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Entwicklung

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Entwicklung von Tours

Geschichte

Gebeutelt und aufgestiegen

Ein und dieselbe Stadt - Tours

Im 13. Jh. kehrt eine Ruhepause ein. Tours gehört inzwischen zur französischen Krone, dessen Steuersystem unter der Kontrolle des Königs die örtlichen Machthaber in Schranken hält. Ein wirtschaftlicher Aufschwung ist die Folge. Der heilige Ludwig läßt die Pfundmünze von Tours prägen, die bald das Pariser Pfund verdrängt und während acht Jahrhunderten in Umlauf kommt. Mit dem Schwarzen Tod (1351) und dem Hundertjährigen Krieg erweisen sich neue Befestigungsanlagen als notwendig – Rüstungswettlauf auf mittelalterlich. Der neue Mauerring vereint die beiden Städte. Martinopol und das ehemalige Caesarodunum verschmelzen zu einer Stadt: Tours.

Hauptstadt des Königreiches

Ludwig XI., der 1461 Karl VII. auf den Thron folgt, wählt Schloß Plessis in Tours zu seiner Residenz, womit Tours zur Hauptstadt des Königreichs avanciert. Dies bewirkt einen neuerlichen Aufschwung. Tours wird zu einem Treffpunkt der Künstler. Es ist die Zeit von Jean Fouquet, der sogar in Tours geboren ist. Der Handel, die Druckereien und die Goldschmiedkunst blühen. Ludwig XI., voller Lebensfreude, aber auch stets knapp bei Kasse, hat einen glänzenden Einfall: nördlich von St. Martin läßt er Maulbeerbäume anpflanzen und holt Fachleute der Seidenspinnerei nach Tours. Lyon hat das Nachsehen. Indem er den Bürgern und Handwerksmeistern dieses neuen Gewerbes bescheidene finanzielle Zugeständnisse macht, gelingt es ihm, seine durchlöcherten Taschen wieder zu stopfen. Die Sache ist geritzt.

Aufstieg und Fall einer reichen Stadt

Nach dem Tod Ludwigs XI. wandert der Hof nach Amboise ab. Trotzdem hält der Wohlstand Tours bis zur Mitte des 17. Jhs an: die Renaissancebauten in der Stadt und die zahlreichen Schlösser der näheren Umgebung zeugen davon. Eine Zeit voller Tatkraft und Ideen. Auch die Reformation findet innerhalb Tours ihre Anhänger. Der Konfessionsstreit führt schließlich im Jahre 1562 zum traurigen Massaker an den Protestanten, von denen dreihundert in der Loire enden.

Mit dem ausgehenden 17. Jh. beginnt der Abstieg. Die Bevölkerung nimmt ab. Bis zum 19. Jh. ist Tours zu einer gewöhnlichen Provinzstadt herabgesunken. Die mehrmaligen Loirehochwasser (1846, 1856 und 1866) tun ein Übriges. Zum Glück lassen einige namhafte Persönlichkeiten wie Balzac, Vigny oder Courteline, indem sie Tours zu ihrem Wohnsitz wählen, das intellektuelle und künstlerische Leben der Stadt wieder aufleben.

Der Kongreß von Tours

1920 hält die französische Sektion der II. Arbeiter-Internationalen (SFIO – »Section Française de la II. Internatinale Ouvrière«) ihren XVIII. Kongreß in Tours ab. Auf diesem Kongreß geht es um die Frage, ob man sich der III. Internationalen, im Jahr zuvor in Moskau gegründet, anschließen solle oder nicht. In der ganzen Stadt werden heiße Diskussionen geführt. Was letztendlich eintreten mußte, geschah auch: die Delegierten trennen sich, ohne einen gemeinsamen Nenner gefunden zu haben. Cachin und seine Genossen gründen die berühmte PCF, die kommunistische Partei Frankreichs. Blum und seine sozialistischen Freunde bleiben für sich.

Der Brand von 1940

Der Zweite Weltkrieg wütet bereits und die deutsche Wehrmacht rückt näher. Am 16. Juni 1940 erreicht sie Tours. Die berühmte »Loire-Schlacht« beginnt. Die Bomben zerstören etwa zwölf Hektar bebauten Geländes mitten in der Stadt. Auch die Bibliothek und die Druckerei Mame fallen dem flammenden Inferno zum Opfer. Der Wiederaufbau mußte in kurzer Zeit ein Maximum an Wohnungen schaffen. Dekorative Fassaden und künstlerische Inspirationen zeichnen die Häuser an der Nationalstraße und in der unmittelbaren Umgebung deshalb nicht aus.

Tours heute

Jean Royer ist seit 1959 ununterbrochen Bürgermeister der Stadt. Sein Bemühen war und ist es immer noch, Tours auf allen Gebieten zu fördern: Stadtentwicklung, Wirtschaft, Kultur und Kunst. Wir nehmen an, dass die Tourangeaux (Einwohner von Tours) mit ihm zufrieden sind, denn er ist nach wie vor im Amt. Mit dem Anliegen, aus der wiederhergestellten Altstadt kein Museum, sondern ein Tag und Nacht lebendiges Viertel mit Läden, Cafés und Wohnungen zu machen, hat Jean Royer in der Denkmalpflege Pionierarbeit geleistet. Wie man sieht, ist es ihm weitgehend gelungen.