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Somerset

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Gesetze des Zeremonienmeisters

Hotwells

Etikette in England – Organisieren von Eintänzern

Wie in den übrigen größeren Bädern präsidiert auch in Hotwells ein Zeremonienmeister; seine Gesetze hängen in den Sälen an der Wand angeschlagen und werden pünktlich gehalten. Sie sind in Hinsicht auf Kleidung etwas weniger streng als in Bath; in der übrigen Etikette, besonders des Ranges, sind beide einander gleich. Die ganze Einrichtung von Hotwells gleicht der von Bath bis auf wenige Kleinigkeiten; wir verweisen deshalb den freundlichen Leser auf den zunächst folgenden Abschnitt.

Außer den allen Bädern gemeinen Vergnügungen, welche regelmäßige Promenaden, Assembleen, Bälle, Lesebibliotheken und dergleichen gewähren, erfreuen sich die glücklichen Bristoler Brunnengäste noch viel mannigfaltiger Freuden, wenn sie die herrliche Gegend ringsumher durchstreifen; denn außer King´s Weston gibt es noch in ganz mäßiger Entfernung viele Orte, die wohl eines mehrmals wiederholten Besuchs wert wären.

Leider waltete über uns das gewöhnliche Schicksal der Reisenden, wir konnten nicht alles Sehenswerte aufsuchen; aber wer Wochen, vielleicht Monate lang hier verweilt, muß sich manchen hohen Genuß verschaffen können, und unter diesen ist es wohl keiner der geringsten, auf dem silbernen Strome hinzuschiffen. Bisweilen unternimmt die Gesellschaft solche Exkursionen, wo die wilden Felsen dann widerhallen von Musik, welche die Boote begleitet.

Bath*

Der Weg von Bristol nach Bath ist nur vierzehn englische Meilen lang. Im unaufhörlichen Wechsel der reizendsten Aussichten fährt man, wie in einem Garten, auf den schönsten, ebenen Wegen, durch ein Land von mannigfaltiger hoher Schönheit.

Die Jahreszeit war die günstigste, um alles dies zu genießen, aber nicht um das eigentümliche Leben kennenzulernen, welches diese Stadt von den meisten anderen unterscheidet. Früher hatten wir im Winter Gelegenheit dazu, und was wir während unseres ersten und zweiten Aufenthalts in Bath bemerkten, finde vereint hier seinen Platz, um unseren Lesern eine zusammengestellte, vollständigere Ansicht dieses merkwürdigen Orts zu geben. Vorher aber noch etwas im allgemeinen von dem Leben der Engländer in Badeorten, weil es uns zur Verständlichkeit des Ganzen unentbehrlich dünkt.

Etikette ist in England überall an der Tagesordnung. Dem Briten geht es mit ihr wie den Frauen mit ihrer Schnürbrust, wenn sie sich von Jugend auf daran gewöhnt haben. Sie fühlen sich unbehaglich, wenn der gewohnte Zwang aufhört, und wissen ohne ihn nicht zu leben. Schon mit dem häuslichen Leben ist dieser Zwang auf das engste verwebt; in die heiligsten Bande, die Mann und Weib, Eltern und Kinder miteinander verbinden, ist er unzertrennlich verflochten; wie sollte er in den Bädern fehlen, wo der Brite, ganz wegen seiner Natur, unter Unbekannten lebt und sich mit ihnen nach einem etwas von dem Gewöhnlichen verschiedenen Takte, in etwas anders vorgezeichneten Kreisen dreht, dies ist´s allein, wodurch das Badeleben vom Alltagsleben sich einigermaßen unterscheidet. Damit aber ja niemand von dem ihm ungewohnten Takt abweiche, die ihm neuen Kreise aus Unbeholfenheit und Unwissenheit verletze, so ist in jedem Brunnenorte ein eigener Zeremonienmeister angestellt; in Bath gibt es deren sogar zwei. Dieser Zeremonienmeister sorgt für alles, er macht gleichsam den Wirt und kommt jedem höflich entgegen. Bei den Bällen und überall hält er auf strenge Beobachtung der von der ganzen Gesellschaft für gültig anerkannten Gesetze, in allem, was die Ordnung der dem Vergnügen gewidmeten Stunden, der Kleidung, des Ranges und tausend anderer Zufälligkeiten betrifft. Diese Gesetze sind in den Assemblee- und Ballsälen angeschlagen, damit er sich gleich darauf berufen könne. Tanzlustige Herren und Damen melden sich bei ihm, wenn sie nicht vorher so klug waren, für sich selbst zu sorgen, und er verschafft ihnen Mittänzer, Partners, für den ganzen Ballabend. Jede Ursache zum Streit sucht er zu entfernen, jeden schon entstandenen zu schlichten. Unermüdet muß er für Anstand und Sitte wachen.