Politik
Weg in die Moderne?
Reformen unter dem neuen König
Mehr Rechte für Frauen - Gesetzesneuerungen in Marokko
Vor etlichen Jahren übernahm Mohammed VI. die Herrschaft in Marokko, als Nachfolger seines Vaters Hassan II. Euphorie herrschte bei seiner Krönung, da er viele Verbesserungen versprach. Noch ist von ihnen allerdings zu wenig zu spüren.
Die Bevölkerung wirft ihrem König vor, zu wenig zur Armutsbekämpfung zu tun, denn noch immer haben mehr als fünfzig Prozent nur einen Euro täglich zur Verfügung. Zehn bis zwanzig Prozent des Staatshaushaltes fließen hingegen in Königshaus, königliche Verwaltung und Angestellten.
Die Analphabetenquote beträgt bei Frauen 62 Prozent, bei Männern 37.
Hinsichtlich der Demokratie hapert es ebenfalls. Zwar verbot der König die Folter, doch scheint dieses Gesetz bei Islamisten nicht zu greifen. Zudem versprach er freie Wahlen, die inzwischen zwar ordnungsgemäß ablaufen, doch verzichtet er nicht auf seinen Einfluss: Nach wie vor entscheidet er über die Ernennung des Kabinetts und bestimmt Gesetze.
Frauenrechtlerinnen freuen sich, denn Mohammed VI. stärkte ihre gesellschaftliche Stellung. So steht ihnen ohne Angabe von Gründen eine Scheidung binnen eines Jahres zu; bislang zog sich die Prozedur oft über fünfzehn Jahre. Zudem benötigen sie keinen Vormund zur Heirat.