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Tourismus

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Polizeipräsenz und Bequemlichkeit

Die Stadt als riesiges Hotel

Unterschiedliche Quellen – frevelhaftes Geschlechtergemisch

Noch mehrere oder gar alle diesen ähnliche Plätze und Straßen zu nennen, würde ermüdend werden, und vielleicht reicht das hier Gesagte schon hin, um dem Leser eine Idee von dem zu geben, was diese Stadt vor allen anderen so sehr auszeichnet. Es ist wahr, ihre so sehr bergige Lage hat viel Unbequemes, aber das herrliche Pflaster, die große Reinlichkeit der Straßen und nachts die wunderschöne Erleuchtung mildern diese Unbequemlichkeit gar sehr, und die Polizei wacht auf die musterhafteste Weise über alles, was zur Bequemlichkeit und Ruhe der Brunnengäste beizutragen vermag.

Am Fahren in der Stadt ist hier fast gar nicht zu denken. Mehrere der schönsten Straßen, Bond Street zum Beispiel, sind ganz mit großen Quadersteinen gepflastert und gar nicht für Equipagen eingerichtet. Zu den Assembleesälen, zu beiden Promenaden, die Nord- und Südparade genannt, kann man durchaus nicht zu Wagen gelangen. Doch befürchte man deshalb nicht, sich zu sehr zu ermüden: eine Anzahl von Portechaisen (13) steht überall bereit; auf den ersten Wink setzen diese sich in Bewegung und transportieren im schnellsten Hundetrott ihre Last bis auf den höchsten Gipfel der Berge. Sie stehen unter strenger Aufsicht der Polizei, wie die Fiaker in London, sind alle numeriert und einer ziemlich mäßigen Taxe unterworfen, die sie nicht überschreiten dürfen.

Die ganze Stadt ist ein ungeheures Hotel garni. Alle die schönen Gebäude werden ganz oder teilweise an Badegäste vermietet. Der festgesetzte Preis eines möblierten Zimmers während der Badezeit beträgt eine halbe Guinee die Woche; ein Bedientenzimmer kostet die Hälfte. Unangenehm ist es, dass man immer die ganze Reihe Zimmer mieten und oft deren sieben oder acht bezahlen muß, während man kaum die Hälfte davon braucht. Es gibt zwar Häuser, welche zugleich ihre Gäste in die Kost nehmen, und in diesen ist man gefälliger und vermietet einzelne Zimmer; aber freilich muß man auch dort weniger Ansprüche auf Eleganz und Bequemlichkeit machen. Was man außer der Wohnung noch nötig hat, ist ebenfalls zu vermieten: Möbel aller Art, Betten, Porzellan, Küchengeschirr, Hausgeräte und Gemälde, Gläser und Kronleuchter, Tisch- und Bettwäsche, alles wie man es verlangt, auf das Prächtigste oder zierlich einfach. In der Zeit von zwei Stunden kann ein großes Haus mit allem Nötigen und Überflüssigen versehen werden. Überall findet man die einladensten Bekanntmachungen angeschlagen, überall, nach Londoner Sitte, alle Erfindungen des Luxus und der Bequemlichkeitsliebe hinter großen Glasfenstern in schönen Läden zum Verkauf und zur Miete auf das Zierlichste ausgestellt.

Das Wasser ist sehr heiß. Drei Stunden muß es stehen, ehe man sich hineinwagen darf. Es wird auch getrunken, doch mehr darin gebadet. Der heißen Quellen gibt es drei; man geht wie in Karlsbad beim Trinken von der schwächsten zur stärkeren allmählich über. Die Ärzte empfehlen dabei die größte Vorsicht. Das Wasser ist klar und schmeckt nicht unangenehm; Nervenübel, Lähmungen, Podagra und Gicht sind die Krankheiten, gegen welche es hauptsächlich angewandt wird. Die Zeit des Trinkens ist morgens zwischen sechs und zehn Uhr, und dann wieder einige Gläser gegen Mittag. Gewöhnlich trinkt man in dem zur Quelle gehörigen Brunnensaale.

In der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts herrschte in Bath der ekelhafte Brauch, in großen gemeinschaftlichen Bädern in Gesellschaft ohne Unterschied des Geschlechts zu baden. Die Damen verzierten bei dieser Gelegenheit ihre aus dem Wasser hervorragenden Köpfe auf das Modernste und Vorteilhafteste; Zuschauer standen auf der das Bad umgebenden Galerie und machten mit den unten Badenden Konversation, um ihnen die Zeit zu vertreiben. Diese großen Bäder existieren noch, vier an der Zahl, aber nur die geringeren Klassen machen auf die oben beschriebene Weise Gebrauch davon. Das erste dieser Bäder, das Königsbad genannt, liegt dicht hinter dem großen Brunnensaale; eine Reihe dorischer Säulen umgibt es; es ist fünfundsechzig Fuß lang und vierzig breit, das Wasser hier zwischen einhundert und einhundertdrei Grad Fahrenheit heiß. Neben diesem Bade liegt der Königin Bad, es enthält nur fünfundzwanzig Fuß im Geviert und ist etwas weniger warm. Das Kreuzbad führt diesen Namen von einem Kreuze, welches ehemals hier stand, und hat einen eigenen kleinen Brunnensaal. Mit dieser Quelle, als der schwächsten, fängt man gewöhnlich an zu trinken. Das heiße Bad hat einhundertsiebzehn Grad Wärme. Privatbäder, Dampfbäder und ähnliche Anstalten sind damit in dem nämlichen Gebäude vereint. Diese Quelle, als die stärkste, wird selten getrunken, der dazugehörige Brunnensaal ist dumpf und düster.

Die erste Entdeckung der heißen Quellen von Bath verliert sich ins graueste Altertum. Die alten Briten kannten sie schon und bauten hier eine Stadt, die sie Caer yun ennaint twymyn, die Stadt der heißen Bäder, nannten. Später gaben ihr die Römer verschiedene andere Namen: Thermae sudatae, Aquae calidae, die Angelsachsen nannten sie Akemannus Ceaster, die Stadt der Gebrechlichen. Im Sommer möchte sie noch so heißen; wenn aber jetzt einer jener alten Herren, die sie so nannten, im Winter aus der Ewigkeit plötzlich in einen ihrer Ballsäle versetzt würde, er gäbe ihr gewiß dann einen schöneren Namen.

[Fußnote(13): Portechaisen sind als Sänften bekannt. Sänftenträger waren für ihre rasche Fortbewegung zuständig.]