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Sehenswert

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Fontevraud

Sehenswert

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– Abtei von Fontevraud: geöffnet von Juni bis Mitte September von 9-19h. Von Mitte September bis Ende Oktober von 9.30-12.30h und von 14-18h (von Mitte April bis Mitte Mai bis 18.30h, sonst bis 17.30h). Am 1. Januar, 1. Mai, 1. und 11. November geschlossen. Auch Führungen von etwa einer Stunde Dauer. Tel.: 41 51 73 52, Fax: 41 38 15 44, abbaye@abbayedefontevraud.com, www.abbaye-fontevraud.com. Unmittelbar hinter der Pforte fällt das monumentale, neoklassizistische Tor, das auf den Architekten des Gefängnisses zurückgeht, ins Auge.

Die Abteikirche: ihr Baubeginn fällt in das Jahr 1104, die Fertigstellung in das Jahr 1150. Im Jahre 1119, drei Jahre nach dem Tod des Asketen und Abteigründers Robert d´Arbrissel, weihte der Papst persönlich den Chorraum. Die Fassade ist nüchtern, das klassisch romanische Portal überragt ein großzügiges Rundbogenfenster. Eine kleine Nische im Flammstil aus dem 15. Jh. lockert die Strenge jedoch etwas auf. Den kleinen Ziergiebel umrahmen zwei achteckige Glockentürmchen.

Das Innere strahlt eine ergreifende Harmonie und Geschlossenheit aus: das Spiel der Kuppeln und die Bewegung der Säulen und blinden Bogen ist vollendet aufeinander abgestimmt. Die einzigartige Ornamentik der Kapitelle (Flechtwerk, Pflanzenmotive, biblische Darstellungen, Fabeltiere) unterstreicht nur den Willen zur Einfachheit und Strenge. Querschiff mit Tonnengewölbe.

Der Chor unterscheidet sich vom Hauptschiff durch seine zahlreicheren Verzierungen, Ausdruck der Demut des Ordensgründers. Die zwölf Säulen des Chorumgangs, die auf die zwölf Apostel anspielen, überragt ein elegantes Triforium. Dies bewirkt einen aufstrebenden Eindruck, das Symbol innbrüstigen Gebets (21 m Höhe).

Die königliche Nekropolis umfaßt die Grabplatten aus polychromem Stein von Heinrich II., Richard Löwenherz, Eleonore von Aquitanien und Isabelle d´Angoulême, letztere in Holz. Es fehlen die Gräber von Jeanne, der Tochter Heinrichs II. und Raymonds VII., Herzog von Toulouse, die wahrscheinlich in den revolutionären Wirren verschollen gingen. Dank Freskenspuren auf einer Säule konnte vor kurzem der ursprüngliche Ort der Grabplatten festgestellt werden. Ein Hinweis auf Raymond VII. beweist, dass es sich um sein Grab handeln muß. Das Kircheninnere läßt die enorme Renovierungsarbeit, die geleistet wurde, erahnen. Allein die Tatsache, dass zu Zeiten des Gefängnisses hier bis zu fünf Geschosse eingezogen waren (unter der Kuppel befand sich ein Schlafsaal), zeigt dies. Paradoxerweise verhinderte gerade ihre Funktion als Gefängnis, dass die Kirche zu einem Steinbruch wurde, wie so viele ihrer Zeitgenossen.

Kreuzgang Grand Moûtier: einer der größten, bekannten Kreuzgänge eines Frauenklosters. Der Kreuzgang stammt aus dem 15. Jh., als er seinen romanischen Vorgänger ersetzte. Die einzige Seite ohne Säulen wird als früher Renaissancestil unter italienischem Einfluß betrachtet. Hier finden sich auch ein Monogramm Louise de Bourbons sowie einige stilvolle Schlußsteine.

Kapitel: Eingang und Fenster im Renaissancestil sind reich verziert. Seltsamerweise wurden zu Gefängniszeiten zugleich beträchtliche Teile abgerissen oder abgeändert, um neuen Raum zu schaffen, andererseits jedoch ebenso umfangreiche Restaurierungen vorgenommen zum Erhalt der Bausubstanz. Daher hatten ab 1860 gefangene Maurer und Bildhauer an der Renovierung des Kreuzganges und des Portals des Kapitels teil. Im Innern weist der Kachelboden aus der Entstehungszeit (16. Jh.) den Salamander Franz I. auf. Das Gewölbe stützt sich in herrlicher Linienführung auf zierliche Säulen. In diesem Raum versammelte die Äbtissin alle Gemeinschaften im Kapitel zur Beratung allgemeiner Fragen. Die Fresken aus dem Jahre 1570 stellen die Passion, den Tod und die Himmelfahrt Mariä dar. Die Bildnisse der Äbtissinnen kamen später hinzu.

Refektorium: ein weitläufiger Saal von 45 m Länge und 10 m Breite, der im 16. Jh. mit sieben langgezogenen Kreuzrippen entstand.
Romanische Küche: mit diesem originellen, faszinierenden Bau, der an ein Baptisterium oder eine Grabeskapelle denken läßt, endet unser Besuch. Es handelt sich um die letzte romanische Küche Frankreichs, die auch tour d´Evraud nach einem Gauner, der hier am Werk gewesen sein soll, genannt wird. Sie ist achteckig und mit Steinen gedeckt, wodurch der Eindruck von Fischschuppen entsteht. Die seitlichen Apsen überragen Oberlichter. Die komplexe Architektur der Küche ist atemberaubend: achteckiges Fundament gefolgt von quadratischem Mittelteil und erneut achteckigem Rauchfang. Ehe die Küche mit dem Bau des großen Refektoriums im 16. Jh. aufgegeben wurde, standen hier sechs Holzöfen und etwa zwanzig Kamine, die je nach Windrichtung zum Einsatz kamen.

Von hier richtet sich der Blick auf das Priorat Saint-Lazare auf der anderen Seite der Gärten, das von den fünf Klöstern das Kloster der Leprakranken war. Der Hauptteil der Gebäude stammt aus dem 17. Jh. Allein die Kapelle wurde bereits im Mittelalter erbaut. Heute befindet sich im Priorat ein Gästehaus für Alleinreisende. Eine Nacht in Fontevraud ist ein einmaliges Erlebnis, bei dem die Geister der Äbtissinnen natürlich weiter durch die Gänge huschen.

– Centre culturel de l´Ouest: seine Gründung geht auf die Initiative der drei Regionen Pays de Loire, Centre und Poitou-Charente, zurück, an deren Grenze sich die Abtei befindet. Ein laufendes Programm und verschiedene Veranstaltungen sollen die Fortsetzung der Restaurierungsarbeiten und die Bekanntheit der Abtei über ihre Grenzen hinaus gewährleisten. In diesem Rahmen finden Autorenlesungen, Treffen mit Künstlern, Schauspielern, historische Kolloquien, Musikworkshops, Gesang, Ausstellung von Plastiken, Theater und Konzerte renommierter Künstler statt.

– Pfarrkirche Saint-Michel: im Dorf neben der Abtei. Die im 12. Jh. erbaute Kirche umgibt eine Holzgalerie auf steinernen Säulen aus dem 18. Jh. Das Innere ist von der angevinischen Gotik beherrscht. Zwischen Haupt- und Querschiff ist ein eleganter, schwungvoller Bogen mit fünf Wölbungen sowie ein Retabel aus Tuff (17. Jh.) zu bewundern. Den Hauptaltar aus vergoldetem, geschnitztem Holz tragen korinthische Säulen. Die meisten Kunstwerke stammen aus der Abtei: ein ausgezehrter, pathetischer Christus aus Holz, eine Kreuzigung von Dumontier (16. Jh.), eine düstere Dornenkrönung, eine Kreuzigungsszene aus polychromem, geschnitztem Holz, ein Reliquienschrein mit Knochensplittern der Heiligen Placidus, Eutropia und Fortunatus.

In der Umgebung:

Die Stiftskirche von Candes-Saint-Martin (s. Kapitel »Touraine«).