Katholizismus
Probleme der Staatskirche
Frischer Wind für Katholiken
Die Anglikaner lassen sich das Wasser abgraben
Zurück zu England: die Frauenordination erweist sich als unerhörter Glücksfall für die Katholische Kirche, die aktiv in den Fanggründen der Anglikaner fischt und mittlerweile mehr Gläubige zum Gottesdienst in die Kirche bringt, als die Konkurrenz, so dass Kardinal Hume bereits in einer wundervollen freudschen Fehlleistung von der »Bekehrung Englands« träumte.
Diana liebäugelte augenscheinlich mit dem Katholizismus, denn sie sucht häufiger den Benediktinermönch Dom Henry Wansbrough, Rektor von St. Benet´s Hall der Oxforder Universität, auf. Ein Übertritt hätte eine Staatskrise nach sich gezogen, denn der Unionsvertrag zwischen England und Schottland von 1701 verbietet, dass ein Katholik den Thron besteigt. Der Monarch muß Anglikaner sein, da er gleichzeitig Oberhaupt der Kirche von England ist. Der Monarch darf auch keine Katholikin heiraten.
Ferner hätten sich sich Probleme bei der Erziehung der Kinder ergeben. Die katholische Kirche fordert von ihren Mitgliedern, ihre Kinder im katholischen Glauben zu erziehen. Laut Unionsvertrag ist es aber undenkbar, dass der Kronprinz und künftige König eine katholische Erziehung erhielte.
Der Staatskirche geht es übrigens auch finanziell schlecht. In den letzten Jahren haben unfähige Finanzmanager 800 Millionen Pfund durch Spekulation verloren, so dass die Kirchenleitung mit dem Bettelbeutel durchs Land zog und ihren Mitarbeitern die Zuwendungen auf die Hälfte kürzte.
Höchste Zeit für eine Rundumrationalisierung, meint der Kirchenkritiker Ian Katz. Nur drastische Maßnahmen könnten den »Konkurrenzvorteil der Kirche auf dem Marktplatz des Glaubens« in die neue Zeit hinüberretten. Wie diese Maßnahmen aussehen sollen, darüber zerbrechen sich die Kirchenoberen die Köpfe. Dass zahllose Kirchen geschlossen und Immobilien verkauft werden müssen, daran besteht kein Zweifel. Andere Vorschläge betreffen eine größere Mobilität der Geistlichen, eine Umstellung auf »Teilzeitgeistliche« und den verstärkten Einbezug von Laien in der Gemeindearbeit. Im Zusammenhang mit dieser Entwicklung ist es in letzter Zeit auch immer üblicher geworden, dass die größeren Kathedralen Eintrittsgeld für eine Besichtigung verlangen.