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Traditionen/Alltag

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Traditionen und Alltag

Tracht der Weißen

Adieu Kopftücher und Seidenschals ... Wieder bröckelt die Postkartenidylle. Das traditionelle Kostüm der »Doudous« wird nur noch von sehr, sehr alten Damen getragen. Und das auch nur an Festtagen oder im Karneval. Wer früher schön sein wollte, mußte sein Sparschwein opfern. Zur Mindestaustattung gehörte ein prächtiger Unterrock mit englischer Stickerei, ein ausgeschnittenes Mieder, ein weiter Rock aus goldbraunem, indischem Madras-Stoff, ein dreieckiges Tuch und für Feiertage ein schillerndes Kleid, nicht zu vergessen der Goldschmuck. Der Anstand verlangte, dass die Haare in ein Madrastuch eingedreht wurden. Diese Turbantracht erforderte großes künstlerisches Geschick, die Verknotung der Tuchenden zumal, denn jeder Zipfel hatte eine diskrete Bedeutung: ein Zipfel hieß »Herz zu vergeben«, zwei davon zeigten an, dass das »Herz schon vergeben« war, drei signalisierten »unzählige Liebschaften«. Die alten Damen umgehen heutzutage das Problem mit vorgefertigten Turbanen, glänzend und stocksteif wie Helme.

Sport & Spiel

Das Rivalitätsdenken ist groß auf den Antillen: egal, ob zwischen einer Insel und der anderen, von einem Dorf zum nächsten oder zwischen Hausnachbarn. Ob Fußballspiel, Pferde- oder Radrennen, der Wettbewerb heizt die Gemüter auf. Und wenn gar noch ein paar Leben auf dem Spiel stehen, schnellen die Wetten hysterisch in die Höhe. Die »Taschen-Corrida« der Bewohner von Martinique sieht so aus: Manguste gegen Lanzenotter, eine höchst giftige Schlangenart. Das Ereignis »par excellence« ist und bleibt allerdings der Hahnenkampf, vor allem beliebt bei Alten und Indern.

Hahnenkämpfe

Zuchthähne, mit bestimmten Kräutern gemästet und einen Monat lang aufs Töten dressiert (wie auf Bali oder in Mexiko), treten zwischen November und April gegeneinander an. Bis zu zwanzig Kämpfen finden täglich in den zweihundert »Gallodromes« oder »Pitts« der französischen Antillen statt. Die Hähne werden gewogen, die Zuschauer drängen sich in der hölzernen Arena. Inmitten der Punsch-Schwaden gehen die Wetteinsätze um: bis zu zwei Millionen Centimes! »Paille gegen Cendré«: die beiden Vögel werden losgelassen, bewehrt mit Stahlspornen so scharf wie Skalpelle. Mit Glöckchen und Flüchen werden sie so lange aufgestachelt, bis sie mit verdrehten Augen und gespreizten Federn aufeinander losgehen. »Ouayayaye« heult es aus der Menge. Keine zehn Minuten später spritzt Blut. Ein grausames Spektakel, aber es gehört eben auch zur Kultur der Antillen.

Übernatürliches

Wer denkt auf dieser von afrikanischen Bräuchen gezeichneten Erde nicht auch an Zauberei? Doch die Antillen sind nicht Haiti. Obwohl immer mehr Zauberer heimlich von der großen Insel auf die kleineren übersetzen, bestehen nur geringe Aussichten, einem »Quimboiseur« oder »Gadé z´Affaires« (also einem Hexer) über den Weg zu laufen.

Sollte jemand bestohlen worden sein, so würde ein solcher Zauberer nicht zögern, eine Kerze in eine alte Kondensmilchbüchse zu stellen, eine Beschwörungsformel auf ein Stück Papier zu schreiben und ... schon heftet ein Windstoß die magische Botschaft an die Fersen des Schuldigen.

Heute gehört der Umgang mit dem Übernatürlichen eher der Vergangenheit an. Wohl sind die Marktauslagen wohlsortiert mit Tränklein aller Art – um im Lotto zu gewinnen, um »was die Frau will« zu bewirken oder um sonstigen Segen zu spenden. Aber der Tulpenbaum als Schutz gegen Zombies, Bambussamen als Glücksbringer, in Milch gekochte Kakerlaken im Kopfkissen gegen Ohrenweh gelten heute lediglich noch als Kuriositäten im Hausmittelvorrat alter Mütterchen. Deren Kräutergarten ist übrigens die reinste Apotheke: Kakaoblätter helfen gegen Hautkrankheiten, Corossol-Blätter, eine Stachel-Annone, gegen Schlaflosigkeit, Kolawein als Aufputschmittel, Brotfruchtblätter oder Mahagoniharz gegen Magengrimmen.

Umwelt

Sich auf eine mögliche Wasserknappheit einstellen und stets ein paar Flaschen abgefüllten Trinkwassers bereithalten. Freundliche Zimmervermieter und Hausbesitzer sorgen für diesen Fall meist schon vor und legen, z.B. unter der Spüle, entsprechende Vorräte an. Dass man seinen Wasserverbrauch fürs Duschen usw. entsprechend reduziert, ist ja wohl selbstverständlich.

Beim Schnorcheln oder Tauchen keine Korallen abreißen und lebende Tiere wie Muscheln oder Seesterne dort belassen, wo sie hingehören: im Riff. Wir wüßten einige tropische Inseln zu nennen, deren Korallenbänke komplett abgeräumt sind. Ohnehin hat das empfindliche Ökosystem der Korallenbänke nichts zu lachen: unter ungeklärt eingeleiteten Abwässern, der Jagd nach bestimmen Muschelarten und dem Ausräubern der Fischgründe beispielsweise. Dass mit dem ökologischen Gleichgewicht etwas nicht stimmen kann, zeigt sich unter anderem an der massenhaften Vermehrung der schwarzen Seeigel.