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Argent-sur-Sauldre

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SOLOGNE BERRICHONNE

Die Sologne Berrichonne liegt eingeschlossen am äußersten Ende der östlichen Sologne im Département Cher – vom Pays Fort durch die gerade Linie der Landstraße, die Gien mit Bourges verbindet, abgeschnitten – und stellt so ein genau umgrenztes Gebiet dar, das Reich der Träume des Großen Meaulnes Alain-Fourniers, dessen Landschaftsbild sich auf Heide, Weiher, Sümpfe und Wald beschränkt. Einige Städte und Dörfer tauchen in dieser bis heute in ihrer Wildheit glücklicherweise erhaltenen Natur auf, und gelungene, kulturelle Initiativen lassen die Traditionen und das reiche, literarische Erbe dieser romantischen, märchenhaften Region wieder aufleben.

ARGENT-SUR-SAULDRE (18410)

Berufe und Traditionen in Frankreich

Argent-sur-Sauldre, ein anmutiger Ort an der D 940, etwa zwanzig Kilometer von Gien und zehn Kilometer von Aubigny, verliert leider etwas durch die hier verlaufende Landstraße. Im Schloß, das im 16. Jh. von Marie de Sully errichtet und dann im 18. Jh. umgestaltet wurde, befindet sich heute das sehenswerte Musée des Métiers et Traditions de France. Unmittelbar daneben ist ein anderes Museum einem großen, leider wenig bekannten Keramikkünstler gewidmet. Somit fängt der Besucher drei Fliegen mit einer Klappe.

  • S.I.: im Rathaus. Tel.: 48 73 33 17.
  • Kost & Logis

    Relais de Poste: an der Hauptstraße. Tel.: 48 81 53 90. Dieser winzige, ländliche Gasthof bereitet seinen Gästen einen ausgezeichneten Empfang. Die tadellosen Zimmer verfügen alle über Bad und Fernseher und gehen auf einen Blumenhof hinaus. Auch das Restaurant ist nicht zu verachten. Teilweise sind die Menüs recht teuer, dafür aber schmackhaft und üppig: Hechtpastete, Wachteleier in Trüffelbutter und Stopfleber, dann zum Beispiel gebratenes Wildschwein mit Heidelbeeren, danach Käse und ein Dessert. Sehr empfehlenswert!

    Sehenswertes

    – Musée des Métiers et Traditions de France: im Schloß am Stadteingang. Tel.: 48 73 33 10. Geöffnet in der Nebensaison unter der Woche von 14.30-18h, am Wochenende von 10.30-12h und von 14.30-18h. In der Hauptsaison stehen die Türen von Montag bis Freitag zwischen 14 und 18.30h und am Wochenende von 10-12h und von 14-18.30h offen.

    Nach seinem Aufkauf durch die Gemeinde in den fünfziger Jahren wurde das Schloß von Argent einem großen Freund von Handwerk, Geschichte und Region anvertraut, der in diesem historischen Gebäude der Stadt über mehrere Etagen eine außergewöhnliche Sammlung von Werkzeugen, Möbeln und sogar Kunstwerken aus ganz Frankreich ausstellte. Monsieur Barbier arbeitete mehrere Jahre daran, in dieser kleinen Gemeinde einen unbekannten, oft verkannten Teil der französischen Geschichte wieder aufleben zu lassen: die Geschichte der Bauern und Arbeiter, die im erdrückenden Schatten der Lehnsherrn und später der Notabeln ihr Land ernährten und zugleich erstaunliche Maschinen und einmalige Gegenstände herstellten.

    Das Museum beherbergt neben tausend anderen, seltenen Stücken Skulpturen aus dem Louvre, Truhen aus dem Berry, eine Kohlenhütte, einen unbeschreiblichen Webstuhl, die Nachbildung einer Bügelstube und einer alten Schule, Vitrinen mit Öllampen und Spinnrocken, einen Getreideschrank aus Cantal, Fayencen aus Gien, französischen Kopfschmuck, Werkzeuge ausgestorbenen Handwerks, etc. Alles könnte nicht besser präsentiert werden, die Szenen sind mit Liebe zum Detail und zum Thema nachgebildet und kleine, philosophische Tafeln weisen auf die Bedeutung der Nostalgie hin – wie jener Satz eines erhabenen Unbekannten: »Ohne Vergangenheit keine Zukunft« Genial ist auch der Gedanke, die Objekte nach Themen zu ordnen: »das Fest« »die Süße der Zeit« oder auch »die Flucht«. Dies ermöglicht die Darstellung des Schäferlebens wie auch eines Fahrrads aus dem 19. Jh. oder des Schlittens eines Landarztes.

    Jetzt ist wohl auch dem letzten klar: der Besuch dieses originellen, lehrreichen Museums ist ein Muß, und man sollte sich genügend Zeit für die einzelnen Schätze nehmen.

    – Musée Vassil Ivanoff: rechts am Schloßeingang. Tel.: 48 73 34 02. Von Mai bis Mitte Oktober geöffnet am Wochenende und montags von 10-12h und von 14-19h, von Dienstag bis Freitag von 14-19h.

    Der in der Öffentlichkeit zu Unrecht nur wenig bekannte, vor zwanzig Jahren verstorbene, bulgarische Künstler Vassil Ivanoff gilt dennoch als einer der bedeutendsten Vertreter zeitgenössischer Keramik. Nachdem er zunächst als Maler und Photograph in Paris gelebt hatte, entdeckte er auf seiner Reise durch die Provinz die Töpferei. Dies führt ihn natürlich nach La Borne, der Hochburg derer, die sich der Arbeit mit der Erde verschrieben haben (s. unter »Sancerrois, Pays Fort«, wo er dreißig Jahre lang lebte. Ivanoff läßt das traditionelle Töpferhandwerk hinter sich und benutzt es als Basis, um seinen Gefühlen, seinen Phantasien und seinen Ängsten als echter Künstler Ausdruck zu verleihen. Dem Atelier dieses Mannes, der die Keramikkunst revolutionierte, entspringen Töpfereien, gravierte Tafeln und sogar regelrechte Skulpturen in warmen Tönen und ergreifenden Formen.

    Dieses vor kurzem eingerichtete Museum, das ausschließlich Ivanoff gewidmet ist, läßt uns ein ungemein schöpferisches Werk entdecken: hier verbinden sich die Schatten, Vasen entziehen sich dem Blick, eine Frau verliert ihren Kopf, ein Gesicht verändert sich, Mann und Frau zeichnen sich ab, ein Topf aus Schamotte sendet sein eigenes Geheimnis zurück und unzählige Emailarbeiten glänzen zwischen wirren Formen. Kunst vom Feinsten!

    Weiterhin wird dem Besucher ein kurzer, zehnminütiger Dokumentarfilm gezeigt.

    – Wem der Kopf nach dem Besuch der beiden Museen vor Bildern schwirrt, der kann im hübschen Schloßpark Atem holen und sich die Beine vertreten.

    Was sonst noch zu tun ist

    – Einladender Fußweg entlang der Grande Sauldre.
    – Ausritte: Reiterhof Les Grands: Tel.: 48 73 64 19, Fax: 48 73 32 66, bernard.drenty@wanadoo.fr. Einige Kilometer südlich von Argent an der Straße nach Oizon führt der Weg durch Felder oder in den Wald.
    – Schwimmen: im Etang du Puits acht Kilometer von Argent entfernt. Der größte See der Sologne ganz in der Nähe eines Eichen- und Pinienwaldes verfügt über einen Strand, Ruder- und Tretboote.