Gratulation
Kavalkade der Gratulanten
Lords und Herzöge warten auf ihren Moment
Festliche Aktivitäten zum Ausklang des besonderen Tages
Durch alles dieses hindurch bewegte sich langsam die unabsehbare Reihe Kutschen, in welchen die Gratulanten nach Hofe fuhren. Diese gaben den reichsten und mannigfaltigsten Anblick. Nirgends kann man prächtigere Kutschen von der neuesten, noch nie zuvor gesehenen Form, nirgends schönere, stolzere Pferde erblicken. Ein Schwarm reichgekleideter Livreebedienten umgab die Schritt vor Schritt langsam fahrenden Wagen, ungeduldig schnoben die Pferde, aber der mit einer großen, runden Perücke versehene, auf dem befransten Bocke majestätisch thronende Kutscher hielt sie in Respekt. Wie in anderen Ländern Schnurrbärte, so sind in England solche dicken runden Perücken Abzeichen der Kutscher, und je vornehmer der Herr, je größer sind die Perücken.
Die reichgekleideten Herren und Damen in den Kutschen schienen sich bei der langsamen Kavalkade ein wenig zu langweilen. Die Damen nahmen sich von oben nicht sehr graziös aus in dem überladenen Putze und der steifen, ängstlichen Stellung; fast wie die überfüllte umgestülpte Schachtel einer Modenhändlerin, ein formloser Berg von Flor, Blumen, Federn und tausend schönen Sachen.
Der Lord Mayor und die Sheriffs der City in ihrer schwarzen Amtskleidung, mit schweren goldenen Ketten geschmückt, fuhren in großen, über und über vergoldeten altmodischen, doch neuen Staatswagen, an welchen überall fast ebenso vergoldete Bediente mit großen Federhüten hingen. Zum Teil ziemlich rosige Hofkutschen (die uns an die Dresdner Fahrten nach Pillnitz erinnerten) machten von Zeit zu Zeit von ihrem Vorrechte Gebrauch, aus der Reihe hinaus allen anderen vorbeizufahren.
Die Herzöge von York, von Glocester und andere Glieder der königlichen Familie saßen in beinahe ganz gläsernen Staatswagen, so dass man sie von allen Seiten deutlich sehen konnte.
In alle diese Pracht mischten sich ganz gewöhnliche Fiaker und behaupteten ihren Platz in der glänzenden Reihe so gut wie die anderen. Größtenteils saßen Offiziere und Geistliche darin, ja ein Spottvogel neben uns wollte in einem derselben drei Bischöfe erblicken, die so, das Stück für sechs Pence, an den Hof fuhren.
Zur Seite dieses langen Zuges trabten brillant gekleidete Portechaisenträger ihren Hundstrott, mit schön aufgeputzten Portechaisen, deren Deckel des hohen Standes der darin sitzenden glänzenden Dame, und ein Schwarm reichgekleideter Livreebediensteten begleitete jede derselben.
Von ein bis sechs Uhr währte dieser Zug ununterbrochen fort, ohne zu stocken; die Herren und Damen stiegen aus, sowie sie ankamen, machten dem König und der Königin ihr Kompliment, vielleicht ohne im Gewühl der Menge einmal bemerkt zu werden, und fuhren dann wieder fort, um anderen Neuankommenden Platz zu machen. Dies war die ganze Freude, mit so vielem Aufwande an Geld, Zeit und Vorsorge errungen.
Nach der Cour gab die Königin ein Familiendinner, das einzige im ganzen Jahre; auf dieses folgte ein Konzert, zu welchem der dafür besoldete Hofpoet jedesmal eine neue sogenannte Ode machen muß. Auch zum Konzert werden nur wenige von den Vornehmsten auserwählt und zugelassen. Sonst pflegte diesem Konzerte noch ein Ball zu folgen, der höchstens zwei Stunden währte und bei welchem die strenge Rangordnung und Etikette den Vorsitz hatte; seit einigen Jahren aber begnügt man sich mit übrigen Freuden des Tages.
Abends waren einige öffentliche Gebäude, die Theater und die Häuser der Kaufleute und Handwerker, welche den Hof bedienen, ziemlich hübsch illuminiert, und damit endigte dieser wichtige Tag.