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Insel

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Saint-Martin / Sint Maarten

Geteilte Insel der Karibik

Bemerkenswert sind auf dieser Insel nicht nur Sand und Meer, sondern die außergewöhnliche politische Koexistenz von Frankreich und den Niederlanden. Das Zusammenleben geschieht in gänzlicher Harmonie, so dass es nicht einmal Zöllner oder Polizeikontrollen an der Grenze zwischen dem französischen Norden und dem holländischen Süden bedarf. Ein paar Willkommenstafeln tun´s schließlich auch.

Eine erstaunliche Insel also in mehrfacher Hinsicht. Die überwiegend schwarze Bevölkerung spricht in diesem französisch-holländisch regierten Gemeinwesen gräßtenteils ... englisch. Und in der Praxis ersetzt der allmächtige Dollar die offiziellen Währungen Euro und Gulden. Saint-Martin ist ein Freihafen. Dampfer spucken ganze Ladungen amerikanischer Touristen aus, die dann in die zollfreien Läden von Philipsburg strömen. Autos brauchen keine Steuerplakette und fahren mit zollfreiem Kraftstoff. Weder Mehrwertsteuer noch Zollgebühren zahlt man in diesem gesegneten Land: das Strand- und Inselparadies ist nämlich zugleich eine Steueroase. Diesen Umstand wissen freilich auch Luxushotels, Kasinos, Duty-Free-Shops, Geldwäscher, Schmuggler und internationale Kokainkartelle gewinnbringend zu nutzen.

Verwaltung

Der französische Teil des Eilands gehört verwaltungstechnisch als Kanton zum Überseedepartement Guadeloupe und hat dessen politische Entwicklung mitvollzogen. Zwar weht die Trikolore auf dem Unterpräfekturgebäude von Marigot – die einzige Nationalstraße N7 stellt sogar eine Verlängerung der gleichnamigen Nationalstraße auf Guadeloupe dar! – an Frankreich erinnern indes weder die farbenfrohen Straßenkreuzer, noch die anglophone, überwiegend schwarze Bevölkerung.

Sint Maarten dagegen ist Teil der Niederländischen Antillen (zusammen mit Curaçao, Bonaire, Sint Eustatius und Saba; Aruba nimmt seit 1986 einen Sonderstatus ein), die ihrerseits wieder als ein politisch autonomer Teil des niederländischen Königreiches betrachtet werden.

Geschichte

Christoph Kolumbus (zum vorletzten Mal) entdeckte die Insel am 11. November 1493, am Sankt-Martins-Tag also, wovon sich ihr Name ableitet. Ein schöner Zufall: jedes Kind kennt ja die Geschichte vom guten Sankt Martin, der seinen Mantel teilte, um einen Bettler zu wärmen. Nun ist die Insel seit 1648 selbst zweigeteilt.

Aber hübsch der Reihe nach: zu Beginn des 17. Jahrhunderts suchten französische Piraten auf dem Eiland Unterschlupf, das sie im Namen des französischen Königs in Besitz nahmen. Es sollte nicht lange dauern, da traten die eifersüchtigen Holländer auf den Plan und errichteten im Süden der Insel Fort Amsterdam. 1640 machten dann die mächtigen Spanier Nägel mit Köpfen und ließen neuntausend Bewaffnete an Land setzen, deren Auftrag darin bestand, Saint-Martin als militärischen Posten für ihre nördlichen Besitzungen auszubauen. Wenige Jahre später sahen sie in der Insel keine strategischen Vorzüge mehr und zogen ab. Zuvor schlugen sie noch alles kurz und klein, was nicht auf die Schiffe paßte – ein Verhaltensmuster, das sich bis in unsere Tage gehalten hat, wie die ehemals russischen Kasernen im »Wilden Osten« zeigen.

Zurück in die wärmeren Gefilde der Karibik: die Spanier übersahen vier Franzosen und fünf Holländer, die eilends ihren Gouverneuren den spanischen Rückzug anzeigten. Daraufhin entsandten beide Länder ein paar Kriegsschiffe: wo käme man denn da hin, wenn ein Häuflein Staatenloser auf sich selbst gestellt wäre ... Vor Ort verzichtete man nach einigen Drohgebärden darauf, sich gegenseitig umzubringen. Statt dessen vereinbarten beide Nationen 1648, sich die Insel kameradschaftlich zu teilen. Hier beginnt nun die Legende: angeblich wurde je ein Läufer von den entgegengesetzten Enden der Insel losgeschickt. Die neue Grenze sollte dort gezogen werden, wo sie sich treffen würden. Der Franzose war – ausnahmsweise einmal – schneller und machte folglich mehr Boden gut. Der Legende zufolge soll er unter dem Einfluß von Rotwein einige unorthodoxe Abkürzungen genommen haben. Jedenfalls erhielt Frankreich zwei Drittel der Insel und der Vertrag blieb seit über dreihundert Jahren unangetastet.

Im holländischen Teil wurde die Sklaverei 1863 abgeschafft, also fünfzehn Jahre später als auf französischem Hoheitsgebiet. Um die Freiheit zu erlangen, mußte man lediglich die – damals schon symbolische – Grenze überqueren.

Geographie

Saint-Martin alias Sint Maarten wurde von der Natur nicht nur mit traumhaften Stränden und zahlreichen vorgelagerten Eilanden bedacht, sondern hat auch naturräumliche Besonderheiten zu bieten: die Salzlagunen etwa, deren größte – Grand Etang bzw. Simsonbaai Lagoon – gleich von zwei aufregenden Stränden gesäumt wird. Letztere bilden den Übergang zwischen Terre Basse, einer kleinen Halbinsel im Westen, und der hügeligeren Grande-Terre, die im Pic du Paradis mit 425 m über dem Meeresspiegel ihren höchsten Punkt erreicht.

Wer sich nicht aufs Strandleben beschränkt und einen Abstecher durchs Inselinnere unternimmt, wird auf von Steinmauern begrenzte landwirtschaftliche Parzellen stoßen, wo Kleinbauern noch bis in die achtziger Jahre Gemüse und Salat für die örtlichen Märkte anbauten. Die Zeit der Baumwoll- und Zuckerrohrplantagen auf Saint-Martin liegt dagegen noch länger zurück (18. bis 19. Jahrhundert).

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