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Geschichte

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Chinon

Flüstern der Jeanne d‘Arc

Geschichte

Der Felsvorsprung über der Vienne, auf dem bereits die Römer ein Castrum errichteten, behielt vom 10.-15. Jh. seine strategisch wichtige Bedeutung. Im 10. Jh. gehört Chinon zum Besitz der Grafen von Blois, die hier mit dem Bau des Forts Saint-Georges, östlich des Tour de l´Horloge beginnen. Ein Jahrhundert später fällt Chinon jedoch an Anjou zurück und wird im 12. Jh. zur bevorzugten Residenz Heinrichs II. Plantagenet, König von England, der dort 1189 verstirbt. In dieser Zeit kommt es zum Ausbau der Festung, die ihre heutige Form annimmt. Nach dem endgültigen Anschluß der Touraine an die französischen Kronlande im Jahre 1205 halten sich in der Stadt berühmte Kapetinger, angefangen von Philipp August, auf, welcher der Stadt mit dem Tour du Coudray seinen Stempel aufdrückt. Philipp der Schöne kerkerte im selben Turm im Jahre 1307 die von ihm festgenommenen Templer ein, deren Inschriften heute noch zu erkennen sind.

Darauf folgt eine nicht sonderlich bewegte Periode, die heute vielleicht als fade bezeichnet würde. Wie in solchen Zeiten üblich, wurde etwas gesucht, auf dem man herumhacken konnte, um die eigene Kraft zu spüren. Ähnlich wie in anderen Regionen auch, begräbt eine Welle heftigen Antisemitismus Chinon unter sich. Im Jahre 1321 werden 178 Juden festgenommen, eingekerkert, verurteilt, lebend verbrannt und ihre Überreste in einen Graben auf der Ile de Tours geworfen. Der althergebrachte, und somit an den Haaren herbeigezogene Vorwand für dieses Vorgehen bestand in dem Vorwurf, die Juden hätten die Brunnen mit Exkrementen Leprakranker verseucht.

Einige Jahre später tobte der Hundertjährige Krieg und zog eine Reihe unnötiger Dramen nach sich. In diese Zeit fällt das bekannteste Ereignis in der Geschichte Chinons: das Treffen zwischen Karl VII. und Jeanne d´Arc am 8. März 1429. An diesem Tag erkannte die Jungfrau von Orléans unter einer Gruppe von Höflingen den verkleideten König. Nach der Offenbarung ihrer göttlichen Sendung und des Befehls, die Engländer aus der Gegend um Orléans zu vertreiben und sich dann in Reims krönen zu lassen – sicherlich damit alles rechtens war, denn der spätere König war zu dieser Zeit nur Dauphin – flüsterte sie Karl VII. bis heute unbekannt gebliebene Worte ins Ohr ... Unter dem Druck seiner Umgebung, die glaubte, es mit einer Erleuchteten zu tun zu haben, womit sie nicht völlig fehl lag, drängte der König die Jungfrau, die Theologen von Poitiers, die Psychiater der damaligen Zeit aufzusuchen. Nach einem Monat Beobachtung, wurde entschieden, dass sie nicht geisteskrank sei, ihr sogar vertraut werden könne. Die Fortsetzung ist allseits bekannt: die Engländer wurden vertrieben, der Dauphin zum König gekrönt und Jeanne, von ihrem König verlassen, lebendigen Leibes verbrannt.

Unter der Herrschaft Karls VII. blieb Chinon Regierungssitz. Der König verschönerte die Stadt, und ihr vergangener Glanz läßt sich heute noch erahnen. Als Ludwig XI. den Hof zunächst nach Tours verlegt und dieser unter Karl VIII. nach Amboise, später nach Blois, Fontainebleau und Paris wandert, verliert Chinon etwas von seiner Aura, und das Schloß wird wie in Loches zu einem Gefängnis. Richelieu versuchte 1634 sogar, es dem Erdboden gleich zu machen. Nach seinem Tod ließen seine Nachkommen es allmählich verfallen.