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Irland

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Die andere Insel

Jahrhunderte der Unterdrückung

Wenig bekannt ist die Tatsache, dass der Papst es war, der das katholische Irland 1171 an Heinrich II. (1154-1189) verkaufte. Er ließ sich höhere Abgaben von seiten der englischen Geistlichkeit versprechen und verlangte von den irischen Anführern unbedingten Gehorsam. Zahlreiche Abenteurer überquerten die See zwischen den beiden Inseln. Aber die neuen anglo-irischen Barone scherten sich recht wenig um die Forderungen der Krone. Die Tudors versuchten daraufhin, ihre Autorität durch eine friedliche Aneignung auszudehnen. Heinrich VIII. wurde 1541 zum König von Irland »befördert«. Die Insel gab sich jedoch erst nach einem blutigen Eroberungszug geschlagen. Zwischen 1608 und 1612 legten die Engländer den Grundstein für Probleme, die uns bis vor kurzem noch beschäftigten und immer noch nicht ganz ausgestanden sind, denn die irische Einheit, die viele Iren anstreben, ist ja immer noch erreicht. Die Engländer begannen, im großen Stil schottische Protestanten in Ulster, Nordirland, anzusiedeln. Die Iren wurden nach und nach von ihrem Land vertrieben und machten 1703 nur noch vierzehn Prozent der Grundbesitzer aus. Dann trat jene schreckliche Passage des Strafgesetzbuches in Kraft, die unter anderem besagte, dass das Gesetz niemanden anerkenne, der sich als Ire und Katholik verstehe.

Die weitere irische Geschichte ist eine Abfolge von Tragödien. Aufstände folgten auf Unterdrückung und Zwangsmaßnahmen auf Widerstand. Die Bevölkerung wurde per Gesetz zuerst in Leibeigene verwandelt und dann zwischen 1847 und 1851 durch zwei Hungersnöte dezimiert. Ursächlich waren zwar Mißernten, aber englische Landlords und Spekulanten hielten die Ernte mit Blick auf steigende Preise entweder zurück oder verhökerten sie gewinnträchtiger andernorts. Die Einwohnerzahl sank von elf auf vier Millionen, wobei die meisten Hunger oder Krankheit zum Opfer fielen, sei es im Land selbst oder auf den berüchtigten »Sargschiffen«, auf denen sie versuchten, nach Amerika auszuwandern.

Großbritannien schrieb damals das finsterste und schändlichste Kapitel seiner Geschichte – in Europa – vor den gleichgültigen Augen der anderen europäischen Staaten. Im Jahre 1921 erhielt Irland – nach einem Blutbad – den Dominion Status innerhalb des britischen Reiches und nannte sich Irish Free State. 1937 wurde es eine eigenständige Republik und verließ 1949 endgültig das Commonwealth. Aber Ulster mit seiner protestantischen Mehrheit ist immer noch britische Kolonie, und der blutige Befreiungskampf, für die Engländer natürlich »Terrorismus«, fordert weitere Opfer. Krieg mitten in Europa, zu EU-Zeiten – nahm ihn eigentlich jemand als solchen wahr? Lust auf mehr? Voilà unser Irland.