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Sehenswertes in Vendome
Ausflüge und Besichtigungen
Sich umschauen
Vendôme hat an eilige Touristen und müde Wanderer gedacht: sämtliche Sehenswürdigkeiten konzentrieren sich im Zentrum der Altstadt. Wer nicht alle Einzelheiten kennenlernen will, kann gut in zwei bis drei Stunden alles abklappern. Wer sich für Einzelheiten erwärmen kann, wende sich kurzerhand an das Verkehrsamt, das von Mai bis September Führungen zu bestimmten Themen in Begleitung von Fachleuten veranstaltet. Hierfür muß zwar geblecht werden, die Führungen sind aber wirklich ihr Geld wert.
Abbaye de la Trinité: die Touristenattraktion par excellence in Vendôme. Mit ihrem mächtigen, dreiundachtzig Meter hohen Glockenturm beherrscht die Abteikirche unübersehbar das Stadtbild. Der ungewöhnliche Turm aus dem 12. Jh. somit romanisch ist seltsamerweise vom Rest der Kirche getrennt. Wahrscheinlich stand er dem Glockenturm der Kathedrale von Chartres Pate. Der abergläubische Geoffrey Martel gründete im 11. Jh. die Abtei und weihte das Benediktinerkloster der Heiligen Dreifaltigkeit, nachdem er gesehen haben soll, wie drei Sterne auf ein Feld fielen. Die Abtei umfaßt die Kirche, Nebengebäude und ein Museum.
Abteikirche: der Kirche im Flammstil fehlt nichts zu einer Kathedrale. Ihr majestätischer Charakter läßt sich am besten an der Apsis in der Nähe der früheren Wohnhäuser ermessen. Die erst im 16. Jh. von einem Architekten der Kathedrale von Chartres erbaute Fassade steht dem nüchternen, romanischen Glockenturm konträr entgegen. Das Innere beherrscht ein geräumiges Kirchenschiff aus dem 16. Jh. und das Querschiff aus dem 11. Jh. Den Chor schmücken Chorgestühl aus dem 15. Jh. und dahinter das berühmte Glasfenster Notre-Dame-de-Vendôme aus dem 12. Jh. Dieses Glasfenster ist als weltweit wahrscheinlich älteste Mariendarstellung in Glas einzigartig. Die Taufkapelle aus dem 16. Jh. ziert ein Taufstein aus weißem Marmor, der aus dem Schloß von Blois hierher gelangte.
Nebengebäude: an den zahlreichen Nebengebäuden hinterließen die Jahrhunderte ihre Spuren, unter anderem dienten sie in der Revolution als Gefängnis und dann unter Napoleon Bonaparte als Kaserne. Heute ist hier ein Teil der Verwaltung zu Hause. Das Kapitel zwischen Kirche und Museum ist durch den Kreuzgang aus dem 14. Jh., von dem nicht mehr viel übrig bleibt, zu besichtigen. Die Schlüssel sind im Museum erhältlich. Die zauberhaften Fresken aus dem 11. Jh. wurden vor etwa zwanzig Jahren offengelegt. Die wenigen erhaltenen Szenen lassen ein Werk bedeutenden Ausmaßes erahnen.
Museum: Zutritt am Kreuzgang. Dienstags und an Feiertagen geschlossen. Einlaß von 10-12h und von 14-18h. Über eine romanische Steintreppe gelangt der Besucher in drei Etagen, die verschiedenen Bereichen der regionalen Geschichte gewidmet sind. Das Erdgeschoß enthält Wandmalereien aus dem Vendômois und verschiedene Zeugnisse religiöser Kunst seit dem Mittelalter. In der ersten Etage finden Wanderausstellungen Platz. In der dritten Etage sind Fayencen, Skulpturen und Gemälde ausgestellt. Die vierte Etage ist Naturkunde und Archäologie gewidmet.
Place Saint-Martin: der Platz läßt sich an der Tour Saint-Martin, dem zweiten freistehenden Glockenturm der Stadt, erkennen, der sich allerdings bescheidener als der Turm der Abteikirche ausnimmt. Leider ist dem armem Turm im letzten Jahrhundert seine Kirche abhanden gekommen. Nachdem das berühmte Glockenspiel der Abtei während der Revolution beschlagnahmt und für eine Kanone eingeschmolzen worden war, wurde es in der Tour Saint-Martin nachgebildet und spielt dort nun wieder die Hymne zu Ehren Karls VII., dem Stolz aller Stadtbewohner, da er Vendôme berühmt machte mit den Worten: »Orléans, Beaugency, Notre-Dame-de-Cléry, Vendôme ...«. Diesen hübschen Platz schmücken zusätzlich die Statue Rochambeaus und ein altes, völlig intaktes Fachwerkhaus, in dem sich heute eine Kneipe eingenistet hat (s. Kap. »Ein Glas trinken«).
Parc Ronsard: Zugang über die Rue du Change. Unserer Ansicht nach einer der schönsten Orte in der Stadt, umschließen den Park doch zwei Arme des Loir. Er bildet somit ein Inselchen, das über eine Brücke zu erreichen ist. Gleich am Eingang eine mächtige Platane aus dem 18. Jh. Am rechten Flußufer das Waschhaus der Franziskaner über zwei Etagen und daneben ein malerisches Häuschen auf Pfählen aus dem 15. Jh. Am Ende des Parks, im stilvollen Hôtel du Bellay aus dem 15.-16. Jh., schließlich das Verkehrsamt, früher im Besitz der Familie des Dichters Joachim du Bellay. Die Stadtbücherei, ein Gebäude aus Stein und Ziegel aus der Zeit Ludwigs XIII. auf einer Seite des Parks, ist für ihren bedeutenden Bestand, darunter alte Handschriften und Bücher aus verschiedenen Jahrhunderten, bekannt.
Collège des oratoriens: unweit des Parc Ronsard. Der frühere Oratorianerstift beherbergt heute das Rathaus. Das ehrwürdige Gebäude aus dem 17. Jh. besuchten ganze Schülergenerationen aus der französischen Oberschicht, darunter Rochambeau (zukünftiger Held der amerikanischen Unabhängigkeit), Decazes (zukünftiger Minister Karls X.), Las Cases (später Historiker und enger Freund Napoleons) sowie Honoré de Balzac (später großer Schriftsteller), der hier seine Liebe zu den Büchern entdeckte, wie drinnen zu erfahren ist ...
Chapelle Saint-Jacques: an der Ecke zur Rue Saint-Jacques und der Rue du Change. In dieser Kapelle aus dem 13. Jh., die im 15. Jh. im Flammstil umgebaut wurde, finden bisweilen Ausstellungen und Konzerte statt.
Loir-Ufer: an der Rue du Puits ein altes Kloster mit sehenswertem Kreuzgang. Am Ende der Straße führt eine Brücke zur »Tour de l´Islette« (13. Jh.), einem der seltenen Überreste der Stadtmauer. Der Turm besticht durch seine alten Gemäuer, deren wildwachsende Pflanzen sich im Fluß spiegeln. Von der Place de la Liberté am Ende der Rue du Puits bietet sich ein lohnender Blick auf den Loir, den Turm und weiter südlich die Porte d´Eau, die früher Mühlen und Gerbereien der Stadt mit Wasser versorgte. Rundherum allerliebste Häuser. Wieder auf der Rue du Change Richtung Schloß erreichen wir die Brücke der Rue Saint-Bié, die ebenfalls einen romantischen Blick auf den Loir mit seiner Vegetation, den Seerosen und den alten Häusern am Ufer bietet. Die Auffahrt gegenüber führt zum Schloß. Ansonsten kann links in der Rue de la Ferme die Porte Saint-Georges bewundert werden.
Porte Saint-Georges: das Tor ist der besterhaltene Überrest der früheren Stadtmauer. Mit Recht sind die Bewohner der Stadt stolz auf ihr Tor. Wer in die Stadt kommt, kann seine Schönheit zusammen mit Brücke, Loir und wildwachsender Pflanzen voll und ganz erfassen. Das Tor aus dem 14. Jh. mit den alten Fensterscheiben wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrmals erneuert. Napoleon ließ es sogar erweitern, damit seine Truppen schneller hindurchreiten und -marschieren konnten!
Schloß: vom Schloß bleiben zwar nur Ruinen, beim Anstieg bietet sich jedoch ein wundervoller Blick auf das Loirtal. Schon zur Zeit der Kelten verteidigte das Schloß hoch oben auf dem Fels das Tal. In der Folgezeit befand es sich im Besitz der ersten Grafen und Herzoge des Vendômois, verfiel dann jedoch langsam, ehe ihm die Revolution den Rest gab. Heute bleiben noch ein schöner Park, Gräber und ein kleines Museum.
Was sonst noch lohnt
Bootsfahrten auf dem Loir: von Anfang Mai bis Ende September. Im Mai, Juni und September am Wochenende, im Juli und August täglich von 14-18h. Eine Fahrt dauert etwa eine halbe Stunde. Abfahrt an der Rue Moulin-Perrin. Auskunft erteilt das Verkehrsamt.
Das Verkehrsamt veranstaltet Besuche bei landwirtschaftlichen Betrieben in der Region mit einer Kostprobe der ländlichen Erzeugnisse.
Forêt de l´Oratoire: in der Nähe des TGV-Bahnhofs ein Trimm-dich- und Waldlehrpfad.
Im Sommer zeichnet ein Son et Lumière die Geschichte der Stadt nach. Das Schauspiel findet im märchenhaften Rahmen der Abtei statt. Platzkarten: Tel. 54 77 10 60.
Sehenswertes in der Umgebung
Coulommiers-la-Tour: 7 km östlich von Vendôme an der D 917 Richtung Beaugency. Wir legen dieses seltsamerweise unbekannte Dorf allen Liebhabern von Sehenswertem ans Herz. In einem versteckten Winkel bilden alte Wassergräben einen See, in dessen Mitte ein alter Turm auf einem Inselchen in den Himmel ragt. Eine Holzbrücke führt auf die Insel, wo ein kleiner Weg auf den Hügel den Rundgang am Ufer ergänzt. Welch märchenhafte Idylle: inmitten von Grün, Vogelgezwitscher und dem Geruch von Erde zeugen die Ruinen dieses geheimnisvollen Turms aus dem 12. Jh. von vergangener Herrlichkeit.
Areines: 3 km östlich von Vendôme an der D 917, dann links der Ausschilderung folgen. Diese alte Stadt aus der Römerzeit ist vor allem wegen ihrer Kirche berühmt, deren Fassade aus dem 14. Jh. eine Jungfrau schmückt. Im Innern Figuren aus dem 16.-17. Jh., aber vor allem außerordentliche Fresken, die sicher zu den schönsten im Loirtal zählen.
Rhodon: etwa 20 km östlich von Vendôme. Hinter Coulommiers in Villetrun auf die D 111, dann in Selommes auf die D 161. Wer würde in diesem verlorenen Nest eine mittelalterliche Kirche vermuten, deren Architektur einfach unglaublich ist? Wohl niemand! Glücklicherweise lieben wir Fahrten ins Blaue... Wir werden hier nicht den merkwürdigen Glockenturm beschreiben und so die Überraschung vorwegnehmen. Das gleiche gilt für den Portalvorbau, eine Art überdachter Hof mit mächtigen Holzträgern aus dem 15. Jh. Wer durch das romanische Portal die Kirche betritt, entdeckt ein stilvolles Rippengewölbe aus dem 12.-13. Jh., das wie die Wände leider stark angegriffene Malereien aus dem 15.-16. Jh. bedecken. Weiterhin eine reiche Innenausstattung mit Kanzel aus Massivholz, barockem Retabel, Taufstein aus dem 15. Jh., Grabplatten, etc. Auch auf den Fußboden mit bloßliegendem Fundament achten. Kurzum, ein gefährdetes Meisterwerk ...