Italienische Küche
Die Wurzeln der legendären Mittelmeerdiät
Porträt einer Jahrtausende alten vitalen Kochkunst
Cucina e Cultura | Beck Verlag | 182 Seiten| 19,90 Euro | von Peter Peter
Der Lesespaß beginnt bei diesem Werk schon gleich beim Buchumschlag: Autor ist ein Dr. phil. Peter Peter. Schon der Name ist vergnüglich; fast noch erfreulicher ist, dass Peter Peter Mitglied der Deutschen Akademie für Kulinaristik ist, zahlreiche gastronomische Guides und ein sizilianisches Kochbuch verfasst und kulinarische Reisen entworfen hat. Wie gerne begibt man sich doch in die Hände dieses kulinarischen Experten!
Und gleich der zweite Aspekt, der ins Auge fällt, ist das schön auf alt gemachte Design, mit einem sensorischen Vergnügen bis in die Fingerspitzen hinein: der Einband ist rau und griffig und erinnert an eine alte Tapete, was gut zu dem vergilbt-verwitterten Stillleben des Hintergrundes passt.
Aber man soll ja das Buch nicht nur nach dem Einband beurteilen, wie der Angelsachse sagt, und so schlagen wir es auf. Auch das Innere ist schön auf alt gemacht; die Seiten sind so griffig wie der Einband und zart gelblich, und die altertümlichen, grünschwarzen Zeichnungen lassen Zeiten wiederaufleben, in denen etwa Jünglinge mit Trinkhörnern venushaften Schönheiten zuprosteten - wie auf einem Fresko aus Herkulaneum, das neben einer blumigen Schilderung Horaz´ über ein opulentes Mahl steht: es folgten drauf Sklaven, die auf riesiger Schüssel zerlegt einen Kranich uns boten, trefflich gesalzen und gut paniert, dazu noch die Leber einer schneeweißen Gans, die mit saftigen Feigen gemästet
Nicht nur von der Dekadenz üppiger Orgien und Festmahle der reichen Römer erzählt Peter, auch von den Ärmeren, den Bauern, die in der Hauptsache Getreide aßen. Von der Produktion von Delikatessen, die in Italien eine lange Tradition hat Schnecken beispielsweise wurden mit einer speziellen Kräuterdiät in verschiedenen Farben gezüchtet, und schon früh wurde eine Würzsoße aus Meeresfrüchten und Gewürzen kreiert, die man aufgrund ihrer Beliebtheit und häufigen Nutzung fast als Maggi der Antike bezeichnen könnte.
Weiter führt uns Peter auf seiner kulinarischen Reise durch die Jahrhunderte, erzählt hier was von der Geschichte der Nudelherstellung und wie die Gnocchi entstanden, da was vom Einfluss der arabischen Küche, huldigt dort dem "genialsten Chef der Renaissance, dem Michelangelo der Köche" Bartolomeo Scappi aus dem 16. Jahrhundert, der für Papst Pius V. kochte und das erste professionelle Kochbuch herausgab.
Natürlich dürfen in einem Werk über die italienische Küche Rezepte nicht fehlen, die originell in den Text eingebaut sind, so z.B. Hausfrauen-Sparrezepte zu Kriegszeiten (Petronillas Saltimbocca alla romana) oder gewagtere Vorschläge wie die Modicaner Rindfleisch-Schokoladenplätzchen aus dem 16./17. Jahrhundert.
Alles in allem ein sorgfältig recherchiertes, hochinteressantes, flüssig geschriebenes Buch über die Entstehung einer der beliebtesten Küchen der Welt.
HM
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