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Champigny-sur-Veude

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Schloß war kurz vor dem Abriß

CHAMPIGNY-SUR-VEUDE (37120)

Champigny, 6 km nördlich von Richelieu, ist vor allem wegen der Glasfenster der Kapelle Saint-Louis berühmt. Die im 16. Jh. von den ersten Bourbonen errichtete Kapelle entging dem Schicksal des inzwischen von der Bildfläche verschwundenen Schlosses. Tatsächlich erreichte Richelieu, der ein der Pracht nach seinem Schloß in nichts nachstehendes Gebäude in seiner Umgebung nicht ertragen konnte, dass der ihm in allem gefügige Ludwig XIII. Champigny im Austausch gegen ein geringerwertiges Anwesen überließ.

Infolgedessen mußte die Schwägerin des Königs ihre Koffer packen, und der Kardinal konnte das Schloß dem Erdboden gleichmachen, so dass sich heute sein früheres Aussehen nicht einmal mehr erahnen läßt. Die Stiftskirche konnte gerade noch gerettet werden. Da sie als heilige Kapelle – sie soll einen Splitter des echten Kreuzes enthalten haben – unmittelbar dem Papst unterstand, mußte der sonst wenig zimperliche Kardinal zur Vollendung seines Vorhabens den Papst um Genehmigung ersuchen. Papst Urban VIII. ließ überprüfen, ob die von Richelieu angeführten Mauerrisse einen Abriß rechtfertigten. Entgegen der Behauptungen des Kardinals wurde festgestellt, dass die Kirche wunderschön sei und sich in bestem Zustand befinde. Gott sei Dank!

Das heutige Gebäude (16. Jh.) mit Rundtürmen und zwei rechtwinklig vorspringenden Flügeln beherbergte das Dienstpersonal. Die bombastischen Ausmaße der Türme lassen auf den vergangenen Glanz des Schlosses schließen.

Sehenswürdigkeiten

– Heilige Kapelle: geöffnet vom 1. April bis zum 1. Oktober von 9-12h und von 14-18h. Dienstags geschlossen. Natürlich stellen die Glasfenster das zentrale Element der Kapelle dar, aber der geschickt gewählte Platz des Portals aus der Renaissance innerhalb der gotischen Fassade, die auch die Glasfenster umschließt, verleiht der Kapelle ihren eigenen Liebreiz. Unterhalb des Portalvorbaus mit Kassettengewölbe befindet sich das eigentliche Portal mit vier Bildflächen, die jeweils eine Tugend des Kardinals symbolisieren. In dem früher mit Gold eingelegten, linken Seitenportal sind heute die drei christlichen Tugenden: Glaube, Hoffnung und Liebe zu sehen.

Die Glasfenster im Innern weisen jeweils eine Dreiteilung auf: oben biblische Motive, in der Mitte das Leben des heiligen Ludwig, darunter Mitglieder des Adelsgeschlechts Bourbon-Montpensier. Wer will kann sich über die senkrechte Gliederung hinwegsetzen und die Darstellungen waagrecht lesen! In einigen Glasfenstern dominiert eine Farbe, beispielsweise Braun für die Kriegsszenen. Bemerkenswert ist auch der samtene Effekt der purpurnen und blauen Mäntel. Eine Pracht!

– Im Ort selbst finden sich noch einige Häuser aus dem 16. Jh. sowie Spuren eines Klosters.

In der Umgebung

Château du Riveau: von Champigny an der D 749 Richtung Chinon und dann in Coudray rechts. Gut ausgeschildert. Einlaß von Ostern bis zum 1. Oktober täglich von 10-12h und von 14-18.30h. Das Schloss gehört zu Lémeré, Tel.: 47 95 77 47, Fax: 47-95-78-46, rivau@club-internet.fr,
www.chateaudurivau.com

In einer kleinen Talmulde, am Ende einer leicht abfallenden Baumallee stößt man auf diese elegante Festung. Das Schloß aus dem 13. Jh., das im 15. Jh. befestigt wurde, besitzt einen mächtigen, quadratischen Turm mit Vorbau und Pechnasen sowie einen überdachten Wehrgang. Hier überquert eine Zugbrücke den seit langem trockenen Schloßgraben. Zur Freude von groß und klein wird ihr Funktionieren heute noch demonstriert. Zwischen den vertikalen Rillen der Brücke zeichnen sich an der Fassade in den Stein geritzte Zahlen einer früheren Sonnenuhr ab. Uns hat jedoch ganz besonders das Innere des Schlosses gefallen. Man fühlt sich sofort wie zu Hause. Dort lebt nämlich der Maler Pierre-Laurent Brenot, führender Kopf der Schule des poetischen Realismus, und seine über das gesamte Gebäude verstreuten Gemälde und Staffeleien machen das Schloß so lebendig. Die wuchtigen, eichenen Deckenträger aus der Entstehungszeit des Schlosses, die dicksten an der Loire überhaupt, die massiven Kamine sowie die Möbel sind für den Eindruck von Schutz und Bodenständigkeit verantwortlich.