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Geselligkeit

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Leute kennenlernen

Hier bekommt man schnell Kontakt zu echten Briten

Im Pub herrscht ein Klassengemisch

Und dann wird man Leute treffen. Keine Frage, in einem Pub bleibt niemand lang allein. Die anderen Gäste beziehen einen ganz unkompliziert in die Unterhaltung ein, behutsam und herzlich. Man spricht über alles und nichts und wird die besondere Atmosphäre spüren, die die Verschmelzung der Klassen mit sich bringt; hier läßt man seine soziale Herkunft an der Garderobe und verkehrt mit dem Gegner. Seite an Seite findet man den cockney, den typischen Bewohner des Eastends, der Arbeiterviertel Londons, den jungen geschniegelten, arroganten Manager, den Arbeiter, der die Tribune, die Zeitung des linken Flügels der Labour Party liest, die angesäuselte Sekretärin, den gerissenen alten Penner ... und den Touristen, mit Kulleraugen angesichts dieses Schauspiels und dem erstaunten Gesichtsausdruck eines Menschen, der eine neue Lebensart entdeckt.
Hier wird man nicht zum Trinken gedrängt; man holt sich das Gewünschte an der Theke, oder besser noch, wenn man´s nicht eilig hat, setzt man sich, läßt die Umgebung auf sich wirken und genießt in aller Ruhe die Atmosphäre. Und wenn die durstige Kehle sich schließlich bemerkbar macht, dann bestellt man und zahlt sofort. Keine Streitigkeiten am Ende der Zeche über die Zahl der Runden: sobald man das Bier bekommt, wird berappt! Vor allem kein Trinkgeld geben; diese beschämende Unsitte ist gottlob noch nicht über den Ärmelkanal gedrungen.
Engländer sind übrigens höchst klassenbewußt und stolz auf die Zugehörigkeit zur jeweiligen Klasse. Die Unterschiede zwischen den working classes und der middle class, upper middle class, etc. sind auch in unseren Tagen noch krasser als auf dem Kontinent – im Einkommen, in der Kleidung und im Verhalten. Niemandem würde es einfallen, die Unterschiede und Gegensätze zu leugnen – im Gegenteil: man ist eher stolz auf die Zugehörigkeit zu »seiner« Klasse. Dass bei uns Lehrer, die derartig freches marxistisches Vokabular im Munde führen, von der Schule fliegen, ruft in England nur ungläubiges Staunen hervor. Aber seit des Heiligen Brandts Radikalenerlaß haben sich die Zeiten ja auch wieder entspannt.
Beim oben erwähnten Wort »posh« handelt es sich übrigens ursprünglich nicht um den Spitznamen eines Ex-Spice Girls (»Kräuterweib«?), sondern um eine Abkürzung aus der Zeit der Segelschiffe. Reiche Leute buchten »port out, starboard home«, wenn´s nach Amerika ging, also backbord (links) hin und steuerbord zurück und hatten so stets die sonnige Südseite gebucht. »Posh« bedeutet also soviel wie vornehm oder auch blasiert. Andere behaupten, die Geschichte gehe auf Schiffspassagen nach Indien zurück, wo wegen der Hitze dann die Nordseite die gefragtere gewesen sein. Übrigens: Ein Nachweis über diese Geschichte wurde nie gefunden, obwohl zig alte Schiffskarten existieren, aber sie ist halt eine nette …