Eintritt
Sitzplatzwahl im Theater
Eintrittskosten und Ermäßigung
Weshalb Frauen nicht alleine ins Theater gehen
Die Logen sind sehr geräumig und so gebaut, dass man aus allen gleich gut sehen kann. Sie enthalten sämtlich mehrere Reihen Bänke, die sich übereinander erheben; so ist´s auch im Parterre, welches sich, ohne Parkett oder Parterre noble, vom Orchester bis ans Ende des Hauses erstreckt.
In allen Reihen Logen werden die Plätze gleich zu sechs Schilling bezahlt, das Parterre kostet etwas über die Hälfte. Über die Logen erheben sich noch zwei Galerien, zu zwei und einem Schilling die Person, und hoch über der letzten Galerie ganz im Hintergrunde thronen, wie unsichtbar, die respektablen Personen, die, wir wir eben erzählten, gewöhnlich den Ton angeben. Niedrige Abteilungen trennen jede Loge von ihren nächsten Nachbarn. Hell wie Tageslicht erleuchtet, angefüllt mit Zuschauern, gewähren sie einen bezaubernden Anblick. Die Etikette will, dass alle Damen im vollen Putz das Theater besuchen, wenn sie auf die vordersten Sitze in den Logen Anspruch machen, besonders in denen des ersten und zweiten Ranges. Keine Dame wird mit einem tiefen Hut hineingelassen, ein kleiner, mit Federn oder Blumen gezierter Putzhut ist erlaubt. Im Parterre dagegen erscheint man in gewöhnlicher Kleidung mit großen Hüten, die aber ohne Widerrede abgenommen werden müssen, wenn es verlangt wird. Frauenzimmer des Mittelstandes und Herren jedes Standes besuchen das Parterre. Es ist ein ganz anständiger Platz, nur muß man früh, oft vor Öffnung des Hauses kommen, um eine gute Stelle zu finden; denn kein Vorherbestellen findet dort statt.
In die beiden ersten Logenreihen wird zu Anfang keine Dame hineingelassen, die nicht zuvor ihren Namen ins Logenbuch hat aufschreiben und dadurch ihren Platz bestellen lassen. Dies geschieht, um die öffentlichen Stadtnymphen von diesen Logen zu entfernen, welche für die ersten und unbescholtensten Familien des Reichs bestimmt sind. Jenen Damen sind eigene Sitze im Hintergrund des Schauspielhauses angewiesen.
Mit dem Einschreiben des Namens gewinnt man das Recht, mehrere Plätze, in welcher Reihe Bänke man will, bis zu Ende des ersten Aufzuges für sich aufbewahren zu lassen. Man kann seinen eigenen Bedienten hinschicken, oder, was gewöhnlicher ist, einen Shilling bezahlen. Für diesen Preis wird jemand von dem Logenwärter hineingestellt. Bis Ende des ersten Aktes werden diese leeren Plätze freigelassen, später hat jeder das Recht, sich ihrer zu bemächtigten. Niemand darf für mehr Plätze bezahlen, als er braucht, und täte man es, mietete man auch eine ganze Loge, es würde nichts helfen. Der Engländer behauptet: niemand dürfe durch sein Geld einen anderen, der auch bezahlt, vom Genusse eines öffentlichen Vergnügens ausschließen, wenn es der Raum erlaubt. Deshalb findet auch in den englischen Theatern kein Abonnement statt. Selbst die königliche Familie muß ihre Loge vorher bestellen, die sich übrigens durch nichts von den übrigen unterscheidet und ohne Unterschied wie die übrigen besetzt wird, wenn niemand vom königlichen Hause da ist.
Nach dem dritten Akt wird jedermann für den halben Preis hineingelassen; dieser Gebrauch ist sehr unangenehm für den besseren Teil der Gesellschaft. Mit großem Geräusche schwärmen dann jene Nachtvögel, die man so gern aus diesem Kreise abhielte, herbei, und alle Vorkehrungen dienten nur, sie von den ersten Reihen der Sitze in den Logen zu vertreiben. Die schlechteste Gesellschaft, freilich vorschriftsmäßig gekleidet, verbreitet sich dann durch´s ganze Haus; deshalb gehen auch Damen nie ohne männliche Begleitung ins Theater, und kein Mann tritt einem hinter ihm sitzenden, ihm unbekannten Frauenzimmer seinen Platz ab, aus Furcht, die neben ihm Sitzenden in eine unpassende Nachbarschaft zu bringen. Dies ist einer von den Fällen, in welchen ein Fremder, der diese Sitte nicht kennt, aus großer Höflichkeit unhöflich werden könnte.