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Fakten

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GuadeloupeKiosk, Guadeloupe

Fakten

Seine seltsame Schmetterlingsform rührt daher, dass Guadeloupe eigentlich aus zwei Inseln besteht. Die kleinere heißt Grande-Terre (»Großes Land«), weil sie die Hauptstadt und all die verlockenden Strände beherbergt. Dieser Logik zufolge mußte die geographisch höhergelegene zweite Insel den Namen Basse-Terre (»tiefes Land«) annehmen. Beide Schmetterlingsflügel berühren sich an der Rivière Salée, westlich von Pointe-à-Pitre.

Mit seinen zahlreichen Satelliten oder »Dependancen« (La Désirade, Les Saintes, Marie-Galante) stellt Guadeloupe ein eigenes Inselreich dar. Ein weniger zivilisiertes, der Natur näheres, dem Leben aufgeschlosseneres Reich übrigens als Martinique. Guadeloupe ist diejenige Insel von beiden, wo die »Seele« der schwarzen Bevölkerung atmet und antillanische Traditionen lebendig sind.

Guadeloupe, Heimat der Liebe und karibischen Sorglosigkeit, ist wohl auch die umstrittenere der beiden Inselrivalinnen, in jedem Fall aber diejenige, die sich den Klischees am erfolgreichsten entzieht.

Seltsamerweise erschrecken uns auf Guadeloupe weder Schlangen noch Spinnen (was man von Martinique nicht behaupten kann). Eine wissenschaftliche Erklärung hierfür haben wir nicht parat.

Geschichte

Hier nur eine knappe Einführung, da wir auf die Geschichte im Zusammenhang mit den einzelnen Städten und Inseln noch einmal eingehen. Ebenso wie Martinique wurde Guadeloupe zuerst von den Arawak-Indianern bewohnt, dann von den Kariben, die es als »Karukera« priesen, als die »Insel mit den schönen Gewässern«. Christoph Kolumbus´ scharfe Augen entdeckten sie am 4. November 1493. Frankreich übertrug 1635 der »Compagnie des Isles d´Amérique« die Aufgabe, aus der Insel Profit zu ziehen. Dem standen zahlreiche Hindernisse im Weg. Auch die von »Colbert« gegründete neue Compagnie des Indes »Occidentales« scheiterte daran.

Verwaltungstechnisch war Guadeloupe abhängig von Martinique und genoß auch nicht dessen Wertschätzung beim französischen König. Die wirtschaftliche Entwicklung (im Sinne der Kolonialherren) erfolgte hier deutlich langsamer. Daraus erklärt sich zweifellos die alte Rivalität Martinique gegenüber. Dabei wächst auf beiden Inseln mehr oder weniger dasselbe (Zuckerrohr vor allem, auch Kaffee). Das mächtige Martinique riß den Sklavenhandel an sich und schickte die schwächeren Zwangsarbeiter nach Guadeloupe. Nachdem die Französische Revolution die Sklaven vorübergehend befreite, gelang es dem Republik-Kommissar »Victor Hugues«, die Engländer zu besiegen. 1789 lebten auf der Insel 14.000 Weiße und 90.000 Schwarze sowie ein paar tausend freie Bürger dunkler Hautfarbe. 1802 wurde die Sklaverei mit Napoleons Zustimmung wieder eingeführt (s. dazu auch das Kapitel »Matouba«). Erneut besetzten die Engländer Guadeloupe von 1810 bis 1814 und noch einmal 1816, bevor es bis auf weiteres in den »mütterlichen Schoß« Frankreichs zurückkehrte. Seit 1946 hat Guadeloupe, genauso wie Martinique, den Status eines französischen »Übersee-Départements« inne.

Geographie und Wirtschaft

Guadeloupe ist 1.436 (Archipel 1.780) Quadratkilometer groß und zählt rund 330.000 (Archipel 390.000) Einwohner: zu drei Viertel Mulatten, zehn Prozent Schwarze, fünf Prozent Inder und eine identischer Anteil Weiße. Das Département führt die Verwaltungsaufsicht über Saint-Barthélemy und den französischen Teil von Saint-Martin bzw. Sint Maarten. Sitz der Verwaltung ist zur Abwechslung mal nicht die größte Stadt, Pointe-à-Pitre bzw. Abymes mit zusammen rund 90.000 Einwohnern, sondern Basse-Terre im Süden (14.000 Einwohner).

Grande-Terre ist die kleinere der beiden Hauptinseln, die durch den »Salzigen Fluß« (Rivière Salée) getrennt sind. Eher flach, trocken und kalkig, steht es in krassem Gegensatz zu Basse-Terre und dessen bergigem, feuchtem und tropischem Charakter. Hier erhebt sich der berühmte Soufrière, ein bis in unsere Tage putzmunterer Vulkan. Basse-Terre beschert Wander- und Naturfreunden außerdem einen märchenhaften Naturpark (Parc Naturel) mit faszinierenden Wanderpfaden (»Traces«). Das exotische Erlebnis bietet sich hier völlig gefahrlos dar – kein Tiger lauert zähnefletschend hinter den blühenden Farnkräutern.

Die Wirtschaft hat weniger Erfreuliches zu vermelden. Die Arbeitslosenquote beträgt auf Guadeloupe mindestens 25 Prozent. Die starke Abwanderung nach Europa beschleunigt die Entvölkerung der Insel. Guadeloupe befindet sich in einer paradoxen Lage: der Lebensstandard seiner Einwohner steigt ebenso wie der Konsum, während seine klassischen »Industrien«, Zuckerrohr und Bananen, krisengeschüttelt sind. Bananen und Zucker machen achtzig Prozent der Exporte Guadeloupes aus (Anteil der Landwirtschaft am Bruttoinlandsprodukt 8%). Was sonst noch zum Leben gebraucht wird, kommt hauptsächlich aus dem Mutterland Frankreich. Das Ungleichgewicht ist demzufolge beträchtlich. Es gibt nur wenig Industrie (Anteil am Bruttoinlandsprodukt 12%, Dienstleistungen 80%), uns die wenigen Betriebe sind häufig auch noch Opfer sozialer Spannungen (beispielsweise beim Streik in der Zementproduktion 1989). Der Tourismus kann all diese aus jahrhundertelanger Kolonialwirtschaft resultierenden Mängel nicht auffangen (s. dazu auch das Kapitel »Fremdenverkehr und Abhängigkeit« bei den Reisetipps).

Unwetter / Zusammenhalt

Als gäbe es nicht schon genügend Probleme, wurde die Insel am 17. September 1989 Zielscheibe des Wirbelsturms »Hugo«. Er verwüstete den größten Teil von Grande-Terre. Mit Ausnahme von Sainte-Rose und Deshaies kam Basse-Terre ziemlich ungeschoren davon – dank einer schützenden Bergkette. Seit dem Zyklon »Ines« im Jahre 1966 hatten die Inselbewohner Vergleichbares nicht mehr erlebt. Obwohl man ihnen Trägheit nachsagt, krempelten sie kurzentschlossen die Ärmel hoch. Damals bewiesen sie lückenlose Solidarität miteinander, aus der ein neuer Stolz erwuchs, der so in normalen Zeiten kaum hätte entstehen können. Martinique, das verschont geblieben war, ließ es an Unterstützung nicht fehlen. Damals waren viele Leute der Meinung, dass Hugo möglicherweise Anlaß zur Bestandsaufnahme und Beilegung der Probleme und Widersprüche auf der Insel sein würde.

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Foto: Fotolia, Kiosk, Guadeloupe