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Süd-Yorkshire

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Ställe im Park von Wentworth Woodhouse

Eisengießerei in Rotherham

Waffenproduktion

Wentworth House und Rotherham*

Es ward uns erlaubt, durch den Park von Wentworth zu fahren. Obgleich groß und angenehm, zeichnet er sich dennoch übrigens nicht aus; ebensowenig die Gärten und Anlagen.

Das Merkwürdigste hier sind die prächtigen Ställe; sie gleichen wahrlich mehr einem Palaste als der Wohnung von Pferden. Sie umschließen einen großen viereckigen Hof von allen Seiten. Der eine Flügel des mit architektonischer Pracht verzierten Gebäudes ist zur Reitbahn eingerichtet; in den drei anderen sahen wir eine Menge der schönsten Pferde, unter ihnen viele Jagdpferde, meistens von arabischer Herkunft; auch verschiedene berühmte Renner, welche bei manchem Wettrennen unsterbliche Lorbeeren errungen hatten. Die Luft war in diesem Pferdestalle weit reiner als in der Stadt Sheffield. Die Pferde stehen alle auf steinernem, zum Abzuge der Feuchtigkeit hin und wieder durchbohrten Platten. Dies verhinderte allen unangenehmen Geruch. Über dem Stande der vornehmsten Pferde, der Jagdpferde und der Renner, war ihr Name, der Name ihrer werten Eltern und bisweilen ein noch längerer Stammbaum zierlich geschrieben zu lesen. Einige Stuten hatten ziemlich große Spiegel vor sich, um zu bezwecken, dass ihre Nachkömmlinge ihnen an Schönheit gleich würden.

In einem abgesonderten Teile des Hofes lief ein sehr hübsches persisches Pferdchen umher. Man sagte uns, es wäre über zwanzig Jahre alt. Zahm wie ein Hund und auch nicht viel größer, kam das zierliche Tier auf jeden Ruf freundlich und schmeichelnd herbeigesprungen.

Müde und angegriffen vom Anschauen und Bewundern setzten wir unseren Weg fort nach Rotherham, wo uns Merkwürdigkeiten anderer Art erwarteten.

Hier waren wir wieder in Vulkans Wohnung, doch ging es uns diesmal nicht wie in Carron; wir wurden eingelassen und freundlich empfangen.

Diese Eisengießerei, an Größe und Bedeutung die nächste jener nach Carron, gehört Herrn Walker. Obgleich auch hier Fremde ohne besondere Empfehlung nicht eingelassen werden, und wir keine an Herrn Walker hatten, so genügte ihm doch schon ein Blick auf einige offene Adreßbriefe, die wir von London aus für andere Orte in England mitgebracht hatten, und er gab Befehl, uns überall herumzuführen. Eine ungeheure Menge Blech wird hier geschmiedet, gereinigt, geschnitten, verzinnt und dann in Kisten gepackt in alle Welt versendet, wo es unter tausenderlei Formen wichtige und angenehme Dienste leistet. Das zu verarbeitende Eisen kommt alles aus Rußland, teils roh, teils in langen Stangen.

Die Eisengießerei war uns besonders interessant. Einen schauderhaft schönen Anblick geben die hochsprühenden Flammen und Funken, die roten zischenden Feuerströme, welche sich mit glühendem Schein langsam hinwälzen, bis sie sich in die Form wie ein Grab versenken, um dort auf immer zu erstarren. Ihn vermehren noch die schwarzen, kolossalen Männer, welche sich auf mannigfaltige Weise darum her beschäftigen. In Rotherham ward die große eiserne Brücke gegossen, die wir bei Sunderland bewunderten, und eine zweite, noch größere, ward hier vor kurzem nach Jamaika versendet. Das Eisen wird hier in unendlich verschiedene Gestalten gezwungen, von den kolossalen Brücken an bis herab zum demütigen Plätteisen. Man verfertigt hier auch viel schönes Gitterwerk, in geschmackvollen, meistens der Antike nachgebildeten Mustern, und braucht es sehr häufig zur Verzierung der Balkone, Fenster, Gartenpforten, Torwege und Treppen. Es sieht sehr reich und elegant aus. Durch die Erfindung, dergleichen Dinge zu gießen, statt sie zu hämmern, ist ihr Gebrauch ungemein verbreitet worden. Geschlagenes Eisen ist zwar weit dauerhafter als gegossenes, aber dieses kostet auch nur halb so viel als jenes, und da es denn doch Eisen ist, so bleibt es seiner Natur nach noch immer dauerhaft genug.

Das Glück wollte uns so wohl, dass wir eine vierundzwanzigpfündige Kanone gießen sehen konnten. Aus zwei Öfen floß brausend das flüssige Metall in zwei mit Sand und Erde eingedämmte Kanäle, die sich bald in einem einzigen vereinten, aus dem es gewaltsam in die tief eingegrabene Form stürzte. Dantes Hölle und der feurige Phlegethon waren bei diesem Anblick die nächstverwandten Ideen. Drei Tage braucht es, ehe die Kanone erkaltet ist, dann zerbricht man die Form und bringt sie so heraus.

Wir sahen auch eine Kanone bohren; denn sie werden alle massiv gegossen. Aus dieser Operation pflegte man sonst ein Geheimnis zu machen, doch ward sie uns ohne viele Widerrede gezeigt, sobald wir den Wunsch äußerten, sie zu sehen. Die dazu nötige Maschine wird vom Wasser getrieben. Eine lange, eiserne Stange, genauso dick als die Mündung der Kanonen weit werden soll, steht in horizontaler Stellung fest. Ein platter Stahl, ungefähr einen halben Zoll stark, mit scharfen Ecken, in Form einer Zunge, befindet sich am Ende der übrigens ganz runden Stange. Die Kanone, mit undenkbarer Gewalt vom Wasser getrieben, wird gezwungen, sich um diese Stange wie eine Achse zu drehen und zu winden; die Zunge schneidet das Metall aus der Öffnung, und die Stange poliert von innen ganz glatt und eben. Es ist unmöglich, die Kraft ohne Staunen anzusehen, die hartes Metall wie weiches Holz bearbeitet. Wie wenig vermag der Mensch mit seiner Stärke allein, und wie viel Erstaunenswertes bringt er hervor mit Hilfe der Elemente, die er zur Dienstbarkeit zwingt, die sich aber auch an dem ohnmächtigen Herrscher oft furchtbar rächen, wenn sie die Fesseln zerbrechen, die er schlau ersann, und in wilder Freiheit einhertoben, um in Momenten ganze Geschlechter zu vernichten.