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Villandry

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Schloss aus der Renaissance

VILLANDRY (37510)

Im Schloß von Villandry, oberhalb des Zusammenflusses von Cher und Loire eines der letzten Renaissanceschlösser im Loiretal (1536), fließen selbst zwei Regionalstile zusammen: es stellt nicht mehr ein echtes Loireschloß dar und ist schon ein wenig dem Baustil der Ile-de-France verwandt, wohin der Hof abwanderte.

So schließen beispielsweise nicht mehr Erkertürmchen, sondern quadratische Wachhäuschen die Flügel ab, wie jetzt auch eine Arkadengalerie sich um den gepflasterten Ehrenhof zieht.

Im 18. Jh., nahm der damalige Eigentümer, Michel-Ange de Castellane, dem Zeitgeist entsprechend, einige Veränderungen vor, indem er unter anderem der Fassade falsche Fenster beifügte. Der alte Turm aus dem 12. Jh. wurde mit einem achteckigen Dach versehen. Der überladene Eindruck, den das extravagante Ganze gemacht haben muß, läßt sich leicht ausmalen. Zur Krönung umgab das Schloß nun kein französischer Garten mehr, sondern ein englischer. Und dann hat jeder Besitzer seinen eigenen Geschmack, allerdings nicht immer. Im Jahre 1906 machte sich Joachim Carvallo, ein spanischer Wissenschaftler und der Großvater des heutigen Hausherrn, daran, das Schloß wieder seinem ursprünglichen Zustand des 16. Jhs anzugleichen. Ihm verdanken wir somit das heutige Aussehen des Anwesens.

Sehenswertes

– Schloß: Tel.: 47 50 02 09, Fax: 2 47 50 12 85, info@chateauvillandry.com, www.chateauvillandry.com. Das Schloss kann von 2. Februar bis 13. November und in den Weihnachtsferien besichtigt werden. Geführte Touren werden angeboten.

Eine bedeutende Gemäldesammlung (16.-18. Jh.) findet sich über die der Öffentlichkeit zugänglichen Räume verstreut: aus der Schule Goyas das von der blutigen Unterwerfung des spanischen Volkes durch die französische Armee unter dem Befehl Murats im Jahre 1807 inspirierte, furchtbare Gemälde »An den Haaren erhängter Enthaupteter«, der »Zwerg«, die »Junge Kranke«, etc, aus der Schule Zurbaràns ein auffallend schlichtes Stilleben »Landbrot«, die ausdrucksstarke »Agonie des heiligen Franziskus«, etc., aber auch deutsche (16. Jh.) und flämische (17. Jh.) Meister, darunter vier Holzmalereien in lebhaften Farben mit »Szenen aus dem Leben Jesu«.

Für uns war die arabische Decke der Höhepunkt des Besuches. Sie stammt aus einer im 13. Jh. in Spanien errichteten Moschee und wurde von Joachim Carvallo in Toledo erstanden. Damals war sie in über 3.000 Teile zerlegt. Ein echtes Puzzle aus Zedernholz mit Blattgold.

Vom Turm bietet sich ein Ausblick auf die Schloßanlage.

– Schloßgärten: auf drei verschiedenen Ebenen. Die Gärten sind vom 1. Januar bis 29. Oktober täglich ab 9h für Besucher zugänglich, von Juni bis September bis 19.30h und in der Nebensaison bis frühstens 17h. Der Ziergarten auf mittlerer Ebene, an der Südfassade des Schlosses, weist hohe Buchsbäume und vier Teile auf, in denen die vier Formen der Liebe dargestellt sind. Die angedeuteten Schwerter lassen an das Duell und somit die tragische Liebe denken. Im Sommer ist der Boden wie mit Blut mit roten Blumen übersät. In einem anderen Teil verweisen vier Fächer als Symbol der Leichtlebigkeit mit Hörnern der betrogenen Liebe dazwischen auf die unbeständige Liebe. Der Kräutergarten seinerseits im unteren Teil des Gartens ist eine Augenweide.

Verköstigung im Umkreis von Villandry

Domaine de la Giraudière: 1 km auf der Straße von Druye. Tel.: 47 50 08 60, Fax: 47 50 06 60, info@letapegourmande.com, www.letapegourmande.com. Einlaß täglich vom 15. März bis zum 15. November von 12-22h. Gut ausgeschildert ab Villandry. In einem originellen Bauernhof aus dem 17. Jh. kann man bei gemütlicher Atmosphäre in dem ehemaligen, renovierten Pferdestall oder auf der Terrasse warme und kalte Mahlzeiten zu sich nehmen. Außerdem wird leckerer, von einem früheren Beamten des französischen Außenministeriums hergestellter Ziegenkäse zum Verkauf angeboten.

Sich umschauen in der Umgebung

Tropfsteinhöhlen von Savonnières: Place L. Reverdy, 2,5 km von Villandry Richtung Tours. Zutritt täglich von 9-19h vom 1. April bis zum 15. Oktober, von 9-12h und von 14-18.30h vom 8. Februar bis zum 31. März (bis 18h vom 16. Oktober bis zum 20. Dezember). Parkmöglichkeit gegenüber der Höhlen. Tel.: 47 50 00 09, Fax: 47 50 01 03. Die beiden Höhlen aus dem Erdmittelalter umfassen eine Reihe von Räumen, an die ein unterirdischer See grenzt. Die erste, bereits 1547 durch den französischen Fayencekünstler Bernard Palissy beschriebene Höhle ist faszinierender als die vier Jahrhunderte später entdeckte, zweite Höhle. Das Wasser tropft unablässig vom Kalkgestein herunter, wodurch sich jährlich ein Zentimeter Kalzit ablagert. Die Beispiele prähistorischer Fauna wurden anhand von Skeletten rekonstituiert, die man, bis sie ihre echte Größe erreicht hatten, mit Kalk überziehen ließ. In einem kleinen, etwas höhergelegenen Raum diente ein römischer Friedhof Mitgliedern der Résistance im Zweiten Weltkrieg als Unterschlupf. Etwas weiter liegen die verschiedensten Gegenstände unter einer Kaskade von Sickerwasser zur Demonstration des unglaublich schnellen Prozesses der Versteinerung. Selbst Artischocken fehlen nicht. Natürlich sind hier Stalaktiten, Faltenwürfe und andere Konkretionen zu sehen. In der zweiten Höhle werden vor allem zum Verkauf bestimmte, versteinerte Abgüsse hergestellt.

Zum Abschluß des Besuches eine Weinprobe des »Rosé savonnières«, dessen Reben auf der Felshöhe wachsen.