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Montrichard

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Tal des Cher

Wir beschreiben das nun das untere Chertal, im Süden bis zur Grenze des Département Loir et Cher, zwischen Chenonceaux und Vierzon. Durch das Tal verläuft die N 76.

Im Windschatten des Loiretals, das es in der Umgebung von Tours streift, nachdem die Sologne die beiden Flüsse getrennt hat, erwuchsen dem Tal des Cher im Laufe der Geschichte gleichwohl seine eigenen Schätze. Wie fast alle Flußufer wurde das Chertal schon seit der Frühgeschichte besiedelt und erwies sich auch in der Römerzeit als fruchtbarer Boden für die neue Zivilisation, was unter anderem die Siedlung von Thésée-la-Romainebeweist. Anschließend entstanden hier in der Feudalzeit ausgedehnte Lehen. Danach kam es inmitten mittelalterlicher Ruinen zum Bau prächtiger Schlösser, darunter Chenonceau, das wir an dieser Stelle beiseite lassen, Selles-sur-Cher, Gué-Péan, Valençay ...

Auch die Religion trug ihren Teil bei: beispielsweise mit der Stiftskirche Saint-Aignan oder der alten Abtei von Pontlevoy. Am Ende unserer Reise erwartet uns das hübsche Dorf Mennetou im Schutze seiner ehrwürdigen Stadtmauer, die allerdings durch die Nationalstraße stark angegriffen ist!

Soviele Sehenswürdigkeiten werden unsere Leser davon überzeugt haben, dass ein kurzer Abstecher in dieses Tal nicht genügt, sondern eine ausgiebige Fahrt Teil der Reise sein sollte, um das Département auch mit allen seinen Schönheiten kennenzulernen.

MONTRICHARD (41400)

Das gefällige Städtchen Montrichard zieht sich am Cher entlang. Besonders an der Stadtausfahrt führt die Straße nach Vierzon am schönen Ufer entlang. Die Flußmitte markiert eine Insel. Die Altstadt schmücken zahlreiche historische Gebäude, darunter Fachwerkhäuser, und auf einem Felsvorsprung beherrscht ein mächtiger, quadratischer Bergfried aus dem 11. Jh. das Stadtbild.

Ein kleiner Hinweis: das »t« in Montrichard wird ausgesprochen!

Nützliche Adressen

  • Maison du tourisme: 1, rue du Pont. Das Verkehrsamt unweit der Kirche, am Fuße des Bergfrieds, hat sich in einem fotogenen Fachwerkhaus eingenistet. Zu erreichen unter Tel.: 54 32 05 10, Fax: 54.85.23.87, office.tourisme.montrichard@wanadoo.fr, www.montrichard.fr. Im Sommer täglich geöffnet von 9-12h und von 14-18h. Sonntags und feiertags von 10-12h. Außerhalb der Saison dienstags geschlossen.
  • EXPOVAL (Maison des Produits de la Vallée du Cher): Saint-Georges-sur-Cher, F-41400 Montrichard, Tel. 54 32 33 77; hier erhält man praktische Auskünfte zur Ferienstraße »Route de la Vallée du Cher« durch die Départements Indre-et-Loir, Loir et Cher, Indre und Cher mit Fortsetzung in der Region Auvergne.
  • Kost & Logis

    Camping municipal L´Etourneau: rue Vieille-de-Tours (am Cher). Tel.: 54 32 10 16. Einlaß von Ostern bis Mitte Oktober. In der Stadt gibt es nur diesen Campingplatz mit neunzig Stellplätzen. Gut ausgestattet und verfügt über Elektrizität, warme Duschen, Telefonhäuschen, ein Waschhaus, Kinderspielplatz, etc.

    Hôtel de la Croix Blanche: 64, rue Nationale. An der Hauptstraße, in der Nähe des Bergfrieds. Tel.: 54 32 30 87, Fax: 54 32 91 00. Die Zimmer dieses tadellos sauberen Hotels enthalten alle Bad, WC und Telefon. Nach Zimmer zur Gartenseite mit Blick auf den Cher fragen. Ein ausgezeichnetes Hotel. Hier wird zwar nicht gekocht, aber der Inhaber ist derselbe wie im Hôtel Bellevue (s. unten), wo die Küche köstlich ist.

    Hôtel de la Tête Noire: 24, rue de Tours. Tel.: 54 32 05 55, Fax: 54 32 78 37. Die einfachen, aber gepflegten Zimmer dieses traditionellen, provinziellen Hotels verfügen über Dusche und WC. Die Menüs im Restaurant sind eher langweilig.

    Schon schicker

    Le Bellevue: 22 quai République, Tel.: 54 32 06 17, Fax: 54 32 48 06, contact@hotel-le-bellevue41.com, www.hotel-le-bellevue41.com. Ganzjährig geöffnet. Dieses Luxushotel der Stadt in einem geräumigen, weißen Gebäude beschert seinen Gästen einen Panoramablick auf den Cher. Die Zimmer sind zwar teuer, aber auch komfortabel. Der Ideenreichtum der Küche läßt etwas zu wünschen übrig, schmackhaft und reichhaltig.

    Sehenswertes

    – Bergfried: von Mitte Juni bis Ende August täglich Besichtigungen. Im September und von Palmsonntag bis Mitte Juni nur am Wochenende. Zutritt von 9.30-11.30h und von 14-18h. Tel.: 54 32 04 96. Zwanzig Minuten lang wird über Lautsprecher die Geschichte des Schlosses erzählt. Dieser Vortrag ist alle halbe Stunde zu hören.

    Der mächtige Steinturm aus dem frühen 12. Jh. ist der einzige, fast vollständig erhaltene Überrest der Festung, die einst dem Schutz des Tales diente. Auf einem erholsamen Gang zwischen den Ruinen bietet sich ein schöner Blick auf die Stadt. Die Geschichte dieser Festung ist untrennbar mit der Geschichte der Grafschaften des Anjou und der Touraine und somit der Geschichte Frankreichs verbunden. Der Ort gewann angesichts seiner strategischen Lage in zahlreichen Auseinandersetzungen zwischen den ortsansässigen Lehnsherrn an Bedeutung, woraufhin die Festung errichtet wurde.

    Hugues I. von Amboise und von Chaumont bemächtigt sich ihrer im Jahre 1109 und stattet sie mit dem Bergfried aus. Als jedoch Heinrich II. Plantagenet, Lehnsherr des Anjou und der Touraine, zum König von England gekrönt wird, fällt Montrichard an England. Obwohl Richard Löwenherz die Festung mit hohen Mauern umgibt, brennt die Stadt während der Belagerung durch Philippe August teilweise ab. Letzterer befreit die Region endgültig vom englischen Joch, und Richard Löwenherz verbringt einige Jahre als Gefangener im Burgfried. Zwei Jahrhunderte später weilt Ludwig XI., Herr von Amboise, zeitweise in Montrichard. Hier verheiratet er auch seine zwölfjährige (!) Tochter Jeanne mit dem künftigen Ludwig XII., der damals ganze vierzehn Lenze zählte.

    Im 16. Jh. beehrt Franz I. die Stadt, um hier zu jagen. Er soll im Schloß »Öfen für Hähnchen« gehabt haben, Vorläufer der modernen Brutkästen! Karl V. dagegen, der auf seiner Reise durch Frankreich in Montrichard Station machte, fand an den Hähnchen kein Vergnügen, sondern an den Weinen der Touraine, die er in seinen Memoiren über den grünen Klee lobte: er fand den Wein der Stadt so fruchtig, wie er es sich schon immer gewünscht hatte ...

    Während der Religionskriege, die das Land verwüsteten, hauchte die Festung ihren Atem aus. Nach dem Tod Heinrichs III. marschiert die protestantische Armee nach Montrichard, das sich in der Hand der Liga befindet, die jedoch lieber das Weite sucht. Vermutlich auf Befehl Heinrichs IV. wird die Festung schließlich dem Erdboden gleichgemacht.

    – Musées de la ville: am Schloßeingang. Es gelten dieselbe Eintrittskarte und dieselben Öffnungszeiten wie für den Burgfried. Die acht Museumsräume sind Themen wie Geschichte und Archäologie der Region gewidmet.

    – Eglise Sainte-Croix: am Fuße des Burgfrieds. Hier ehelichte die Tochter Ludwigs XI., gerade heiratsfähig, ihren Cousin, den Herzog von Orléans, der noch ein Junge war ... und die Kirche gab zu so etwas ihr Einverständnis? Die Geschichte dieser Ehe liest denn auch wie eine Tragödie. Die Jungvermählte war, entgegen der sonst üblichen Erzählungen, potthäßlich. Darüberhinaus konnte sie keine Kinder gebären. So hatte der Bräutigam bald genug von ihr. Aber der mit allen Wassern gewaschene Ludwig XI. verfolgte nur ein Ziel, dass in der Auslöschung des Geschlechts derer von Orléans, seines Rivalen, bestand. Das Schicksal wollte es allerdings anders: seine Söhne starben eines frühzeitigen Todes, und Ludwig von Orléans fand sich auf dem Thron wieder! Nach diesem Vorspann bleibt zu sagen, dass die Kirche mit ihrem Portal und den Arkaturen aus der Romanik sich nicht zu verstecken braucht.

    – Historische Gebäude: rund um die Kirche. Das Maison Ave Maria aus dem 15. Jh., in dem sich heute das Verkehrsamt befindet, ist mit den geschnitzten Balken, seinem Ziergiebel und seinen Säulen besonders stilvoll gebaut. Das Maison du Prêche hinter der Kirche aus dem 12. Jh. überlebte als ältestes Haus der Stadt als einziges Brände und Kriege. Eine Broschüre des »Maison du tourisme« beschreibt weitere alte Gebäude Montrichards.

    – Eglise de Nanteuil: an der Straße nach Amboise. Trotz romanischer Teile der Kirche herrscht die Gotik vor. Besonders sehenswert sind das angevinische Gewölbe aus dem 13. Jh. und die erhöhte Kapelle Ludwigs XI.

    – Caves de Monmousseau: an der Straße nach Vierzon. Tel.: 54 32 35 15, monmousseau@monmousseau.com, www.monmousseau.com. Täglich geöffnet von Ostern bis Allerheiligen von 9-11.30h und von 14-18h. Den Rest des Jahres am Wochenende geschlossen. Eintritt frei. Die ehemaligen Steinbrüche, aus denen der Stein von Bourré zum Erbau der Loireschlösser stammte, beherbergen wegen der idealen Temperaturverhältnisse heute Weinkeller, in denen sich Flasche an Flasche reiht. Seltsamerweise weckt die hier herrschende Kühle den Durst. Da kommt die kleine Weinprobe am Ausgang natürlich ganz gelegen. Wirklich allerliebst.

    In der Umgebung

    – Pilzkultur von Bourré: 40, route des Roches, in Bourré (wie man sich denken kann). Drei Kilometer von Montrichard an der D 176. Tel. 54 32 95 33, Fax: 54 32 42 99. Zutritt von Ende April bis Ende Oktober täglich außer sonntagmorgens. Stündliche Führungen von 10-12h und von 14-18h.

    Auch hier wurde wie in den vorgenannten Weinkellern der Stein, der den Namen des Dorfes trägt, für die Errichtung der Schlösser unterirdisch abgebaut. So ziehen sich unter dem Dorf und seiner Umgebung mehrere hundert Kilometer lange Gänge hin. Seit dem letzten Jahrhundert dienen diese Höhlen mit ihrer besonders geeigneten Luftfeuchtigkeit der Pilzkultur, die zu den bedeutendsten Frankreichs zählt. Wer die ganz spezielle »Fabrik« besucht, erfährt somit alles über die Aufzucht der kleinen und doch so leckeren Gewächse. Natürlich runden den Besuch der Verkauf von Pilzen, aber auch anderer regionaler Erzeugnisse ab.