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Soho

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Fabrikarbeit

Vom Silber zur Münze

Glasmanufaktur und Dampfmaschinen

Das Wohnhaus in Soho ist ein hübsches, bequemes und großes Gebäude, überall Sauberkeit und Eleganz, nirgends Pracht, nirgends ein Streben, mit den prächtigen Villen der Großen des Landes zu wetteifern. Es liegt sehr angenehm: aus den vorderen Zimmern übersieht man eine sehr schöne, reiche Gegend, im Vordergrunde die Stadt; fruchtbare angebaute Hügel steigen über ihr empor. Dicht vor dem Hause liegt ein hübscher Garten voll Blumen und fremder Pflanzen und hinter dem Hause eine reizende Promenade, längs den Ufern eines kleinen Sees, welchen Boulton schuf, indem er vermittelst der Dampfmaschine die alten Sümpfe austrocknete und das Wasser hier sammelte. In einer Ecke desselben ergießt sich ein Wasserfall von einem mit schönen Blumen und Bäumen gezierten Hügel. Alles dieses war vor ungefähr zwanzig Jahren eine öde, sumpfige Heide.

Die Fabrik von plattierten Sachen erschien uns besonders interessant. Es ist unmöglich, schönere Formen und bessere Politur zu sehen, als dem Silber hier gegeben wird. Man kann das Plattierte von dem ganz Silbernen durch´s Auge allein nicht unterscheiden, und es gibt auch, auf die Weise wie hier gearbeitet, dem Silber an Dauer wenig nach.

Auf ein Stück Kupfer, etwa eine halbe Elle lang und eine Achtelelle im Durchmesser, werden Längen aus zwei Platten von ganz reinem Silber, etwa den zehnten Teil so dick als Kupfer ist, oben und unten aufgeschmolzen. Dann wird es durch Walzen, von einer Dampfmaschine getrieben, zu Blech ausgedehnt, so dünne man es bedarf. Das Silber bleibt dabei immer mit dem Kupfer im nämlichen Verhältnisse. Dieses Blech braucht man zur Verfertigung der Leuchter, Kannen und allen Silbergerätes, welches eine Fläche bietet; zu den Henkeln, Füßen und dergleichen nimmt man eine runde, mit Silber belegte Stange Kupfer, die auf die nämliche Weise, wie wir oben beschrieben, behandelt wird. Die äußeren Ecken werden den Gefäßen von massivem Silber angesetzt; auch sind die meisten Verzierungen daran ganz Silber.

Die Glasschleiferei ist ebenfalls merkwürdig. In einem sehr langen Zimmer sieht man eine Menge Schleifsteine unaufhörlich schnell sich drehen. Eine lange hölzerne, am Boden horizontal liegende Walze, welche durch eine unter dem Zimmer sich befindende Dampfmaschine getrieben wird, setzt sie alle in Bewegung. Mit der größten anscheinenden Leichtigkeit schleifen die Arbeiter die schönsten Muster auf die Gläser mit einer bewundernswürdigen Genauigkeit, ohne alle Vorzeichnung, indem sie dieselben an die wie von Zauberei getriebenen Scheiben halten. Von hier aus kommen größtenteils die schönen Girandolen, Lüster, Trinkgläser und Prachtvasen, die glänzendste Zierde großer Tafeln, welche wir oft in den, bei nächtlicher Beleuchtung einem Feenschloß ähnlichen, flimmernden Glasläden Londons nicht genug bewundern konnten. Die letzte Politur wird dem Glase vermittelst einer hölzernen Scheibe, statt des Schleifsteins, gegeben.

Die Münze arbeitete gerade diesen Tag nicht. Herr Boulton ließ aber einige kleine Geldstücke prägen, um uns den Mechanismus zu zeigen. Acht Prägstöcke werden hier ebenfalls von einer Dampfmaschine getrieben; jeder derselben prägt in einer Minute dreißig bis einhundertzwanzig Stücke aus, je nachdem sie größer oder kleiner sind, und zwar auf beiden Seiten zugleich. Bei jedem Stempel ist eine höchst sinnreich erfundene Maschine angebracht, die mit Blitzesschnelle das eben geprägte Stück fort und ein noch ungeprägtes an dessen Stelle einschiebt. Alles dieses scheint wie von unsichtbaren Geistern getrieben. Das Gepräge der Münzen ist durchgängig schön. Sie sind alle vollkommen rund, von gleicher Größe und möglichst gleichem Werte.

In einem anderen Zimmer werden die Münzen geschnitten, ehe sie geprägt werden; noch in einem anderen nach dem Prägen gereinigt, indem sie in langen leinenen Säcken hin und her geschwungen werden. Auch diese Operation wird durch die Dampfmaschine bewerkstelligt.

Zum Abschiede statteten wir noch der Dampfmaschine selbst einen Besuch ab. Wir sahen in einem unterirdischen Gewölbe eine Pumpe durch den Dampf des darunter in einem verschlossenen, eingemauerten Kessel kochenden Wassers unaufhörlich in Bewegung gesetzt. Diese Pumpe trieb einige große Räder, diese Räder kommunizierten mit den vielen, in den oberen Zimmern befindlichen mannigfaltigen Maschinen und brachten alle die Wunder hervor, die uns oben in Erstaunen gesetzt hatten. Das ist alles, was wir durch´s bloße Anschauen von dieser bewundernswerten Erfindung begriffen. Das Wasser muß das ganze Jahr im Kochen erhalten werden, damit die Maschine nie stocke. Herr Boulton versicherte uns, es gehöre weit weniger Feuerung dazu, als man auf den ersten Augenblick glauben möchte.