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Daten

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Daten von Saint-Lucia

Vergangenheit - Gegenwart

Bevölkerung & Religion

Die Bevölkerung Saint-Lucias ist ähnlich zusammengesetzt wie auf Dominica, jedoch bei höherer Bevölkerungsdichte (250 Einwohner / km²): etwa 90 % Schwarze, 6 % Mulatten (Mischlinge), 3 % Asiaten (meist Inder) und 1 % Weiße. Auf Saint-Lucia leben etwa 155.000 Menschen, davon etwa ein Drittel in der Hauptstadt Castries (51.000 Einwohner). Micoud, Vieuxfort, Gros Ilet und Dennery zählen alle zwischen 10.000 und 20.000 Einwohner. Über die Hälfte der Bürger Saint-Lucias sind unter zwanzig Jahre alt, was für die Zukunft ein rasantes Bevölkerungswachstum erwarten läßt.

Die Mehrheit der Insulaner ist römisch-katholisch (86 %), einige sind auch protestantisch oder anglikanisch (11 %). Katholische Kirche und Adventisten verfügen über einen nicht zu unterschätzenden Einfluß – schließlich ist Saint-Lucia Bischofssitz! Vor allem die katholische Kirche scheut auch vor unverhohlener politischer Einflußnahme nicht zurück, z.B. 1982, als auf ihre Vermittlung hin eine innenpolitische Krise beigelegt werden konnte.

(Die Religiöse Strömung der »Rastas« kann in der Einführung zu Dominica nachgeschlagen werden.)

Geschichte

Die Zeit vor den Europäern

Zwischen dem 2. und 5. Jahrhundert nach Christus begegnen wir wieder unseren Arawak-Freunden. Um das Jahr 800 tauchen die Kariben auf Saint-Lucia auf. Erster Europäer, der hier Fuß faßte, war ausnahmsweise einmal nicht Kolumbus, sondern der Pirat François de Clerk, genannt »das Holzbein«. Er errichtete sich einen Stützpunkt auf Pigeon Island, von dem aus er mit wachsender Begeisterung vorbeifahrende spanische Frachtsegler aufbrachte. Ansonsten kam es bis 1700 bestenfalls zu einer sporadischen Besiedlung durch Niederländer, Briten und Franzosen, der sich die Hausherren, die Karibenindianer also, wiederholt erfolgreich zu wehren wußten.

Französische und britische Vorherrschaft

Vom 17. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts bekriegten sich auch hier Franzosen und Engländer, um die Insel für ihr Kolonialimperium zu erobern. Falscher Stolz und Machtgier trieben beide Seiten zu immer neuen Angriffen, so dass Sainte-Lucie alias Saint-Lucia zwischen 1700 und 1815 vierzehnmal (!) den Besitzer wechselte. Wir ersparen uns die Chronik dieser sinnlosen Metzelei, denn es ist letztlich nur beschämend. Besonders hoch her ging es während der französischen Kolonialkriege 1793 bis 1796: damals brachten englische Truppen den französischen Revolutionären eine empfindliche Niederlage ein und machten 1794 die Sklavenbefreiung wieder rückgängig. 1805 wurde Saint-Lucia nominell britisch, 1814 geriet die Insel endgültig unter englische Herrschaft. Erst zwischen 1834 und 1838 ließen die Engländer alle Sklaven frei – schon erstaunlich, betrachtet sich England doch als Wiege der Demokratie ... Seit 1838 gehörte Saint-Lucia dann zu den britischen Windward Islands. 1951 wurde das allgemeine Wahlrecht eingeführt, 1958 bis 1961 war die Karibikinsel Mitglied der Westindischen Föderation und erhielt 1967 ein Autonomiestatut unter Beibehaltung der engen wirtschaftlichen und institutionellen Anlehnung an das Mutterland Großbritannien.

Übrigens: der einheimischen Lesart zufolge wäre Joséphine, Napoleons Gemahlin, auf Saint-Lucia – genauer: in Morne Paix Bouche Estate im Nordosten der Insel – geboren und nicht etwa in Les-Trois-Ilets auf Martinique, wie das französische Geschichtsbücher verbreiten. Sie habe mit ihrer Familie bis 1771 hier gelebt und sei dann nach Martinique umgezogen. Andere Leute behaupten sogar, dass die spätere Kaiserin in Wirklichkeit auf Guadeloupe das Licht der Welt erblickt habe. Was geht´s uns an, wir halten uns da raus ...

Unabhängigkeit

Seit 1979 ist Saint-Lucia eine unabhängige, konstitutionelle Monarchie und Mitglied des Commonwealth. Ein Gouverneur repräsentiert die Königin im fernen London. Die Geschicke des Landes lenkt seit seiner Wiederwahl 1992 der Konservative »John George Melvin Compton«. Er kann auf eine für diese Weltgegend erstaunlich lange Phase politischer Kontinuität zurückblicken, und seine Konservative Vereinigte Arbeiterpartei (UWP) verfügt im Inselparlament über eine komfortable absolute Mehrheit der Sitze.

Außenpolitisch verfolgt Saint-Lucia treu die US-amerikanische Linie, befürwortete also 1983 genauso wie Dominica die Invasion Grenadas durch Truppen der Vereinigten Staaten und setzte zu deren Unterstützung ebenfalls eigene Soldaten in Marsch. Gute Beziehungen bestehen seit langem zu den ostkaribischen Inselstaaten St. Vincent, Grenada und Dominica.

Innenpolitisch lag das Schwergewicht der Regierungsarbeit in den zurückliegenden Jahre auf einer längst überfälligen Landreform (Aufteilung von Latifundien auf die Kleinbauern), auf einer Modernisierung der Landwirtschaft – vor allem für die Bananen gilt es, neue Absatzmärkte aufzutun – auf einer weiteren Ankurbelung des Fremdenverkehrs (s. Kapitel »Wirtschaft«) und auf der Bekämpfung von (Jugend)-Arbeitslosigkeit, Drogenhandel und Korruption.

Der Wahlspruch im Wappen Saint-Lucias, »Heimat, Volk und Licht«, findet in den Farben der Landesflagge seine Entsprechung: Gelb bedeutet das Licht, schwarz verweist auf das Volk und weiß auf die Heimat. Das entfernt an das Emblem einer französischen Automarke erinnernde Dreieck soll sicher ein Vulkankegel sein.

Wirtschaft

Saint-Lucia setzt voll auf seinen Hauptdevisenbringer, den Fremdenverkehr. Staatliche Investitionen in die Infrastruktur der zumindest von ihrer gebirgigen Oberflächenform her widerspenstigen Karibikinsel sollen möglichst noch mehr Fremde ins Land locken. Und so stieg in den zurückliegenden Jahren die Zahl der Besucher denn auch sprunghaft an: von einem Jahr zum anderen sind Zuwächse von 30% keine Seltenheit. Inzwischen hängt ein Fünftel aller Arbeitsplätze am Tourismus, der seinerseits ein Drittel des Bruttoinlandsprodukts erwirtschaftet. Dunkle Schatten auf diese von offizieller Seite stolz präsentierte Bilanz werfen u.a. der hohe Anteil arbeitsloser Jugendlicher (15 %), die Abhängigkeit von Erdöleinfuhren – thermische Energiequellen stünden auf der Vulkaninsel durchaus zur Verfügung – und die Abhängigkeit von wenigen Exportgütern wie Bananen, Textilien und Papiererzeugnissen. Im Gegenzug werden Maschinen, Fahrzeuge, Nahrungsmittel – nicht zuletzt für die anspruchsvollen Touristen aus Europa und Nordamerika – und Chemieprodukte eingeführt, was den klassischen Handelsbeziehungen eines »Drittweltlandes« mit den Industriestaaten in Europa (Großbritannien) und Nordamerika (USA) entspricht. Immerhin gehen fast 20 % der Produktion der Insel in Länder der karibischen Wirtschaftsorganisation CARICOM.