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Saint-Louis

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Von Grand-Bourg nach Saint-Louis

Natürliches Marie-Galante

Auf der Küstenstraße N 9 passieren wir zunächst die 1873 geschlossene Zuckerfabrik Roussel, inzwischen vollständig von Gebüsch und Bäumen überwuchert. Bemerkenswert die alten, in den Boden gerammten Kanonen, an denen die Seile befestigt waren, um die Mühlenflügel bei Bedarf zu fixieren.

An der Kreuzung der N 9 mit der D 204 ragt die Zuckerzentrale von Grande Anse empor, die Urgroßmutter aller Zuckerfabriken auf Guadeloupe. Sie wurde 1844 erbaut und überstand sämtliche Wirren der Geschichte (von der Revolution über die Abschaffung der Sklaverei 1848 bis hin zu den großen Streiks) sowie alle Launen der Natur (Wirbelstürme, Brände usw.). Heute repräsentiert die »Sucrerie de Grand-Anse« den wirtschaftlichen »Motor« der Insel, wird von den Regionalbehörden gehätschelt, beschäftigt hundertzwanzig Arbeitnehmer (sowie etwa hundert Saisonarbeiter) und setzt jährlich 100.000 bis 150.000 Tonnen Zuckerrohr um. Hier bietet sich jeden Morgen das Schauspiel der schwer beladenen typischen Ochsenkarren (Cabrouets) und Lastwagen, die vor der Waage anstehen. Über ein Drittel des Transports wird noch immer mit Hilfe von Zugtieren geleistet. Keine Besichtigung möglich, kein Rumverkauf!

Rumbrennerei Poisson: rund zwei Kilometer weiter an der N 9, auf der linken Seite, folgt die nächste sehenswerte Distillerie, wo der berühmte »Père Labat«-Rum hergestellt wird. Labat ließ es als Ordensmann bekanntlich nicht bei Beten und Kontemplation bewenden, sondern widmete sich der Einführung neuer Techniken in der Rumherstellung (Mahlwerk, Destillierkolben usw.). Vormittags, wenn die Fabrik in Betrieb ist, darf man sie besichtigen. Sobald die Fässer gefüllt sind, stehen die Anlagen allerdings still.

Über die D 206, welche die Küste mit Saint-Louis verbindet, erreicht man zwei reizvolle Strände: zuerst die Plage des Trois-Ilets und dann, größer, wilder und für unsere Zwecke geeigneter, die Plage de Folle Anse.

Saint-Louis (97134)

Geschützt in einer Bucht

Dank seines unverfälschten Gepräges und karibischen Lebensrhythmusses ein rundum sympathisches größeres Fischerdorf an der Westküste, an einer stillen, sturmgeschützten Bucht. Hier scheint die Zeit wenigsten für eine kurze Weile stehengeblieben zu sein. Saint-Louis eignet sich hervorragend als Ausgangspunkt für Streifzüge über den nördlichen Inselteil, der hügeliger und wilder als der Rest daherkommt.

Kost & Logis

Le Coquillage: 19, Rue Félix-Eboué, quer zur Hafenstraße, vis-à-vis der Restaurants »Mimi la Douceur«. Tel. 97 04 18, Fax: 97 56 54. Liebenswerte Familienpension mit fünf reizenden Doppelzimmern mit Fliegengitter zu 25 respektive 30 Euro. Dusche auf dem Flur. Die Wirtin nimmt ihre Gäste nicht nur freundlich auf, sondern bekocht sie auch mittags und abends ganz vorzüglich, sofern dies gewünscht wird.

Chez Henry: in der Ortsmitte, Tel.: 97 04 57, an der Küste. Vor der Holzhütte stecken die Tische im Sand, die Füße kann man beim Essen fast ins Wasser strecken. Ein Mandelbaum spendet Schatten. Einfache, heimische Kost.

In der Umgebung

Le Refuge: in Saint-Charles. Tel. 97 02 95, Handy: 71 60 36, Fax: 97 02 95, refugehulman@wanadoo.fr. Von Grand-Bourg aus die N 9 einschlagen, dann in den Chemin des Sources rechts einbiegen und noch etwa einen Kilometer weiterfahren. Das beachtliche Haus blickt sowohl aufs Meer, als auch auf unbebaute Landschaft. Logiergäste werden gerne am Fähranleger oder Flughafen abgeholt. Vier Unterkünfte für zwei oder vier Personen, klein, aber gemütlich, mit einem Zimmer und einem Bettsofa im Wohnzimmer mit Küchenzeile. Die Räumlichkeiten sind zwar beengt, aber geschickt angeordnet, und eine Terrasse gehört dazu. Fortuna ist sicher die geschickteste Küchenfee auf der Insel! Sie zaubert kreolische Gerichte, die einen in den siebten Gourmethimmel versetzen. Selbst schuld, wer sie nicht darum bittet, ihre »Oursinade« (Seeigelcreme) zuzubereiten, ihre »Bébélé« (Kaldaunen mit Brotkugeln) nach Art des Hauses, ihre überbackenen Auberginen und besonders ihre kreolische Blutwurst. Auch der Punsch nach eigenem Rezept fließt durch die Kehle wie Öl.