Tibet
Chinesische Besatzung im Himalaja
Unterdrückung im Vielvölkerland China
56 Völkergruppen einen sich im Reich der Mitte, was aus China ein Vielvölkerland macht. Neun Zehntel der Einwohner bilden die Han-Chinesen, die sämtliche bedeutenden Posten innehaben. Sie halten sich für "zivilisierter" als die anderen, weshalb sie ihnen ihre Lebensweise nahe bringen möchten. Die Regionen mit ethnischen Minderheiten haben jedoch hohe Bedeutung aufgrund Rohstoffen und Grenzlage.
Zwar versprach Mao verschiedenen Gruppen Autonomie, doch fand diese nur auf dem Papier statt. China ist auf den Zusammenhalt aller ethnischen Gruppen angewiesen. Die drastische chinesische Unterdrückung zeigt sich besonders am Beispiel Tibet.
Seit dem dreizehnten Jahrhundert gehört Tibet zu China, doch erst seit dem neunzehnten strebt es nach Unabhängigkeit. 1911 wurde es zu einem eigenen Staat, doch 1950 strömten die chinesischen Besatzer wieder ins Land. Seitdem zählen die sechs Millionen ethnischen Tibeter in China zu den Chinesen.
Wer sich als Journalist nach Tibet wagt, wird entweder offen "begleitet" oder heimlich bespitzelt. Sprechen Einheimische mit ausländischen Reportern, drohen ihnen Geldstrafen. Dennoch fassen sich immer wieder Tibeter ein Herz, um Ausländern von der Unterdrückung zu erzählen.
Ansiedlungsversuche der Chinesen fruchten, so dass die Tibeter bald nur noch eine Minderheit ausmachen werden. Systematischer Völkermord findet statt, der sich z.B. in der Sprache ausdrückt: Die eigene Meinung offen zu verkünden, ist tabu, wesentlich schlimmer, wenn die Meinungsäußerung gar auf Tibetisch erfolgt. Erzieher und Lehrer haben Chinesisch zu sprechen, wenn sie ihre Stelle behalten wollen. Durch die Dominanz des Chinesischen fehlen im Tibetischen moderne Wörter wie z.B. "Handy".
Wer dem Dalai Lama, dem religiösen Oberhaupt Tibets, die Treue hält, landet im Gefängnis.
Keine voreiligen Urteile - Blick auf die chinesischer Seite
Wer auch immer sich mit dem Problem "Tibet / China" befasst, berücksichtige jedoch beide Seiten. Westliche Medien schlagen sich gern auf die Seite der Tibeter, ohne sich um das chinesische Verständnis der Lage zu kümmern. Der Dalai Lama erfreut sich in Europa zudem großer Beliebtheit, was die Unvoreingenommenheit natürlich ebenfalls schwächt. Wer bringt es fertig, sich nicht sofort auf seine Seite zu stellen? Wie könnte dieser freundliche, liebevolle, tiefreligiöse Mensch jemandem Böses wollen?
Seine tatsächlichen Wünsche seien mal dahingestellt, beschäftige man sich einfach mit der chinesischen Weltanschauung. Chinesen befassen sich nämlich viel mit Anwendung und Erkennung von Listen, den Strategemen. Dabei stufen sie den Dalai Lama in List Nr. 10 ein, "hinter dem Lächeln den Dolch verbergen". Sie halten ihn für viel gefährlicher als bloß für einen alten Mann, der nach ein wenig Autonomie strebt. Hier gilt der Spruch: "Wehret den Anfängen", denn ihrer Meinung zufolge sucht er die tibetische Unabhängigkeit Schritt für Schritt durchzusetzen.
Die politische Welt sieht die Tibeter nicht als Volk sondern als Minderheit an, weshalb sie kaum die Rechte eines Volkes fordern können. Freilich wäre dies ein sehr erwünschter Zustand, doch ihn sogar als unbeteiligter Europäer von den Chinesen zu fordern, wirkt anmaßend. Man werfe nur einen kleinen Blick auf europäische Minderheiten, die eine ebenso schlechte Behandlung erfahren. Welcher Mächtige macht sich schon für die Kurden stark? Findet nicht vielmehr die Türkei Unterstützung?
Wie also will Europa China das Verhalten vorschreiben, wenn es selbst keine Lösung für das Problem "Minderheiten" findet? Bereits in der Bibel heißt es: "Zieh erst den Balken aus dem eigenen Auge, bevor du den Splitter aus dem Auge deines Bruders entfernst". Man stelle sich nur vor, die Chinesen übernähmen ebenso wie die Türken den französischen Staatsentwurf - in dem Fall verlören die Tibeter ihren Minderheitenschutz! Dieser findet sich in französischen Gesetzen nicht, da er gegen die französische Verfassung verstößt. Wer aber regt sich deshalb über Frankreich auf?
Solange Europäer noch vor ihrer eigenen Tür zu kehren haben, sollten sie dies eifrig tun und anderen mit gutem Beispiel vorangehen. Dann erst steht es ihnen zu, den Chinesen und Tibetern Hilfe bei ihrem Konflikt anzubieten.
Tatsächlich war Tibet vor der chinesischen Besatzung nicht das Land mit friedlicher, glücklicher Bevölkerung, die sich im Einklang mit Religion und Natur befand, sondern hatte ebenso Missstände wie andere Länder. Das oft beschworene "Paradies" entstammt einer bedenkenlos übernommenen Propaganda.
Hiermit sei nicht das chinesische Verhalten gegenüber den Tibetern gelobt. Es sei nur darauf hingewiesen, dass die Presse nicht immer objektiv berichtet, sich im Gegenteil oft eine gründliche Recherche spart. Wer sich tatsächlich an der Debatte "Tibet / China" beteiligt, sollte sich zuvor mit den beiden Ländern befassen. Sonst bläst er ins selbe Horn wie die meisten Westler, die einem Phantasiebild anhängen.
Arbeiten in China?