Le Grand-Pressigny
SÜDLICHE TOURAINE
Als Zentrum der Ur- und Frühgeschichte, insbesondere des Feuersteins, von der Altsteinzeit bis zur Jungsteinzeit, ist die südliche Touraine heute eine ruhige Gegend, durch die sich eine Reihe mehr oder weniger enger Täler ziehen, welche Naturfreunde unter unseren Lesern sicher begeistern werden.
LE GRAND-PRESSIGNY (37350)
Das Schloß, das den Zusammenfluß von Claise und Aigronne überragt, hat allen Grund stolz zu sein. Es besitzt nicht nur stilvolle Gebäudeteile, sondern auch ein Museum der Ur- und Frühgeschichte, das zu den bedeutendsten der Welt zählt. Dies ist keineswegs erstaunlich, da sich hier zwischen 2800 und 2400 v.Chr. ein Zentrum der Feuersteinherstellung befand, das nach ganz Europa exportierte. Es wurden in Holland und der Schweiz zuvor festgestellte Werkzeugspuren entdeckt.
Sehenswertes
Das Schloß: geöffnet täglich von 9-12h und von 14-18h vom 15. März bis Ende Juni und im September (bis 17h von Oktober bis Mitte März), von 9.30-12h und von 14-18.30h im Juli und August. Im Dezember und Januar sowie mittwochs außerhalb der Saison geschlossen.
Nach der Überquerung des Schloßgrabens betreten wir das eigentliche Gelände durch ein Tor mit zwei Rundtürmen aus Sandstein, den Überresten einer Festung aus dem 13. Jh. Aus derselben Zeit bestand bis vor kurzem ein immenser, quadratischer Burgfried (35 m hoch), der jedoch, müde eines nie eintreffenden Feindes aufzulauern, in einer Nacht des Jahres 1988 seinen Geist aufgab und in sich zusammenfiel. Der Haupttrakt, die Arkadengalerie und der hohe Tour Vironne mit einer Kuppel aus dem 16. Jh. sind ein Meisterwerk an Geschlossenheit. Von der gepflegten Terrasse bietet sich ein schöner Blick auf das Dorf und sein Umland.
Im Schloß selbst sind über 10.000 Stücke aus Feuerstein (u.a. Schleifsteine, Pfeile und Feilen) ausgestellt sowie Muscheln und Fossilien aus dem tertiären Muschelsand der Touraine. An die wirklich spannende Besichtigung schließt sich eine Führung durch die gegenwärtigen Ausgrabungsstätten an.
Von Descartes aus kommend werden links mehrere »Pfund Butter« aus Feuerstein, kunstvoll in die Fassade eingemeißelt, sichtbar. Der Feuerstein sollte ein wirksamer Blitzableiter sein.
Spaziergang durch die Ur- und Frühgeschichte (ca. 40 km): dieser Weg, der auch mit dem Rad gut zu machen ist, führt zu den Orten, an denen die Steinzeit ihre Spuren hinterlassen hat (Dolmen, Menhire, jungsteinzeitlich Siedlungen, etc.).
Wir verlassen Grand-Pressigny über die D 42 entlang des rechten Ufers der Claise bis Abilly. An der Kirche links über den Fluß. Eine malerische Idylle. Dann zurück in den Ort und weiter Richtung Ferrière-Larçon. Etwa 1 km hinter Neuilly-le-Brignon rechts zwischen Straße und Fluß der Dolmen Pierre Chaude. Im letzten Jahrhundert wurden hier Knochen von vor 2.000 v.Chr. entdeckt. Einige hundert Meter weiter ein von Gräben umgebenes, ovales Stück Land, die Festung von Châtellier. Der halb ausgehöhlte Turm und die Ringmauer, in die er sich einfügt, stammen kurioserweise aus dem 12. Jh., während der Haupttrakt mit den steinernen Fensterkreuzen aus dem 15. Jh. und der Flügel aus dem 17. Jh. datiert. Von der Straße aus ist der Turm beinahe vollständig umfahrbar.
Weiter bis nach Ferrière-Larçon, einem malerischen Dorf in Hanglage und inmitten einer üppigen Vegetation. Jeder sollte einen oder gar zwei Blicke auf die unvollendete Kirche Saint-Mandet-et-Saint-Jean (11.-13. Jh.) werfen. Hinter der Brücke führt eine weitere kleine Brücke über den Larçon in die Rue des Tisserands mit Felsenhäusern, in denen im 18. und 19. Jh. die Weber hausten. Ein Fußmarsch entlang des Baches verspricht Erholung.
Zurück auf die D 100 nach Betz-le-Château. In der Kirche am oberen Ende des Platzes schmücken kunstvolle, mit Figuren verzierte Kapitelle (12. Jh.) den Chor. Am Ortsausgang Richtung La Celle-Guénand befinden sich rechts die Reste eines früheren Schlosses, insbesondere der Burgfried (Privatgelände).
Sehenswertes in Celle-Guénand die Kirche aus dem 12. Jh., deren Schiff im 13. Jh. in drei Gewölbeteile getrennt wurde, besitzt an der Vierung noch eine Kuppel aus der Entstehungszeit. Das Schloß (15. Jh.), das vom 17.-18. Jh. umgestaltet wurde, ist nicht zu besichtigen, verfügt jedoch über vier Fremdenzimmer mit eigenem Bad. Doppelzimmer 270 F. T. 47 94 94 49. Dahinter bilden mehrere Gebäude aus dem 17. Jh. das sogenannte Judenviertel. Im Musée de l´Outil et des Vieux Métiers (geöffnet von 14-17.30h vom 15. März bis zum 15. November samstags, sonntags und an Feiertagen sowie täglich von 14-18.30h von Mitte Juni bis Mitte September) ist eine reiche Sammlung des Handwerks vergangener Zeiten ausgestellt.
An der D 50 bis Petit-Pressigny und zurück nach Grand-Pressigny über die D 103 durch das verspielte Tal der Aigronne. Dolmenfanatiker machen einen Umweg über die Palets de Gargantua, gewaltige Dolmen, die vor 5.000 Jahren als Grabsteine dienten, etwa 9 km östlich von Petit-Pressigny und 3 km nordöstlich von Charnizay, in der Nähe der Aigronne.