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Lavardin

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Bilderbuchdorf der Loire

LAVARDIN (41800)

Lavardin, wenige Kilometer von Montoire entfernt, ist sicher das niedlichste Dörfchen im Tal des Loir, gilt aber auch mit Recht als eines der schönsten Dörfer Frankreichs.

Vom rechten Loirufer kommend beherrscht schon ein Bergfried das Tal, ehe der Besucher über eine gotische Brücke in diesen friedlichen, geschichtsträchtigen Ort gelangt. Denn vor uns haben unter anderem bereits Heinrich II., Richard Löwenherz, Karl VII. und Heinrich IV. diese Brücke überquert. Seltsamerweise hat der Massentourismus dieses alte, gepflegte Dorf bisher verschont, in dem historische Schätze an jeder Ecke zu warten scheinen: eine romanische Kirche mit berühmten Fresken, eine Burg, historische Gebäude, reizvolle Straßen und Höhlenhäuser im Kalkfelsen über dem Tal.

Wer Lavardin, von seiner Anmut gefangengenommen, noch nicht verlassen mag und mehr wissen möchte, stattet Jean Bernadac, einem liebenswürdigen, kulturbesessenen Künstler einen Besuch ab, der im Atelier gegenüber des »Relais d´Antan« ausstellt. Als großer Freund des Vendômois ist er eine nie versiegende Quelle des Wissens über die Geschichte der Region sowie die ungewöhnlichen, mittelalterlichen Fresken in den meisten Kirchen. Er hat im übrigen ein kleines Buch über die Fresken von Lavardin geschrieben, das er neben seinen hübschen Zeichnungen zum Verkauf anbietet.

Nützliche Adressen

  • S. I.: 16, place Clémenceau, Tel.: 54 85 23 30, montoire@tourisme.cc, www.lavardin.org. Von 1. April bis 1. Oktober geöffnet von 10-12h und von 15-19h. Sonn- und Feiertags von 11-13h. Von 1. Oktober bis 1. April stehen die Türen von 10-12h und von 15-17h offen, Sonntag und Montag geschlossen.
  • Kost & Logis

    Zwei Gîtes ruraux: unterhalb des »Atelier Donjon«, in der Nähe des »Relais d´Antan«. Auskunft erteilt Madame Landois, neben dem Rathaus.

    Le Relais d´Antan: am Fuße der Brücke. Tel. 54 86 61 33, Fax: 54 85 06 46. Dienstagabends und mittwochs geschlossen. Der Küche dieses traditionellen Gasthofes eilt in der Region ein guter Ruf voraus. Hinzu kommen eine einladende Terrasse am Flußufer und junge, sympathische Inhaber. Die Speisesäle sind rustikal im Stil des Mittelalters eingerichtet. Reichhaltige, köstliche Menüs mit unter anderem Weichkäse mit Schnecken oder gerollter Ente in Armagnac (hmm!), Zander mit Kresse pochiert, Nuß vom Kalb oder Lamm, dann Salat oder Käse und schließlich hausgemachtes Gebäck. Für den Bärenhunger stehen auch teurere Menüs auf dem Programm. Dies ist auch eines der wenigen Restaurants in der Region, in dem Proben der Weine des Vendômois gekauft werden können. Wer hierher kommt, sollte also nicht zögern ... Ein letzter Hinweis: da dieses exzellente Haus nicht auf uns wartet, um seine Tische zu besetzen, sich rechtzeitig anmelden.

    Sehenswertes

    – Kirche Saint-Genest de Lavardin: dieses bemerkenswerte Bauwerk aus dem Mittelalter gibt seine Schönheit nicht auf den ersten Blick preis. Nur der aufmerksame Besucher wird den ihm eigenen Reiz entdecken. Der mächtige, quadratische Turm aus dem 11. Jh., der eher bei einer Burg zu erwarten wäre, fällt jedenfalls sofort ins Auge. Außer für die meist geheimnisvollen Skulpturen an den Außenwänden ist die Kirche für ihre Ornamente im Innern bekannt. Denn auch hier wurden bedeutende Fresken aus dem 12.-14. Jh. offengelegt, die übertüncht wurden, als die Freskenmalerei nicht mehr gefiel. Noch heute bleibt es ein Rätsel, wie solche Schätze so lange unter simplem Kalk verborgen bleiben konnten. Die Restaurierung der Fresken erfordert jedoch viel Zeit, Behutsamkeit und ... finanzielle Mittel. Bewundernswert sind auch die mit primitiven Motiven verzierten und bemalten Säulen in Kirchenschiff und Chor.

    – Die Burg: oder vielmehr, was davon bleibt. Ein ausgeschilderter Weg führt vom Dorf zu den Ruinen oberhalb des Loir. Wegen Ausgrabungen ist die Besichtigung gegenwärtig untersagt. Die im 11. Jh. errichtete Burg wurde bis ins 15. Jh. von den Grafen von Vendôme wiederholt verändert. Die ungewöhnliche Architektur liegt in den verschiedenen Bauhöhen begründet, von denen jede reliefartig den vorangegangenen Bau schützen sollte. Diese Bauweise entspricht genau den Erfordernissen des Ortes.

    – Höhlenhäuser: wir hätten nicht gedacht, dass in dieser Gegend diese merkwürdigen Wohnstätten so zahlreich vertreten sind, und empfehlen daher folgende kleine Expedition auf den Spuren der Höhlenhäuser. Ganz nebenbei bietet diese einen wunderbaren Gesamtblick auf dieses liebliche Dorf. Schlagen wir den Weg »la rotte aux biques« gegenüber der Bäckerei hinter der Kirche ein. Er führt zunächst kurz durch´s Grüne und dann einige hundert Meter an Felsenhöhlen vorbei. Hier und da bietet sich ein schöner Panoramablick auf die spitzen Dorfdächer, Burg, Kirche und den Loir. Einige Höhlenhäuser wurden in Sommerwohnungen verwandelt mit schillernden Namen wie »l´Oasis«, »Château Chèvre« ... Obacht: es gibt zwei Wege, von denen der geteerte zum Ortsausgang von Lavardin führt. Wir nehmen den Weg links im Anstieg auf der Höhe des »Château Chèvre«. Der steile Pfad verläuft unter Bäumen her. Von der Spitze bietet sich ein wunderbarer Blick auf den Fluß und das Umland.

    – Alte Gebäude: bei einem Erkundungsgang durch die Dorfstraßen hatten wir die Qual der Wahl. Nicht alle Häuser besitzen eine historische Bedeutung, aber der Reiz des Ganzen mit seinen fröhlichen, blumigen Straßen wiegt alle Geschichtsbücher auf. Wir weisen insbesondere hin auf das ehemalige Priorat aus dem 12.-14. Jh., in dem sich heute das Rathaus befindet, und die Gebäude aus dem 14.-16. Jh. an der Straße nach Villavard.