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Südlich von Guadeloupe

Guadeloupe ist selbst zwar nicht besonders groß, doch umgibt es ein Schwarm noch kleinerer Satelliteninseln, die bei Touristen womöglich noch mehr Anklang finden. Franzosen aus dem Mutterland glauben sich hier in die Bretagne versetzt, die es irgendwie in tropische Breiten verschlagen hat und wo die Nachfahren der Seeräuber aus dem 17. Jahrhundert leben ...

Les Saintes

Eine wahre Perle der Karibik, im (gebirgigen) Inneren Bogen der Kleinen Antillen, vor der Südspitze Guadeloupes. Wenn man etwas auf den Antillen gesehen haben muß, dann sind das die Saintes. Die Freude wird heutzutage jedoch durch Motorroller getrübt, die pausenlos kreuz und quer über die Inselsplitter knattern. Die Saintes setzen sich zusammen aus zwei Haupteiladen (»Terre-de-Haut« und »Terre-de-Bas«) sowie mehreren felsigen und unbewohnten Landklümpchen (»Grand Ilet«, »Ilet à Cabrit«, »Les Augustins«, »La Coche« usw). Hier regnet es selten (ca. 1500 mm Jahresniederschlag), die Vegetation nimmt sich daher recht karg aus: trockener Buschwald oder eine kakteenbestandene Halbwüsten überziehen die vulkanischen Bergkuppen (»Mornes«). Lange Zeit wurde das Trinkwasser per Schiff angeliefert. Heutzutage haben Entsalzungsanlagen diese Aufgabe übernommen. Im Archipel von Les Saintes lassen sich noch einige Leguane beobachten (insbesondere in einem umzäunten Garten gegenüber der Kirche von Terre-de-Haut).

Terre-de-Haut besitzt eine der schönsten Reeden auf der Welt, was die Sportsegler zu schätzen wissen. Vom Schiff aus bietet sich dem Blick ein architektonisch rundum harmonisches Gefüge aus Dorf und Hafen, weißen Häusern und roten Dächern.

Die große Mehrheit der dreitausend Inselbewohner lebt in Terre-de-Haut. Ihre vorwiegend helle Hautfarbe (mit leichten Nuancen) weist auf ihre Abstammung aus der Bretagne und dem westfranzösischen Poitou hin. Da auf den kargen Böden kein Zuckerrohr gedieh, benötigten sie keine Sklaven. Somit blieb die Bevölkerung weitgehend homogen. Als isoliertes Fischervolk – Landwirtschaft lohnt auf den trockenen, steilen Hängen nicht – haben die »Saintois« ihre Eigenart über Jahrhunderte hinweg bewahrt. Touristen begegnet man eher gleichgültig; ihre Anwesenheit betrachtet man hauptsächlich als wirtschaftliche Notwendigkeit. Das gehört zu den Begleiterscheinungen.

Lange Zeit trug man auf Les Saintes eine typische Tracht: rote Hose, blaue Jacke und vor allem den »Salako«, einen tonkinartigen Strohhut. Die Schiffszimmerleute waren berühmt wegen der Qualität ihrer Boote, bekannt als »Saintoises«, die bis zu zwanzig Meter Länge maßen. Längst haben freilich Motorboote die weißen Segel verdrängt, und den »Salako« tragen nur noch ein paar alte Fischer auf dem Kopf.

Geschichte

Bevor die ersten Europäer auf den Saintes an Land gingen, benutzten die Kariben-Indianer die Buchten der Inseln als ideale Verstecke und Stützpunkte; mangels Trinkwasser allerdings, ohne feste Siedlungen zu errichten. Christoph Kolumbus (schon wieder!) passierte das Archipel Anfang November 1493 und taufte es »Los Santos« zu Ehren des Allerheiligen-Feiertags. Keine Fanatsie, der Bursche, wir haben es immer gewußt! 1648 besetzten die Franzosen die strategisch bedeutsamen Inseln, wo sich immer wieder Piraten verschanzt hielten. Am 15. August 1666 besiegten sie dort die englische Flotte (wozu man sich seither alljährlich beglückwünscht). Die Engländer revanchierten sich 1782 und bereiteten der Flotte des Admirals »de Grasse« ein Trafalgar, bevor es dieses überhaupt gab: tausende Tote und Verletzte hatten die Franzosen damals zu beklagen. Die Vorherrschaft der »Grande Nation« auf den Kleinen Antillen war dahin: die verhaßten Briten übernahmen Les Saintes, die erst 1816 wieder unter französische Hoheit kamen.

Eine mittlerweile auch bei uns bekannte Schriftstellerin aus Guadeloupe ist »Maryse Condé« (»Segou«, Kiepenheuer, auch als Tb bei Heyne). Nach einigen Jahren in Paris und Tätigkeit als Literaturkritikerin kehrte sie 1980 auf ihre Heimatinsel zurück.

Verkehrsverbindungen

Per Schiff

Ab dem Hafenbecken in Pointe-à-Pitre, »Quai Gâtine«: zwei Gesellschaften liefern sich eine harte Konkurrenz: »Brudey Frères«, Tel. 90 04 48, und »ATE«, Tel. 83 12 45. Abfahrt zu genau denselben Uhrzeiten: täglich um 8 Uhr, zurück um 15.45 Uhr. Die Überfahrt dauert etwa eine Stunde und kostet 25 Euro hin und zurück. Auf beiden Strecken legen die Boote erst in Terre-de-Bas an, bevor sie nach Terre-de-Haut weiterfahren.

Ab Trois-Rivières: auch hier raufen sich zwei Gesellschaften um die Fahrgäste. Beide laufen täglich um 8.00, 8.20, 9.00 und 15.45 Uhr (sonntags um 16 Uhr) aus. Die Überfahrt dauert etwa fünfundzwanzig Minuten und kommt natürlich billiger als ab Pointe-à-Pitre. Rückfahrt um 5.45 und 15.00 Uhr (sonntags um 16 Uhr). Die Tickets sollte man nicht im Restaurant, sondern an Bord kaufen.

Ab Basse-Terre: die Boote legen um 12.45 Uhr ab, und zwar montags, mittwochs, donnerstags und samstags. Nach der Rückfahrt erkundige man sich auf Les Saintes, denn die angegebenen Zeiten sind wenig zuverlässig.

Per Flugzeug

Vom Flughafen »Le Raizet« in Pointe-à-Pitre: tägliche Verbindungen. Genaue Auskunft bei »Air Guadeloupe« am Flughafen, Tel. 82 28 35, oder auf Les Saintes, Tel. 99 51 23.