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Montrésor

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Zwischenstopp im Touraine

MONTRESOR (37460)

Montrésor, zu deutsch etwa kleines Schmuckstück wurde als eines der schönsten Dörfer Frankreichs ausgezeichnet. So besitzt es seinen Namen mit Fug und Recht. Natürlich ruft ein socher Name die Geschichtenerzähler auf den Plan. Auch Ihnen wollen wir eine ihrer Geschichten nicht vorenthalten: es war einmal ... der junge König Gontran, Enkel Chlodwigs. An einem Bächlein schlafend, träumte ihm von einem in einer Höhle verborgenen Schatz. Kurz darauf sieht sein Stallmeister eine Eidechse über das Gesicht seines Herrn laufen, die vom nahegelegenen Felshang goldüberzogen zurückkehrt. Aus seinem Schlaf erwacht, sucht der junge König mit seinem Freund den Felsen nach dem Schatz ab, bis er ihn gefunden hat. Ist das nicht eine zauberhafte Geschichte? In Wirklichkeit ist leider alles viel prosaischer: im Mittelalter gehörte die Domäne dem Schatzmeister des Domkapitels von Tours und trug den Namen Mont du trésorier (Hang des Schatzmeisters). Wie dem auch sei, uns gefiel dieses niedliche Dorf, dessen Ziegeldächer sich im Fluß, unter dem wohlwollenden Schutz des Schlosses auf dem Felsvorsprung, spiegeln.

Nützliche Adressen und Auskünfte

  • S.I.: 43, Grande Rue, Tel.: 47 92 70 71, Fax: 47 92 70 89, contact@tourisme-valdindrois-montresor.com, www.tourisme-valdindrois-montresor.com
  • Müde? Hungrig?

    Camping municipal: am Ufer des Indrois. Gegenüber der Stiftskirche auf der kleinen Straße Richtung Fluß. Eintritt frei. Ein schattiger Campingplatz mit vorsintflutlichen sanitären Anlagen.

    Café de la Ville: 29 Grande rue, auf der Terrasse gegenüber des Schlosses, Tel.: 47 92 75 31, Fax: 47 92 66 83. Ein kleines Restaurant neben der Bar mit einfacher Tagesküche: Omelettes, Sandwiches und Menüs.

    Die übrigen Übernachtungsmöglichkeiten sind unter »Übernachten in der Umgebung« aufgeführt.

    – Schloß: Zutritt täglich vom 1. April bis Allerheiligen 10-12h und 14-18h.

    Auf der Spitze des Felsen spiegelt dieses Schloß sich ohne Unterlaß im Fluß. Der Bau einer Festung in Montrésor im 11. Jh. durch Foulques Nerra, diesen Bauwütigen von Türmen und Abteien, lag sicherlich nicht in einem Anwandel von Romantik begründet. Im übrigen errichtet niemand eine doppelte Ringmauer zu Ehren der Landschaft. Diese Mauer ist heute noch sichtbar. Die beiden mächtigen Eingangstürme und die Ecktürme stammen aus dem 12. Jh. Ende des 15. Jhs richtet sich Ymbert de Bastarnay, der all die kleinen Geheimnisse Ludwigs XI., Karls VIII., Ludwigs XII. und Franz I. – nicht gerade zu verachten – kannte, hier ein Lustschloß ein, von dem noch der die Indre beherrschende Hauptflügel bleibt. Seit 1849 befindet sich das Schloß in den Händen der Nachkommen des Comte de Branicki aus Polen, einem Vertrauten Napoleons III. Dort stapeln sich – eher als sie ausgestellt sind – auf engem Raum Reichtümer unschätzbaren Werts. Eine bessere Präsentation wäre wünschenswert. Jagdtrophäen, Gemälde italienischer Vertreter der Primiven (Raphael, Caravaggio, Veronese), Goldschmiedearbeiten aus Nürnberg (16. Jh.), Intarsienarbeiten der italienischen Renaissance und sogar das Tresor der polnischen Könige. Wirklich ein Drunter und Drüber.

    – Collégiale: diese Stiftkirche, eines der schönsten Renaissancegebäude in der Touraine, entstand im 16. Jh. als Grabeskirche der Familie Bastarnay. Die Verzierungen an der Außenfassade wie auch im Innern sind ungemein fein gearbeitet. Aus dem 16. Jh. bleiben zwei Glasfenster, von früher achtzehn: die Passion und die Kreuzigung. Die Medaillons des Chorgestühls zeigen die Personen am Hof. Außerdem schmücken vier Gemälde der italienischen Schule des 16. Jhs das Kirchenschiff. Am beeindruckendsten ist jedoch zweifelsohne die Verkündigung von Philippe de Champaigne (17. Jh.) links in der Chorkapelle. Schließlich – denn wegen der hier beigesetzten Toten sind wir ja gekommen – das Grab der Familie Bastarnay: die drei liegenden Figuren von Monsieur, Madame und ihrem Sohn wie auch Apostel und Engel sind aus weißem Mamor mit einem Sockel aus schwarzem Mamor.

    – Erkundung des Ortes: an der Ecke der Grand-Rue gegenüber der Gendarmerie (Maison du Chancelier, 16. Jh.) durch die Rue Branicki mit einer Reihe alter Häuser am Fuße des Schloßhügels und dann in eine schmale Gasse unterhalb des Bergfrieds mit herrlichem Blick auf Fluß und Tal. Oben angekommen gehen wir über die Straße und den Parkplatz des Schlosses. In einer zurückliegenden Straße eine bemerkenswerte Fabrikhalle aus dem 17. Jh., die Halle aux Cardeux. Das Karden von Wolle war noch im letzten Jahrhundert der Haupterwerbszweig in Montrésor. Der Fußmarsch unten im Dorf kann entlang des Indrois über den Campingplatz hinaus fortgesetzt werden. Ein wahres Vergnügen.

    In der Umgebung

    Villeloin-Coulangé (37460): an der D 760 weiter Richtung Nouans-les-Fontaines. Noch ein liebliches, in das grüne Tal des Indrois gebettetes Dorf. An die Benediktinerabtei aus dem 15. Jh. gemahnen heute nur noch einige Mauerreste sowie später hinzugekommene Teile: das befestigte Tor (15. Jh.), ein Portal (12. Jh.), ein quadratisches Häuschen (15. Jh.) und der Haupttrakt der Abtei (15.-18. Jh.).

    Fremdenzimmer: von Rose Waechter, Tel.: 47 92 67 85. In einem schönen, im 18. Jh. restaurierten Anwesen befinden sich zwei Zimmer mit eigener Dusche oder Bad. Auf Wunsch mit Halb- oder Vollpension.

    Nouans-les-Fontaines: Ziel dieses Ausfluges an die Grenze des Départements ist die Kirche aus dem 13. Jh., insbesondere die ergreifende »Pietà von Nouans«. Dieses Jehan Fouquet, einem Maler der Region, zugeschriebene Gemälde ist eines der schönsten aus dem 15. Jh., die Frankreich besitzt. Der Gesichtsausdruck zeugt von erstaunlichem Realismus. In der Kirche im Plantagenetstil sind vor allem die farbigen, mit Wappen versehenen Schlußsteine einen Besuch wert.