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Hainan

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Urlaub auf chinesische Art

Ferien auf der Insel Hainan

Massentourismus der Chinesen - Sonne, Tropen, Strand

Wie für uns Deutschen Mallorca, so ist Hainan, eine Insel südlich von China, das Urlaubsziel der Chinesen. Aufgrund ihrer tropischen Lage herrscht hier auch im Winter noch angenehme Wärme. 16 Millionen Besucher strömen jährlich zu den Stränden, zum größten Teil Einheimische.

Lange krähte kein chinesischer Hahn danach, denn die Insel stand im Ruf von solcher Rückständigkeit und mangelnder Zivilisation, dass Kaiser störende Beamte nach Hainan verbannten. Der neue Status der Sonderwirtschaftszone Ende der Achtziger sorgte für einen Aufschwung und begründete den chinesischen Massentourismus. Da es der Bevölkerung an Geld und Reisepässen fehlte, wichen sie im Urlaub eben auf die Insel aus.

Europäische Touristen tauchen hier in eine gänzlich andere Welt ein. Zum Kennenlernen gibt´s z.B. Küsschenfische (Qinqin Yu), die den Körper des badenden Touristen anknabbern. Besucher mögen erschrecken, Chinesen dagegen genießen die Behandlung.

Statt in der Familie verreist man in Reisegruppen; Mitarbeiter der Hotels singen Karaoke. Meist dürfen sich Chinesen nur über wenige Urlaubstage freuen, weshalb sie in diesen möglichst viel erleben möchten.

Pflichtkür beim Urlaub ist ein Besuch des Hainan Tropical Wildlife Park. Hier ziehen Löwen und Tiger in kleinen, verrosteten Käfigen ihre Runden, man streichelt Pythons und Krokodile (mit zugeklebten Mündern), beobachtet Affen beim Baden (im Hintergrund Felsen aus Beton) und den Reiseleiter, wie er einen Kugelfisch zum Aufblasen bewegt. Westlern mutet es merkwürdig an, doch Chinesen haben ihre Freude.

Zum Essen gibt´s alles Arten von Seegetier, dazu Knoblauchsojasauce, zum Trinken Seepferdchenschnaps. Als Grundlage nimmt man hochprozentigen Alkohol und wirft lebendige Seepferdchen hinein. Sieben bis acht Exemplare pro Flasche weichen über Nacht ein, was dem Alkohol zwar keinen speziellen Geschmack verleiht, den Besuchern aber gefällt.

Am Beispiel Provinzhauptstadt Haikou sieht man die unliebsamen Folgen der Besucherströme. Sie ist heute das Sinnbild chinesischen Billigtourismus: Gebäude aus den Achtzigern, marode Taxis, mangelhafte Straßen, altmodische Hotels, Mädchen aus Bauerngebieten, die ihren Körper für einige Hundert Yuan feilbieten …

So sieht´s im Norden aus; der Süden wirkt anziehender. Hier findet sich die schönste chinesische Sandbucht, die Yalong-Bucht: Auf sieben Kilometern wandert man durch feinen, weißen Sand. Internationale Hotelreihen, eindeutige Besitzer dieser Gegend, schotten ihre Luxusbunker ab.

Hauptsächlich trifft man in der Bucht auf Russen; Chinesen reisen meist zu Sanyas Stränden, an denen es leerer und einheimischer zugeht. Das einstige Fischerdörfchen Sanya entpuppte sich zur Touristenmetropole, in die jährlich beinahe fünf Millionen Besucher strömen. Familien vergnügen sich auf Sandstrände mit Palmen, man fährt Wasserskooter und Sandbuggy.

Übrigens wird Hainan allmählich auch für den westlichen Markt interessant. So nehmen bedeutende Reiseanbieter die Insel in ihr Programm auf, und verbessern die touristische Infrastruktur. Das Ferienziel ermöglicht z.B. Entspannung nach einer China-Rundreise, doch sollten Westler im Hinblick auf Unruhen in Hotels und an manchen Stränden vielleicht lieber ein anderes Urlaubsgebiet wählen.