Besichtigung
Angers
Sehenswert - La Doutre-Viertel
Besichtigung
Musée Jean Lurçat et de la Tapisserie contemporaine: 4, bd Arago. Am Ende des pont de la Haute-Chaîne. Tel.: 41 05 38 00, Fax: 41 05 38 09, musees@ville.angers.fr. Einlaß täglich vom 10. Juni bis zum 15. September von 9.30-12.30h und von 14-19h. Außerhalb der Saison von 10-12h und von 14-18h. Montags geschlossen.
Das Museum im früheren Saint-Jean-Hospital, dem ältesten Frankreichs, wurde im Jahre 1175 auf Befehl Heinrichs II. Plantagenet erbaut und besitzt einen riesigen Krankensaal (60 m lang, 23 m breit und 12 m hoch) mit dreiteiligem, angevinischen Gewölbe sowie einem zierlichen Rippengewölbe mit anmutigen Säulen. Das nüchterne Dekor unterstreicht die unbeschwerte Architektur als auch das Feuerwerk schlanker Linien. Damals wurden die Kranken noch in Ehren gehalten!
Der Raum enthält die zehn Wandteppiche des »Gesangs der Welt« von Jean Lurçat, Replika der »Apokalypse« im Schloß der Stadt. Jean Lurçat sah die »Apokalypse« zum erstenmal im Jahre 1938. Diese Begegnung war für ihn in seiner Entwicklung als Künstler und Ästhet ein einschneidendes Ereignis. »Eines der Meisterwerke westlicher Kunst« schrieb er. Im Jahre 1957 ließ er in Aubusson seine Antwort auf die Apokalypse anfertigen, ein riesiger Wandteppich von 80 m Länge und 4,40 m Breite aus zehn Bahnen. Er behält mehrere Elemente der Apokalypse bei: Begrenzung der Farben bei gleichzeitiger Farbkraft sowie große Farbflächen, Wiederholung der Ornamente zur Betonung des Themas.
Ursprünglich sollte der Wandteppich 125 m lang werden, aber Lurçat starb vor seiner Vollendung. Er hatte sein Werk in zwei Teile geteilt. In den ersten Bahnen findet der Schrecken, seine pessimistische Weltsicht Ausdruck: »Die große Bedrohung« (ein Adler überfliegt die Welt, ein Büffel gießt Gift über die Menschen aus), Der »Mensch von Hiroshima« (vernichtet und in Fetzen durch seine Bombe), »Das Massengrab«, »Das Ende des Alls«. Die folgenden Bahnen dagegen drücken Hoffnung aus: »Der ruhmreiche Mensch im Frieden«, »Die Eroberung des Alls«, »Champagne«, »Die Poesie« (der Poet ist der Bogenschütze, der die Dinge zu durchdringen sucht) und »Ornamentos Sagrados«. In diesem außergewöhnlichen Werk sind ebensoviele Metaphern und Symbole wie in der Apokalypse zu entdecken!
Im Vorübergehen sollte man auch in die Apotheke aus dem 17. Jh., die in ihrem ursprünglichen Zustand erhalten wurde, einen Blick werfen. Sie enthält eine sehenswerte Sammlung von Fayencen der Zeit aus Nevers, Lyon, Moustiers, Rouen, etc. Der merkwürdige Topf aus dem 18. Jh. in der Mitte diente der Vorbereitung einer Tinktur gegen Schlangenbisse.
Kreuzgang: Zugang über den hinteren Teil des Saales. Das Holzgebälk des Kreuzganges mit gekuppelten, romanischen Säulen und einfachen Kapitellen stammt zum größten Teil aus der Entstehungszeit. Hier sind Grabsteine und monumentale Kaminplatten ausgestellt. Hinter dem alten Pfarrgarten mit Brunnen, unter dem Speicher Saint-Jean (Architektur des 12. Jhs): der Eingang in die in Schiefer gegrabenen Weinkeller mit Gewölbe, Kelter und ebenerdigem Gärbehälter.
Kapelle: hier finden sich die Plantagenetgotik und das leichte Gewölbe im Anjoustil des Krankensaales wieder. Die Kapelle schmücken einige Glasfenster aus dem 13. Jh., darunter eine entzückende »Jungfrau mit Kind«, ein eigenwilliger, barocker Hauptaltar in Glockenform, Freskenspuren, Grabplatten sowie ein schmiedeeiserner Altartisch aus dem 18. Jh.
Neben dem Krankensaal beherbergt das Musée de la Tapisserie contemporaine Wanderausstellungen und ein regionales Zentrum für Textilkunst. Hier kann Teppichwebern bei der Arbeit zugesehen werden. Weitere Werke Jean Lurçats: Gemälde, Keramik, Dekorationsgegenstände sowie Ausstellungen zeitgenössischer großer Meister: Prassinos, Grau Garriga, Dom Robert und Gleb.