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Fälschungen

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Kopierte Künstler durch meisterhafte Maler

Fälscherwerkstatt in Shenzhen

Tausende Kopien berühmter Gemälde

Jeder Besucher darf ihr Lächeln bewundern, aber die charmante Dame bleibt hinter Glas. Der häufig gehegte Wunsch, sich die Mona Lisa ins Wohnzimmer zu hängen, wird - was das Original angeht - vermutlich ewig unerfüllt bleiben. Wer´s mit der Echtheit freilich nicht so genau nimmt, dem bieten sich zwei andere Möglichkeiten: Er erstehe einen Druck oder lasse das Werk abmalen. Sieht aus wie echt, kostet aber nur etliche Euros.

Der Trend zur Massenkopie berühmter Gemälde stammt - wie könnte es anders sein - aus China, genauer gesagt der ersten Sonderwirtschaftszone Shenzhen nahe Hongkongs. Noch genauer: Aus Dafen, mittlerweile der Metropole für Nachahmungen.

Hier säumen die fünftausend Künstler nicht lange, sondern malen jedes gewünschte Bild ab. Impressionismus, Pop-Art, Portraits … Mit ihrer schnellen Arbeit gelingt ihnen die Produktion fünfzig Prozent der handgemalten Bilder des internationalen Marktes.

Zum Erfolg der städtischen Künstler tragen drei Voraussetzungen bei: Erfreuliche Infrastruktur, Billigarbeiter, schwacher Urheberschutz.

Begründer des lukrativen Geschäfts war Huang Jiang, Geschäftsmann aus Hong Kong, der die erste Nachmalerwerkstatt gründete und dem Dafener Kunstmarkt kräftigst ankurbelte. Später wurde der Nachmacher selbst kopiert, denn etliche seiner einstigen Angestellten eröffneten ebenfalls Kopiergeschäfte.

Die Maler verteilen sich in der ganzen Stadt, manche in Hauseingängen, manche in Ateliers, manche in "Bilderfabriken", in denen sie die Verantwortung für eine Farbe tragen, so dass sie keine Gemälde malen, sondern stets nur durch einige Striche zu deren Vollendung beitragen.

Beinahe achthundert größere Unternehmen entdeckt der Kunde, in denen Chinesen fleißig alte Meister kopieren, bis sie ihre Arbeit im Schlaf erledigen könnten.

Dabei stelle man sich unter menschlichen Kopieren keine Maler mit abgeschlossener Ausbildung vor. Viele arbeiteten zuvor als Landwirt oder Hilfsarbeiter, mochten die Malerei vielleicht seit ihrer Kindheit.

Übrigens ist der Kopierprozess noch längst nicht optimiert, denn auch hier hält der Computer mehr und mehr Einzug. So dienen ausgedruckte Gemälde als Vorlage für die Künstler, die das Bild nur noch mit Ölfarben nachmalen. "Echt handgemalt" also.

Die Kunden strömen aus aller Welt. Seien´s Hotelketten, die Bilder für ihre Eingangshallen suchen, Unternehmen, die gerne Gemälde verkaufen möchten … Doch auch Chinesen erstehen fleißig, da der neue Wohlstand in ihnen den Wunsch weckt, ihr trautes Heim mit Kunst zu zieren. So spezialisierten sich bereits etliche Firmen durch die Reproduktion chinesischer Klassiker auf die neue Klientel.

Über die Legalität mag man sich streiten, doch - wie ein Künstler selbst sagte - schaden die Fälscher doch niemandem. Und ist das nicht die Hauptsache?

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