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Stadt

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Sologne Berrichonne

AUBIGNY-SUR-NERE (18700)

Aubigny-sur-Nère, eine Stadt mit nur 6.000 Einwohnern, ist dennoch von Geschichte, Kultur, Architektur und Wirtschaft verwöhnt. Das könnte nicht wenig Neid erregen, aber die kleine Stadt, die zwischen der wilden Sologne und der sanften Landschaft des Berry gebettet liegt, weiß ihre Schönheit diskret zu verschweigen.

Geschichtlich gesehen ist Aubigny die Stadt der Stuart und der schottischen Allianz (s. weiter hinten). Architektonisch häufen sich hier die Fachwerkhäuser, von denen eines malerischer ist als das andere. Kulturell bietet die Stadt zahlreiche Museen, darunter ist eines einem Schriftsteller gewidmet, Ausstellungen, Märkte und verschiedene Festivals, darunter eines der Mauerpoesie. Weiterhin ist Aubigny über eine große Zahl an Verbänden hinaus auch wirtschaftlich verwöhnt, da seine fortschrittliche, mechanische Industrie europaweiter Bedeutung kaum von der Wirtschaftskrise in Mitleidenschaft gezogen wurden. Wir wollen nicht vergessen, dass es sich auch angenehm in der Stadt flanieren läßt und dass ihre Bewohnerschaft besonders gastfreundlich ist.

Etwas Geschichte

Lassen wir die römischen Ursprünge der Stadt – Albiniacum zu jener Zeit – einmal beiseite und beginnen mit Philippe Auguste, der sich gegen Ende des 12. Jhs so sehr für das kleine Aubigny erwärmen konnte, dass er sich seiner bemächtigte und es dem Königreich anschloß. Er ließ hier selbst den Sitz des Bailli, des königlichen Vertreters in der Region Berry, einrichten. Im 15. Jh. fällt das Lehnsgut an den damaligen Dauphin Karl VII. Der Hundertjährige Krieg tobt. Karl muß die Schotten – wie man weiß, die Erbfeinde der Engländer – um Hilfe ersuchen, um letztere aus Frankreich zu werfen. Johann Stuart eilt herbei und rettet mit seinen schottischen Soldaten die Franzosen in der Schlacht von Beaugé. Zum Dank schenkt Karl VII. dem Stuart ein kleines Lehnsgut. Er hatte ihm aber eine riesige Summe Geld in Form einer Jahresrente versprochen. Da das Land jedoch durch den Krieg ausgeblutet ist, kann Karl VII. nach seiner Krönung in Reims, die er – wie in diesem Buch zu erfahren ist – Jeanne d´Arc verdankt, eine solche Summe nicht aufbringen. Die einzige Lösung bestand darin, Johann Stuart das Land um Aubigny, das ihm gehörte, mit Stadt und Schloß zu vermachen. Dies war der Beginn der »Old Alliance« welche in Schottland bekannter ist als in Frankreich und die langezeit beide Länder zusammenschweißte.

In der Folge zeigte sich auch Johann Stuart nicht kleinlich: er kämpfte weiter auf der Seite Frankreichs bis er in der Schlacht von Crevant ein Auge verlor und dann in Orléans, dort wo die Befreiung des Landes begonnen hatte, verstarb. Seine Nachfahren, vertragliche Erben der Stadt, dienten weiter den französischen Königen und halfen Franz I. sogar bei der Eroberung Marignans (1515?). Natürlich trugen sie auch zur Verschönerung der Stadt bei. Ihnen ist beispielsweise das schöne Schloß La Verrerie (s. »Sancerrois und Pays Fort« zu verdanken.

Der letzte Stuart verstarb im 17. Jh. Die Stadt wurde der französischen Krone zurückgegeben, da der von Karl VII. unterzeichnete Brief aus dem Jahre 1423 bestimmte, das die Stadt den männlichen Erben vorbehalten sei. Ludwig XIV. setzte sich allerdings über den Vertrag hinweg, indem er Aubigny der hübschen Herzogin von Portsmouth, einer berühmten anglofranzösischen Intrigantin und Geliebten Karls II. von England, schenkte, der ein weit entfernter Verwandter der Stuarts war. Bis ins 19. Jh. blieb Aubigny in den Händen der Nachfahren der Herzogin.

Nützliche Adressen

  • S.I.:
  • rue de l´église (in der Nähe der Kirche). Tel./Fax: 48 58 40 20, tourisme@aubigny.org, www.aubigny.org. Täglich geöffnet von 10-12h und von 14-18h. Von Oktober bis Mai dieselben Öffnungszeiten, aber im Rathaus.
    Das Syndicat organisiert kostenlose Stadtführungen in Begleitung seines Leiters Jacques Durand.

  • Ausritte: Auskunft unter: Tel.: 48 58 37 51 oder 48 73 64 19. In der Kutsche: Tel. 48 73 85 77.
  • Kulturelle Veranstaltungen

    Für eine Stadt dieser Größenordnung regt sich erstaunlich viel auf dem kulturellen Sektor. Im Syndicat d´initiative ist ein Veranstaltungskalender erhältlich. Hier schon mal die bedeutendsten und originellsten Veranstaltungen:

    – Mai: Festival de Poésie murale. Im Syndicat d´initiative ist der genaue Termin zu erfahren. Ein für Frankreich seltenes Festival, zu dem die Stadt seit fünfzehn Jahren Dichter einlädt. Max-Pol Fouchet ist schon da gewesen und Aragon ist hier zum letztenmal in der Öffentlichkeit aufgetreten!
    – Juli-August: Kunstmesse der Sologne.
    – Mitte Juli: Schottisch-französisches Fest. An zwei Tagen das große historische Fest Aubignys mit Umzug, Reitschau, Verköstigung auf dem Marktplatz, Feuerwerk, Beleuchtung des Schlosses und kostenlosen Bällen.
    – Ende Juli, Anfang August: Sommer der Musik.