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Das neue Indien

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Faszination Indien

Der schlafende Riese ist erwacht


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Abschied von Gandhi? | Herder Verlag | 255 Seiten| 22,00 Euro | von Bernard Imhasly

Gandhi – einer der großen Pazifisten des letzten Jahrhunderts. Wenige wissen, dass er eigentlich Mohandas Karamchand Gandhi hieß, und dass er den Ehrentitel Mahátma (Sanskrit für "Große Seele") vom indischen Literaturnobelpreisträger Rabindranath Tagore verliehen bekam.

Nahezu ebenso wenig ist heute bekannt von Indien, diesem mächtigen Subkontinent, der gerade ein ansehnliches Wirtschaftswachstum genießt – von dem aber nur knapp ein Viertel der Bevölkerung profitiert.

Bernhard Imhasly, Korrespondent der Neuen Zürcher Zeitung und seit mehr als 20 Jahren mit Indien verbunden, hat sich aufgemacht, das Land – auf den Spuren Gandhis – zu bereisen, zu begreifen und immer wieder neu zu entdecken.

Da sind die Armen Kalkuttas, die, Rußflecken an der Hauswand hinter ihnen zeugen davon, schon viele Jahre an eben dieser Straßenecke "wohnen", ohne dass es einem Polizisten eingefallen wäre, sie nach einer Registrierungsmarke zu fragen, und ohne dass Passanten sie abschätzig an- oder betreten zur Seite guckten.

Da ist aber auch das "Viertel der Unberührbaren", der Kastenlosen, denen Gandhi den euphemistischen Namen Harijan (Gottes Leute) verlieh. Selber nennen sie sich heute bezeichnenderweise Dalit (Unterdrückte); nur eine weitere Tatsache, die untermauert, dass das Kastensystem strenger denn je befolgt wird.

Imhasly bereist die "sieben Schwestern" Indiens; Provinzen im Nordosten des Landes, die mit Drogen- und Waffenhandel und mit illegaler Einwanderung zu kämpfen haben. Hier, beispielsweise in Manipur, leben eine Vielzahl ethnischer Gruppen auf begrenztem Gebiet zusammen (Manipur ist etwa halb so groß wie die Schweiz), in einem seltsamen Taumel "zwischen indischer Moderne und lokaler Tradition". Auf 35 ethnische Gruppen kommen 26 Untergrundorganisationen, die den indischen Staat bekämpfen.

Vielen Behauptungen und Vorurteilen wird hier auf den Grund gegangen – da ist der Major im Saptkranti-Express, der Sanskrit studiert hatte und während der Zugfahrt über das Mahabharata, Indiens Nationalepos, philosophiert. Und schließlich auf Gandhi zu sprechen kommt. Immer wieder trifft Imhasly auf Gandhis Spuren.

Imhasly erzählt seine Reiseerlebnisse nüchtern, fast teilnahmslos. Und doch sprechen aus seinen Erzählungen tiefe Emotionen: Sorge und Zorn, aber auch Stolz, Hoffnung und Freude. Lesenswert.

HM

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Verlag interconnections