500 Medaillons! Paradoxerweise kann sich die Kunst dieses durch und durch fortschrittlichen Mannes, und sei sie noch so bewundernswert, von einem gewissen Akademismus nicht freisprechen.

Unter seinen Meisterwerken befinden sich der Aufbruch der Freiwilligen von 1792 – die menschenfreundliche Seite des Künstler wird an dem Jungen deutlich, der einem Hund einen Tritt versetzt – der Gipsabdruck des Generals Bonchamps, dessen Original in der Kirche Saint-Florent-le-Vieil (s. das Kapitel über die Geschichte) hängt, der Gutenberg aus Straßburg, das Flachrelief für die Grabplatte des Generals Foix (auf dem Friedhof Père-Lachaise in Paris). Einer Tafel sind die Namen der darüberhängenden Personen zu entnehmen, sozusagen das Foto der damaligen Zeit, aber sie haben nicht unbedingt alle den Sarg des Künstlers getragen. Dann der Jean-Bart aus Saint-Malo, ein sagenhafter Condé, etc. Begrenzung des Frontgiebels des Pantheon auf ein Drittel: natürlich wurde ihm zu seiner Zeit vorgeworfen, dort nicht genügend Generäle abgebildet zu haben. Bonaparte wie er sich auf seine Krone stürzt. Voltaire und Rousseau links. Einige frühe Werke: der Junge Schäfer, die Junge Griechin, etc. Weiterhin sind eine Reihe persönlicher Stücke und Zeichnungen ausgestellt. Im Mezzanin stoßen wir auf das Pantheon des Künstlers: die Büsten der Generation der Romantik jeder Richtung (Politik, Literatur, Kunst). Auf den Bronzemedaillons ist Napoleon zu erkennen, natürlich nicht Bonaparte! Eines der faszinierendsten Museen der Bildhauerei, das wir kennen.

Beim Hinausgehen fällt der Blick auf die beiden kürzlich restaurierten Flügel des Kreuzganges aus dem 18. Jh., die mit der zeitgenössischen Stadtbibliothek perfekt harmonieren.