Mehun-sur-Yèvre
Hier entspannte sich Jeanne dArc
MEHUN-SUR-YEVRE (18500)
Mehun-sur-Yèvre, ein nettes Städtchen fünfzehn Kilometer auf der Route de Vierzon von Bourges entfernt, zehrt vom Ruhm vergangener Zeiten. Denn Mehun war nichts geringeres als politische Hauptstadt des »kleinen Königs« von Bourges, dann des wirklichen Königs von Frankreich, Karls VII., der sich hier krönen ließ und auch verstarb. Ferner schöpfte seine Freundin Jeanne d´Arc nach ihren Siegen gegen die englischen Truppen in Mehun Atem.
Dieser geschichtsträchtige Ort ist somit einen Abstecher wert und gewinnt nur noch durch seine Türme, die romanische Kirche wie auch die alten Mühlen, die sich im sanften Wasser der Yèvre widerspiegeln.
Direktverbindung von Bourges: mit dem Zug nach Vierzon ist die Stadt in zwanzig Minuten zu erreichen.
Nützliche Adressen
Sehenswertes
Das Schloß: von dem feudalen Anwesen des Duc Jean de Berry, der aus dem Schloß nach seinen eigenen Worten »eines der schönsten Gebäude der Welt« machen wollte, bleiben nur noch zwei stilvolle Türme. Duc Jean, Bruder Karls V. und Lehnsherr in der Region, hinterließ der Welt das Bild eines Luxusmenschen, das er vor allem dem Werk Joachim du Bellays, die sehr reichen Stunden des Duc de Berry zu verdanken hat: sein Schloß schmückten seltene Wandteppiche, geschnitztes Elfenbein, Gold und Edelsteine. Nach ihm läßt sich Karl VII. im Schloß nieder und im Jahre 1422 in der angrenzenden Kapelle zum König von Frankreich erklären. Hier versammelte er auch seinen Rat.
Nachdem er im Jahre 1429 in Reims zum König gekrönt (und somit legitimiert) worden war, lud er Jeanne d´Arc über den Winter nach Mehun ein und erhob sie hier in den Adelsstand. Wie immer in Eile, mit den Engländern endgültig abzurechnen, verließ die Jungfrau von Orléans Mehun alsbald wieder, geriet in Gefangenschaft und nahm ihr bekanntes Ende. Kleine Witzbolde behaupten, ihr letzter Satz (auf dem Scheiterhaufen) habe gelautet: »Ich biete meine Jungfräulichkeit gegen einen Feuerwehrmann« (wir werden uns noch vor lauter Beschwerdebriefen nicht mehr retten können). Die Ansichten gehen jedoch auseinander. Laut ernsthafteren Historikern habe sie sich damit begnügt, mit der ihr eigenen, ziemlich arroganten Miene von sich zu geben: »im Naturzustand habt ihr mich nicht bekommen, gekocht werdet ihr mich haben!«
Augenblicklich läßt sich nur einer der Türme besichtigen, in dem sich mächtige, verzierte Kamine, die Küche der Wache, das Schlafgemach, in dem Karl VII. gestorben sein soll, sowie eine Terrasse mit wunderbarem Ausblick befinden. Weiterhin das Musée d´Archéologie médiévale. Jammerschade, dass dieses Schloß ab dem 16. Jh. seine Bedeutung völlig verlor und in der Folge zum großen Teil verfiel, so dass es nach der Revolution für einen Spottpreis an einen Maurer verkauft wurde.
Eglise Notre-Dame: die zu Beginn des 11. Jhs erbaute Kirche zieht aus zwei Gründen die Aufmerksamkeit in Fachkreisen auf sich: wegen des Chors in Form eines Hufeisens und des seltenen romanischen Chorumgangs. Obendrein enthält die Kirche eine schmucke, gotische Kapelle, eine Holzdecke über dem Hauptschiff und alte Gemälde, darunter eines von Jean Boucher, einem Maler aus der Region im 17. Jh.
Altstadt: von der mittelalterlichen Festung bleiben noch einige Zeugnisse, darunter insbesondere die imposante Porte de Bourges (oder Porte de l´Horloge) mit zwei mächtigen Steintürmen, die ein Wachzimmer und ein Glockenturm überragen. Sehenswert auch die alten Gebäude in der Rue Jeanne d´Arc, Jeanne soll die Nr. 87 bewohnt haben. Entlang der Schloßfestung am Ufer der Yèvre gelangen wir an eine Brücke, an deren anderen Ende wir uns in einem märchenhaften Park inmitten wildwachsender Pflanzen, Sümpfe und Wasserfälle, im Schatten alter Türme wiederfinden.
Centre régional des Métiers d´Arts: in den ehemaligen Grands Moulins am Flußufer, 10 r Grands Moulins. Tel.: 48 57 36 84, Fax: 48 57 13 57. Außer montags und dienstags geöffnet von 15-18h. Das Museum birgt Gemälde, Keramik, Glaskunst und sogar alte Puppen.