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Einst vom Vulkan zerstört - Saint-Pierre

Anse Turin (97250 Saint-Pierre)

Was diesen Strand aus schwarzem Sand auszeichnet, ist die Tatsache, dass der Maler Paul Gauguin (1848-1903) hier ein paar Monate verbrachte, bevor er sich in Polynesien niederließ. Vor langen Besucherschlangen ist man hier übrigens sicher: das Publikum rekrutiert sich überwiegend aus Einheimischen. Anse Turin liegt übrigens etwa einen Kilometer südlich von Saint-Pierre.

Heute erinnert ein kleines Musée Paul Gauguin an die stolze Vergangenheit von Anse Turin. Da Gauguins Bilder schwindelerregende Preise erzielen und über den ganzen Erdball verstreut sind, hängen hier keine Originale, sondern Reproduktionen. Geöffnet von 10 bis 17 Uhr.

Wie es Gauguin und seinen Gefährten Laval ausgerechnet an diese Bucht verschlagen hat? Nun, ursprünglich hatten sich die beiden in Panama aufhalten wollen, wo ihnen der Kanalbau einen Strich durch die Rechnung machte: zu laut und zu staubig. Ohne einen einzigen Centime in der Tasche landeten sie in Saint-Pierre, versilberten ihre Uhren und bezogen an der Anse Turin eine Negerhütte. Hier fand Gauguin, was ihn an den Tropen so faszinierte: Palmen, Hütten, Küsten, farbige Frauen mit stolzer Haltung ... Das alles brauchte er nur noch auf seine Leinwand zu bannen. Gauguin setzte dem Impressionismus eine auf festen Konturen aufbauende Malkunst entgegen, mit leuchtenden Farben und vitalen Formen.

Saint-Pierre (97250)

Als »Petit Paris des Antilles« (Klein-Paris auf den Antillen) wurde die Stadt Saint-Pierre bezeichnet, als sie noch die wirtschaftliche und kulturelle Hauptstadt Martiniques darstellte, bevor ihr der Ausbruch des Pelée-Vulkans 1902 ein tragisches Ende bereitete. Im Mai jenes Jahres regnete es zunächst ununterbrochen Asche. Bedrohlich genug, aber der unheilvollen Vorzeichen waren (angeblich) noch andere: aus ihren Schlupflöchern vertriebene Giftschlangen wichen daraufhin in das Tal aus und drangen bis nach Saint-Pierre vor, wo die bis zu zwei Meter langen Reptilien über fünfzig Menschen und eine unbekannte Zahl von Tieren töteten. Dann wurden sie selbst von riesigen Katzen gefressen, die die Stadt unsicher machten. Doch das war nur der Beginn der Katastrophe. In nicht einmal fünf Minuten wurden die Stadt und das Gebiet im Umkreis von sechzig Quadratkilometern dem Erdboden gleichgemacht. 30.000 Einwohner verbrannten oder erstickten, und Saint-Pierre selbst verschwand unter Lavamassen und Glutwolken (vulkanologischer Fachbegriff: »nuée ardente«, Gas-Asche-Gemisch). Nur ein Mensch überlebte damals die Katastrophe: ein gewisser »Cyparis« (oder Siparis), den man wegen einer Schlägerei in betrunkenem Zustand ins Gefängnis geworfen hatte – daran sieht man wieder, wie »sicher« so ein Gefängnis doch ist und wie segensreich die Wirkung des Alkohols. Die Strafe wurde ihm daraufhin erlassen und Cyparis schloß sich dem Zirkus Barnum an.

Saint-Pierre ist zwischen den Ruinen seiner glänzenden Vergangenheit wieder aufgebaut worden. Das Leben geht weiter, doch trägt die Stadt noch immer die Spuren der Zerstörung. Vom »Petit Paris des Antilles« kann freilich keine Rede mehr sein.

Geschichte

An diesem Küstenabschnitt ließen sich die ersten Kolonisten nieder, weshalb hier auch die ältesten Häuser von Martinique zu finden sind. Im 17. Jahrhundert stieg Saint-Pierre zur Verwaltungshauptstadt der Insel auf und wurde befestigt. Die Rivalität mit Fort-de-France wuchs parallel mit der Bedeutung von Saint-Pierre, das im 19. Jahrhundert immer größer wurde, bis der Vulkan aus seinem Dämmerzustand erwachte. 1902 legte er die Stadt in Schutt und Asche. Fort-de-France hatte den hundertjährigen Wettstreit gewonnen. So unfair geht´s halt zu bisweilen.

Unterkünfte

Gîte Mme Pierrette Coulote (Nr. 052): Tel.: 78 23 96, in Höhenlage, in einem recht vornehmen Stadtteil. Ruhige Bleibe unterhalb des Wohnhauses der Vermieter, etwa achthundert Meter bis zur Stadtmitte. Keine Aussicht aufs Meer, aber sehr gepflegt. Der Preis für zwei Personen beträgt 195 Euro pro Woche in der Vorsaison, 235 Euro in etwa in der Hauptsaison.

Außerdem sind da noch die vier Gites für je zwei Personen der Kréol Location in der Rue du Général De Gaulle, Tel.: 55 50 92. Die Woche kostet zwischen 275 und 305 Euro.

Und die Gîtes von M Victor Mélézan im Quartier Saint-James, Tel.: 78 32 52. Die fünf Häuschen bieten einen Blick aus kurzer Dintanz auf den Montagne Pelée, die Woche ist mit 278 Euro veranschlagt.

Hôtel La Vague Saint-Pierre: in der Rue Gabriel Péri, Tel. 78 19 54. Von der Terrasse Blick aufs Meer. Herrlich, zumal es an diesem Ort richtig antillenmäßig zugeht, cool und lässig. Auf der langen Holzveranda sitzen und »Planteur« (Longdrink mit weißem Rum, Fruchtsaft, Angustura-Bitter und Gewürzen) schlürfen, bis die Sonne untergegangen ist – so muß das Leben auf den Antillen sein. Drei Zimmer stehen zur Auswahl. Auch wenn man sie nicht braucht, kann man dort frühstücken oder zu Abend essen. Mit der Essensbereitung geht man jedoch ebenso sorglos um wie mit dem Empfang der Gäste, und das ist nicht immer von Vorteil: die Qualität wechselt doch arg. Preise wie in einem Zwei-Sterne-Hotel: etwa 50 Euro für zwei ohne Frühstück.

Restaurants

Eine große Auswahl, zum Beispiel das Restaurant im Hotel La Vague Saint-Pierre (siehe »Unterkunft«).

Le Central Bar: an der Place Félix-Boisson, dem kleinen Park am Marktplatz gegenüber, in Küstennähe. Tel. 78 19 58. Leckere kreolische Happen, zum Beispiel Kabeljau-Klöße, Grillfisch mit »Lyvia«-Sauce oder Lambismuscheln: schmeckt nach mehr. Ein Menü kommt auf etwa 25 bis 40 Euro. Der eilige Gast erhält auch ein schnelles Tellergericht. Großer Speisesaal, reinlich gedeckt, mit Blick über die Bucht. Aufmerksames Personal, dafür halt etwas teurer als gewöhnlich.

Le Fromager: Quartier Saint-James, Tel. 78 19 07. An der Strecke von Saint-Pierre nach Fond-Saint-Denis, auf einer Anhöhe über Saint-Pierre mit Postkartenblick über die Bucht. Kreolisches Holzgebäude mit großem offenem Speisesaal, der auf die Seeseite hinausgeht. Zwei Menüs mit antillentypischen Bestandteilen: eines zu 20 und eines zu 30 Euro. Man hat uns mitgeteilt, es gebe auch ein Krabben-»Colombo«. Man wird zuvorkommend bedient. Nebenan sind Bungalows für etwa 50 Euro die Nacht zu mieten.