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Roussillon

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Das französische Katalonien

Zu Besuch im Roussillon

Perpignan oder Perpinyá

Pinien und Palmen allerorten, Mandel-, Zitronen-, Orangen-, Feigen- und Olivenbäume: das Roussillon wirkt wie ein Garten Eden. Mediterranes Klima, im Sommer angenehm durch die erhöhte Lage inmitten der Pyrenäenausläufer, der Albères und Corbières, trägt zu dem atemberaubenden Gesamteindruck bei. Eine derartige Szenerie zog natürlich Künstler in Scharen an. So schwärmte bereits Matisse vom unvergleichlich blauen Licht, das auch van Gogh und Picasso faszinierte.

Die Gegend erfreut aber nicht nur das Auge, sondern vor allem auch den Gaumen. Roussillon ist Weinland – auf 38.000 Hektar gedeihen diese hier. Über die Hälfte des landwirtschaftlichen Ertrags der Region besteht aus dem begehrten vergorenen Traubensaft, der sich insbesondere beim Nachbar Deutschland gut verkauft. Spezialität ist der natürliche Süßwein, „vin doux naturel“, dessen Patent einst vom König von Mallorca verliehen wurde – im Jahr 1299. Vier Fünftel der französischen Süßweinproduktion stammt aus der niederschlagsarmen Region, die pro Jahr auf 2800 Sonnenstunden kommt.

Gekoppelt mit den vielfältigen Bodenarten, geringem Pilzbefall und der langjährigen Weinbauproduktion entstehen hier Spitzenweine – 35 Millionen Flaschen wurden in nur vier Jahren verkauft. Vor allem dank der sieben Winde der Region seien kaum Spritzungen nötig, so Eric Aracil, Exportdirektor des Conseil Interprofessionnel des Vins du Roussillon (CIVR). Zwei bis drei pro Jahr genügten vollkommen. Tatsächlich bläst besonders der Tramontane so stark durch die Berge, dass auch die knorrigen alten Rebstöcke mit ihren langen Wurzeln festgebunden werden müssen.

Die Hauptstadt der Region, Perpignan, blickt auf eine reiche Geschichte zurück. Einst das Domizil der mallorquinischen Könige, sind Überreste ihrer Machtposition noch immer im Palais des Rois de Majorque zu erkennen. Auch Hannibal zog dereinst mit seinen Mannen und Elefanten durch die südfranzösische Stadt, und die heutige Autobahn ist zum Teil identisch mit der ehemaligen römischen Handelsstraße Via domitia.

Die Altstadt wurde im 10. Jahrhundert vom Grafen von Barcelona aufgebaut und ist geprägt vom Castillet, einem Schlösschen aus rosafarbenem Backstein, das nach seiner Funktion als Stadttor und Gefängnis heute als Heimatmuseum dient, der Casa Pairal. Perpignans Hauptkirche Saint-Jean-Baptiste wurde Anfang des 14. Jahrhunderts erbaut und 1602 in eine Kathedrale verwandelt. Sehenswert sind der dazugehörige Friedhof und das historische Glockenspiel von Amédée Bollée.

Vielleicht beliebteste Sehenswürdigkeit der Stadt ist das bunte Kneipenviertel in der verkehrsberuhigten Innenstadt. Unzählige gemütliche Cafés, urige Kneipen und fetzige Diskotheken bedienen jeden Geschmack.

Bis 1659, als die Region durch den sogenannten Pyrenäenfrieden Ludwig XIV Frankreich zugeteilt wurde, hieß die Region Rosselló und gehörte zu Nordkatalonien. Spanien musste damals u.a. Teile Flanderns, des Hennegaus und Luxemburgs sowie Nordkataloniens abtreten. Neue Grenze wurden die Pyrenäen zwischen Spanien und Frankreich. Zur Friedenssicherung wurde Maria Theresia, die Tochter König Philipps IV. von Spanien, mit Ludwig XIV. von Frankreich verheiratet.

Auch heute noch versteht jeder dritte Bewohner des Roussillons katalanisch, Straßenschilder sind zweisprachig. Aber auch das Maghrebinische, durch die jahrhundertelange Herrschaft der Nordafrikaner, macht sich in der Region noch bemerkbar, beispielsweise auf den Märkten.