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Höhlen

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Doué-la-Fontaine

Sehenswertes

Höhlen der Umgebung

Nördlich von Doué bieten sich eine ganze Reihe von Höhlenstätten und -dörfern zur Besichtigung an. Man sollte sich genügend Zeit nehmen, um den Einfallsreichtum unserer Vorfahren und die Lebensqualität, die heute auch Touristen schätzen, zu ermessen. Kost und Logis in Felsenhöhlen stoßen auf wachsende Nachfrage. Ein gelungener Höhlentag findet seinen Abschluß natürlich in den Caves de Marson (s. »Essen in der Umgebung von Saumur«). Mit dem Fahhrad raten wir dazu, in Saumur oder Montreuil-Bellay zu starten.

Fermes troglodytiques de Rochemenier:

Etwa 7 km von Doué. Täglich geöffnet im Juli und August von 9.30-12h und von 14-19h. Vom 1. April bis Ende Juni und in der ersten Oktoberhälfte montags geschlossen. Im Oktober nur von 14-18h geöffnet. Außerhalb der Saison nachmittags an Wochenenden und Feiertagen geöffnet. Im Dezember und Januar nach telefonischer Absprache. T. 41 59 18 15 oder 41 59 35 91. Hier befinden sich zwei besonders bemerkenswerte Exemplare der vierzig Höhlenbauernhöfe des Ortes. Die ausgezeichnete Broschüre ermöglicht einen intensiven, bereichernden Besuch. Gegenstände, Werkzeuge und Maschinen lassen vergangene Zeiten wieder lebendig werden. Die Qualität der Ausstellungsobjekte macht die Höhlen zu einem fantastischen Völkerkundemuseum. Zu Beginn unseres Jahrhundert lebten hier noch Menschen. Im ersten Höhlenhof fällt vor allem der Kamin ins Auge, durch den die Trauben unmittelbar in den Kelter gelangten, ohne den beschwerlichen Transport mit dem Wagen in den Hof. Anschließend führt der Besuch durch die Scheunen, den Weinkeller, den Stall, das Schlafzimmer und dann zum zweiten Höhlenhof mit Lichtschacht, gewölbtem Dachboden, Wohnraum. In letzterem brachte im Winter die Körperwärme von dreißig Personen, die dort Nüsse knackten, die Temperatur auf zwölf Grad, was für damalige Begriffe schon Gemütlichkeit bedeutete. Außerdem befinden sich hier verschiedene Ausstellungsräume, die unterirdische Kapelle und modernisierte Wohnräume.

Eglise de Rochemenier (Sainte-Emerance):

Eine ergreifende, kühle Kirche aus dem 13. Jh. mit Kielbogentor. Der rustikale Innenraum wird von einem alten Gebälk getragen, besitzt gekalkte Wände und eine Holzdecke. Der Chor ist im klassischen Stil gehalten. Jedes Jahr am 21. Januar, dem Fest der heiligen Emma, die Koliken heilte und Gewitter abwandte, findet hier eine Messe statt. Zu Beginn des Jahrhunderts läutete noch ein Freiwilliger bei herannahenden Gewitterwolken die Glocke.

– Skulpturenhöhle von Denézé-sous-Doué: 3 km von Rochemenier an der D 69 erreichen wir einen der Höhepunkte unserer Höhlenfahrt. Im Juli und August täglich geöffnet von 10-19h, mittwochs Besichtigung bei Nacht. Von Ostern bis Allerheiligen geöffnet von 14-19h. Diese im Jahre 1956 entdeckte Höhle birgt eines der ungewöhnlichsten und geheimnisvollsten Kunstwerke des Anjou: hunderte in den Tuff gehauene Figuren bilden eine Bilderabfolge, die aus dem 16. Jh. stammen soll. Der metaphorische Charakter einiger Darstellungen, seltsame Details sowie humorvolle Situationen oder Beschreibungen beschäftigen zahlreiche Fachleute. So machen sich einige Szenen über die Mächtigen oder die Mode der Zeit lustig. Bizarre Personen tauchen auf (Indianer, Figur in Unterhose, eigenwillige Pietà, eine Reihe Fratzen und Grimassen). Der Ansatz ist provozierend, karrikaturistisch. Natürlich überlassen wir dem verantwortlichen Führer die Ausführungen bis in alle Einzelheiten. Jedenfalls lebte zur damaligen Zeit eine Gruppe von Bildhauern libertärer Gesinnung in der Region. Sie bildeten eine Gemeinschaft über religiöse und nationale Schranken hinweg. Im Dorf wurden während der Religionskriege in der Pfarrkirche abwechselnd ein katholischer und ein protestantischer Gottesdienst gehalten, ein Beweis für die herrschende Toleranz. Vom König mit einem Schaffensverbot versehen, suchten sich diese Künstler hier vielleicht auf humorvolle Weise zu rächen, indem sie ihren Protest gegen die Moral der Zeit in Stein hauten und so die Protestkultur von unten begründeten.

Leider sind die Figuren in Gefahr. Nach einer ersten Bedrohung durch winzige Algen und Schwämme löste im Jahre 1985 das Einsickern nitratverseuchten Wassers eine dramatische Zersetzung des Gesteins aus. Arme, Nasen und Ohren der Figuren fallen in großer Zahl ab. Die Gemeinde beantragte schon seit geraumer Zeit die Aufnahme der Höhlen in den Katalog besonders schützenswerter Naturdenkmäler, aber wie immer mahlen die Mühlen der Bürokratie langsam. Die Zeit eilt also, denn bald könnte die Pietà in ihren Einzelheiten nur noch anhand eines Fotos erklärt werden.