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East Sussex

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Englische Südküste

Brighton Pier – Mods & Rockers und die Who

Royal Pavillion

Brighton*

Dieser Ort, noch vor zwanzig Jahren ein kleines, unbedeutendes Fischernest, ist ein sprechender Beweis der Wunder, welche die Mode zu wirken vermag. In seiner neuen Gestalt hat er sogar den schwerfälligen Namen Brighthelmstone verloren und heißt viel eleganter und kürzer Brighton.

Während der Sommermonate war Brighton der Lieblingsaufenthalt des damaligen Prinzen von Wales, späterhin des jetzt schon bei seinen Vätern ruhenden Königs, Georgs des Vierten (16). Es liegt nur vierundfünfzig englische Meilen von London entfernt. Dies ist kaum eine kleine Tagesreise in diesem Lande, und wahrscheinlich bestimmte die Nähe der Hauptstadt den englischen Thronerben, sich gerade das noch vor kurzem ganz unbedeutende Fischerstädtchen zu erwählen.

In Brighton bewirkten seine Gegenwart oder Entfernung jedesmal eine wahre Ebbe und Flut unter den übrigen Brunnengästen. War er abwesend, so wurde alles öde und leer, mit ihm kehrten Lust und Leben zurück. Wie sehnsüchtig die Londoner elegante junge Welt nach Brighton blickte, ist unbeschreiblich und erscheint dem, der dem Zauberstabe der Mode nie unterworfen war, beim Anblicke des Orts sogar unglaublich. Die Lage desselben, hart an der See, ist so wenig einladend, dass dessen eifrigste Verehrer, um ihre Vorliebe nur einigermaßen zu motivieren, gezwungen waren, die Luft als ungemein gesund anzupreisen und zu behaupten, die Leute im Orte würden ungewöhnlich alt. Und in der Tat ist das Klima hier sehr gemäßigt. Ein Amphitheater von leider ganz kahlen Bergen schützt die Stadt gegen Nord- und Ostwinde. Sie liegt, trocken und gesund, auf einer mäßigen Anhöhe; Seelüfte mildern die zu große Hitze im Sommer.

Die Stadt ist klein. Stattliche Häuser aus der neuesten und unscheinbare Hütten aus der kaum verflossenen Zeit stehen wunderlich untereinander gemischt und geben ihr ein buntscheckiges, nicht angenehmes Äußere. Man baut hier von Kieseln, die mit Mörtel verbunden sind; nur die Einfassungen der Fenster und Türen bestehen aus Ziegeln. Man rühmt die Dauer solcher Mauern sehr, sie sehen aber schlecht aus, besonders da es in England gar nicht gebräuchlich ist, den Häuser von außen einen Tünch zu geben.

Ganze Reihen geräumiger, bequemer Häuser für Fremde, alle unter einem Dache fortlaufend, haben das Ansehen eines einzigen Palastes. Von dieser Art sind ein Crescent oder halber Mond, mit einer hübschen Aussicht auf das Meer, verschiedene Terrassen und sogenannte Paraden zum Spazierengehen, von einer Seite mit schönen Häusern besetzt, während man von der anderen ebenfalls der Aussicht auf das Meer sich erfreut, alles nach dem Muster von Bath, nur in kleinerem Maßstabe.

Die Promenaden sind von der Natur wenig begünstigt. Nackte Berge umgeben von zwei Seiten die Stadt; gegen Westen erstrecken sich große Kornfluren; das Meer begrenzt alles dieses. Es ist hier zu flach, als dass große Schiffe in der Nähe vorbeisegeln könnten; daher gewährt es einen ziemlich einförmigen Anblick, den nur Fischerboote etwas beleben.

Die Hauptpromenade, der Steine, ehemals eine zwischen den Bergen sich hinziehende hübsche Wiese, ist jetzt fast ganz mit neuen Gebäuden bedeckt, denn die Terrassen, Paraden und einzelnen Fischerhäuser sind fast alle auf dem Steine angelegt.

Die Wohnung des Prinzen, der Marine Pavillon(17), liegt ebenfalls am Steine, ein hübsches, mit einer Kolonnade verziertes Gebäude; da es nicht von bedeutender Größe ist, erscheint es etwas niedrig. Die innere Einrichtung desselben soll sehr prächtig gewesen sein, aber niemand Fremdes wurde hineingelassen. Der Prinz versuchte Gärten anzulegen, doch kommen Bäume und Sträucher hier auf keine Weise fort. Eine große pechschwarze Negerfigur mitten im Hofe, welche einen Sonnenzeiger trägt, nimmt sich wunderlich aus und spricht nicht sehr gut für den guten Geschmack der übrigen Verzierungen.

[Fußnote(16): Georg der Vierte (geb. 1762), 1811 Stellvertreter eines Monarchen, Angeblich König von 1820-50. Johanna brachte in seinem Todesjahr für die Herausgabe der »Sämtlichen Werke« ihre Reiseberichte auf den letzten Stand.]

[Fußnote(17):Heute der Royal Pavillon]