Maidenhead
Eton und das Eton College
Kew in Richmond upon Thames
Botanische Gärten von Kew
Das Dorf Eton, bekannt durch die hohe Schule Eton College, liegt am Fuße des Hügels, jenseits der Themse, und wird nur durch eine Brücke von der Stadt Windsor getrennt. Die Schulgebäude zeichnen sich nicht durch ihre Bauart aus; die Kapelle aber ist ein schönes gotisches Gebäude, welches die reiche Landschaft noch mehr verschönert. Heinrich der Sechste stiftete und erbaute diese Schule im Jahr 1440. Sechzig Pensionäre werden dort auf Kosten des Königs erzogen, aber auch Söhne guter Familien für Bezahlung darin aufgenommen. Die Schüler sind in zwei Klassen geteilt, deren jede noch drei Unterabteilungen hat. Die Erziehung in diesen Anstalten, sowie auch das Studieren in Oxford und Cambridge haben noch viel Strenges und Klösterliches, sogar in der Kleidung. Im Monat August werden die Schüler in Eton examiniert und diejenigen ausgewählt, welche nach Cambridge gehen sollen, um ihre Studien fortzusetzen. Die zwölfe unter diesen, die sich im Examen am besten auszeichnen, haben das Recht, nach drei Jahren Mitglieder der Universität Cambridge zu werden, Fellows of the University, welches ehrenvoll und einträglich ist. Die Bibliothek in Eton ist bedeutend. Weitläufige, wohlunterhaltene Gärten umgeben die Schulgebäude.
Die Gärten von Kew*
Durch den Hyde Park hindurch, vorüber an den schönen Gärten von Kensington, führt der Weg zu diesen, besonders in botanischer Hinsicht mit Recht berühmten königlichen Gärten.
Vier englische Meilen fährt man von Kensington nach Kew zwischen einer seltenen ungebrochenen Reihe eleganter, mit zierlichen Grasplätzen und Gärten eingefaßter Landhäuser. Größtenteils sind diese der Aufenthalt wohlhabender Londoner Familien, deren Häupter in der Stadt ihren Geschäften nachgehen, während Frau und Kinder, fern von der dunstigen Atmosphäre der City, sich hier einer reineren Luft und aller Annehmlichkeiten eines ländlichen Aufenthalts in der schönen Gegend erfreuen. Oft schon erwähnten wir in diese Blättern der unbeschreiblichen Reize, welche Sauberkeit, Geschmack und augenscheinliche Wohlhabenheit diesen halb städtischen, halb ländlichen Wohnungen geben; beinahe ist es unmöglich, nicht immer in neue Lobsprüche auszubrechen, so oft man ihrer gedenkt, und sich dabei des Gefühls von häuslicher Ruhe und behaglichen Wohllebens erinnert, welches ihr bloßer Anblick selbst dem vorübereilenden Wanderer einflößt.
Nur die Gärten sind in Kew merkwürdig; das Haus des Königs ist klein, unbedeutend und dient ihm und seiner Familie bei den nicht seltenen Morgenpromenaden zu diesem Lieblingsorte nur gelegentlich zum Absteigequartier. Es wird nie von der königlichen Familie bewohnt und ist auch auf keine Weise solcher Bewohne würdig. Indessen war man während unseres dortigen Aufenthalts beschäftigt, ein großes massives Gebäude zum künftigen Witwensitz der Königin zu erbauen (82). Nie sahen wir etwas Ungeschickt-Schwerfälligeres als diese, im seinsollendgotischen, ganz verfehlten Geschmack aufgetürmte Steinmasse. Ungeheuer dicke Mauern, kleine, spaltenähnliche Fenster, dicke, unbeholfene Säulen geben ihr eher das Ansehen eines Staatsgefängnisses als der Wohnung einer Königin.
Die botanischen Gärten von Kew vereinigen eine unzählige Mannigfaltigkeit von Pflanzen aller Weltteile, aller Zonen, und gehören gewiß zu den merkwürdigsten in Europa, wenn sie nicht vielleicht alle übrigen übertreffen. Die überall wehende englische Flagge brachte von den entferntesten Ufern auf diesen kleinen Punkt fast alles zusammen, was nur auf Erden wächst. Von der Zeder des Libanons bis herab zum bescheidenen Heidekraut findet alles hier Pflege, Boden und Klima, wie es sie bedarf, um nicht nur kümmerlich zu vegetieren, sondern üppig zu wachsen, zu grünen und zu blühen. Der König liebte die Botanik, er wandte viel Geld und Mühe auf diese Gärten und freute sich ihres Gedeihens. Der berühmte Weltumsegler Sir Joseph Banks nahm sie unter seine spezielle Aufsicht, und seine, in den entferntesten Weltgegenden mit unsäglicher Mühe und Gefahr erworbenen botanischen Kenntnisse fanden hier ein weites, fruchtbares Feld. Auf diese Weise mußte etwas sehr Vollkommenes entstehen. Das durch die wärmende Seeluft unendlich gemilderte Klima, der natürlich warme Boden Englands tragen das ihrige bei, um der Anstalt das höchste Gedeihen zu geben. Hier, wo der Winter den Wiesen ihren grünen Teppich nie raubt, wo die Herden das ganze Jahr hindurch im Freien ihre Nahrung finden, wird jede aus einem milden Klima hergebrachte Pflanze bald einheimisch. Sehr viele, welche selbst im südlichsten Teile von Deutschland den größten Teil des Jahres im Hause gehalten werden müssen und nur während der Sommermonate dort der Luft ausgesetzt werden dürfen, wachsen hier üppig im Freien, wie in ihrem Vaterlande, zum Beispiel die großblättrige Myrte, der duftende Heliotrop und noch viele mehr.
[Fußnote(82): Caroline von Braunschweig, Ehefrau Georgs IV., 1818 gestorben.]