Isfahan, exotisches Persien. Zumindest vor gut 100 Jahren, einer Zeit, in der Reisschriftsteller, Pioniere der Ethnologie und Anthropologie und Lebenskünstler in damals noch völlig fremde und unzivilisierte Gegenden der Welt aufbrachen, um einem begeisternden diesseitigen Publikum davon zu berichten.

Pierre Loti ist so einer, ein französischer Reisefetischist und somit Hauptvertreter des Exotismus um 1900. Dass er 1892 mit 42 Jahren als jüngstes Mitglied in die Academie Francaise aufgenommen wurde, zeigt seine Bedeutung für die französische Literatur.

Seine Bücher, so auch dieses, zeichnen sich allerdings nicht durch literarische Hochglanzsprache oder investigativen Spitzenjournalismus aus. Loti ist ein einfacher Beschreiber, einer der einlädt, mit auf seine Reise zu gehen, unvoreingenommen und ohne unnötiges sprachliches Beigepäck.

Es ist Loti nicht wichtig, Hintergründe oder genaue Informationen über die Länder, die er bereist, zu sammeln und in seine Erzählungen einzuflechten

Das Einzige, was Loti wichtig ist, ist das Reisen. Das Reisen als Teil einer antimodernen, antikapitalistischen und antibürokratischen Lebensform, die die moderne Stadt und ihre Zwänge hinter sich lassen will.

Die hier vorliegende dtv-Fassung - mit einem herrlichen Ölbildnachdruck als Titel - spiegelt diesen längst vergessenen Idealismus und fühlt sich obendrein auch vom Layout her dementsprechend an.

Loti beschriebt seine Reise in Tagebuchform, in gerade einmal sieben Wochen reist er von Indien durch das bergige iranische Hochland und berichtet von Karawanen, Nomaden, vom Orient und vom Islam, mit seinen für Europäer bis heute so zahlreichen Geheimnissen und Unverständnissen, von Bauchtänzerinnen und Unterhaltungen bei Tee unterm Mondschein.

Loti ist ein Klassiker und Klassiker sind längst unerreicht, es sei denn sie sind nicht so bekannt und berühmt. Hiermit wollen wir Loti ein bisschen helfen diesen Status endgültig zu verfestigen.

MG

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