Tapas
Juan Amadors Tapas
Der schwäbische Spanier packt aus
Tapas | Tre Torri Verlag | 218 Seiten| 39,90 Euro | von Juan Amador
Tapas wer kennt sie nicht, die kleinen Köstlichkeiten, die gemeinhin in Spanien in Bars und Kneipen zu Bier und Wein serviert werden? Ursprünglich wohl als beschwerende Hilfe für die Fliegenabdeckung auf Getränken (span. tapa = Deckel), sind tapas heute üppiger denn je; kleine Köstlichkeiten aus Oliven, Kartoffeln oder Meeresfrüchten.
Juan Amador, der experimentelle Schöngeist der katalonischen Küche, setzt mit diesem Werk neue Maßstäbe. Nicht die klassischen Tortilla- und Serranorezepte erwarten hier den kulinarisch ambitionierten Leser, sondern "pequeñas locuras", kleine Verrücktheiten.
Sicherlich ist Juan Amador verrückt. Genial verrückt. Seine Verrücktheit besteht darin, keine Grenzen zu kennen, den Konventionen ein Schnippchen zu schlagen und einfach auszuprobieren, so weit, wie ihn der Gaumen trägt. Und das ist weit.
Das Besondere dieses Kochbuchs ist, dass die Rezepte zwar an Raffiniert- und Erlesenheit das sind, was man von einem innovativen Spitzenkoch wie Amador erwartet; gleichzeitig sind sie verblüffend einfach.
So hat wohl jeder die Zutaten für Kartoffelchips mit Pimenton und Chorizo Iberico, wenn nicht im Küchenschrank, so doch in greifbarer Nähe (das Gewürz Pimenton gibt es beim Gewürzhändler und Chorizo Iberico beim Feinkosthändler, wie Amadors Rezept verrät), aber nicht jeder wäre auf diese Kombination gekommen.
Andere Rezepte werden dem wild experimentellen Ruf Amadors gerecht, wie Gin-Tonic-Limone-Nitro nach Heston Blumenthal, zu dessen Herstellung man flüssigen Stickstoff, Isi-Patrone und Spender benötigt.
Wenn auch nicht alle Rezepte für jeden x-beliebigen Hobbykoch nachkochbar sind, so sind die allermeisten doch praktikabel und ohne größere Gerätschaften zuzubereiten. Zudem gibt es Alternativen für den kreativen Koch so empfiehlt Amador beispielsweise, statt Petrischalen, die nun wirklich nicht in jedem Haushalt vorhanden sind, Glasteller mit Deckel zu verwenden.
Wie man es von Tre Torri gewohnt ist, sind die Fotografien von einer schlichten Schönheit, auf der einen Seite dazu angetan, einem das Wasser im Munde zusammenlaufen zu lassen, auf der anderen Seite von einer Kunstfertigkeit, die jedes einzelne Bild zu einem Kunstwerk erhebt, das es wert ist, gerahmt und an einem besonderen Platz aufgehängt zu werden. Ein inspirierender Blick auf eine jahrhundertealte Tradition.
HM