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Petit-Bourg bis Trois-Rivières

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Petit-Bourg bis Trois-Rivières

Sainte-Marie

Südostküste Basse-Terres

Die Straße kann sich nicht zwischen Land und Meer entscheiden, liefert hie und da eine historische Reminiszenz, eine Gedenkstätte, ein atemberaubendes Panorama.

Sainte-Marie hat seinen ersten Touristen mit einer Stele gewürdigt: Christoph Kolumbus, wer sonst, landete hier am 4. November 1493. Damals soll er ohne lange zu Fackeln in die verlassenen Hütten der Eingeborenen marschiert sein und dort u.a. zwei Papageien eingesackt haben. Von wegen zivilisatorischer Mission des Abendlandes! Rund um Sainte-Maire finden sich Badestrände (»Plage de Roseau«, »Pointe du Carénage«), landeinwärts Bananenpflanzungen bis auf mittlere Höhe und ein Forschungsinstitut.

Etwa dreieinhalb Kilometer weiter wurde der Hindutempel von Chansy errichtet, dessen weiße Fassade bunte Statuen zieren – ein Zeugnis der starken indischen Präsenz in der Gegend. Es soll sich um den elefantenköpfigen »Vinayagar«, eine Göttin namens »Mariamman« (in der Mitte), um die Schutzpatronin der Künste »Sarasvati« und, zu beiden Seiten des Gebäudes, die Tempelhüter »Madourai Viran« handeln. Die Besichtigung des Tempelinneren (freitags und sonntags von 7 bis 10 Uhr) ist unter der Bedingung gestattet, dass Besucher keinerlei Leder am Leib tragen, dass sie seit dem Vortag gefastet und sich sexuell enthalten haben. Sonst trifft sie der Fluch! Dass wir hier keine Opferzeremonie erlebt haben – Hühner, Ziegen und Lämmer müssen regelmäßig dran glauben – bedauern wir im Nachhinein nicht.

Kurz hinter Capesterre – dem Hauptort der gleichnamigen Region, angeblich auf lateinisch »Caput Terrae« oder den Landungsbefehl der Eroberer, »Cap à terre«, zurückzuführen – verläuft die Straße über einen Kilometer zwischen zwei Doppelreihen riesiger Königspalmen, genannt »Allee Dumanoir«. Sie wurden im 19. Jahrhundert von »Pinel Dumanoir« angepflanzt, dem Theaterautor und Übersetzer des Romans »Onkel Toms Hütte«. Was man nicht alles tut, um nicht der Vergessenheit anheim zu fallen. Unser wackerer ADAC hätte die Allee längst durch mickriges Straßenbegleitgrün ersetzt, wenn man ihn nur ließe ...

Saint-Sauveur

Dreihundert Meter links der Ortstafel »Saint-Sauveur«, wenn man von Pointe-à-Pitre kommt, liegt ein Küstenwäldchen. Sich hier die Beine auf einem Weg unter den schönen Bäumen vertreten. Ein paar Grabhügel deuten auf den einstigen Friedhof für Sklaven und Zugtiere – man beachte die Zusammenstellung! – hin.

Carbet-Wasserfälle und »Grand Étang«

Der Wanderweg ist leider nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Wir müssen den Bus bis Saint-Sauveur nehmen und die restlichen sieben Kilometer bis zum Parkplatz hochlaufen (Höhendifferenz 600 m). Zum Glück wird man oft von vorbeifahrenden Autos mitgenommen. Als Autofahrer nimmt man die D 4 und fährt rechts hoch nach Saint-Sauveur. Die Straße bietet beeindruckende Ausblicke auf die scheinbar unendlichen Bananenpflanzungen, führt durch den Weiler »L´Habituée« mit seinen typischen »Cases« und kreolischen Gärten und verliert sich irgendwann in einem Urwald aus Farnen und Bambus. Wanderlustige sollten sich eine Karte vom Soufrière-Massiv besorgen.

Unterkunft

Gîtes Toucoucou: Saint-Sauveur, 97130 Capesterre. Einen halben Kilometer nördlich von Saint-Sauveur. Tel. 86 97 43. Sechs kleine Ferienhäuser ganz aus Holz mit Küchenzeile, Bad, Dusche und zwei Zimmern für bis zu drei Personen. Sehr gut geführt. Je nach Saison werden 40 bis 60 Euro verlangt. Der Wochenaufenthalt kostet 220 Euro.

Unternehmungen

Jardins de Saint-Éloi: fünf Kilometer nach Saint-Sauveur, oben an den Wasserfällen von Carbet. Tel. 86 39 22, Fax: 86 85 81. Eine große Gärtnerei, die exotische Blumen in Kartons verpackt verkauft und am Tag der Abreise des Kunden kostenlos an den Flughafen bringen läßt, so dass sie im Frachtraum mitreisen können. Die Kartons kosten zwischen 25 und 30 Euro. Ein nettes Mitbringsel für die lieben Daheimgebliebenen.

Grand Étang (Großer Teich): Wanderfreunden wird der Entdeckungspfad zum »Grand Étang« gefallen, der drei Kilometer vor den Wasserfällen beginnt. Vom kleinen Parkplatz aus in fünf Minuten zu Fuß zu erreichen – faule Bande! Wasserpflanzen aller Art, Weiden, gelbe Mangrovenbäume, Bambusrohr usw. gedeihen in diesem Urwaldteich, außerdem tummeln sich im See drei verschiedene Fischsorten, Weich- und Schalentiere. Wir aber müssen auf das Baden verzichten, wegen Gefahr einer Bilharziose-Infektion. Wer sich möglichst ruhig verhält und vorschriftsmäßig pirscht, bekommt vielleicht ein paar »Kios« (eine Art Stelzvogel) und Eisvögel zu Gesicht. Die Existenz der geheimnisvollen Teiche – der Grand-Étang ist der größte – verdanken wir übrigens der vulkanischen Aktivität des Soufrière: Lavaströme haben hier eine Art Riegel gebildet, hinter dem sich das vom Berg abfließende Regenwasser staut. Vom See gehen mehrere schöne und bequeme Wanderwege ab: der »Grand-Étang«-Weg (eine Stunde), der Weg zum »Étang de l´As-de-Pique« (zwei Stunden), der Weg zum »Moscou-le-Plateau de Palmiste«, und die Trace »des Étangs«, ein Pfad, der über die Teiche »As de Pique« und »Moscou« nach Gourbeyre führt.

Übrigens nahm dort erst kürzlich das erste Wanderheim (Gîte d´étape) auf Guadeloupe seine Funktion auf, am Haut Palmiste. Schlafsaal, Duschen, fließendes Wasser, Strom und Gaskocher – an alles wurde gedacht. Übernachtungen à 10 Euro. Träger ist die »Association des Amis du Parc National de la Guadeloupe«. Anmeldungen an das Fremdenverkehrsamt von Basse-Terre richten, Tel. 81 24 83. Derzeit sind noch weitere Wanderheime im Bau.

Die drei Carbet-Fälle: im Anschluß an den »Grand Étang« gelangen wir zum Picknickplatz (»Aire de pique-nique«) an den Wasserfällen, wo wir uns auf einigen Touristenrummel gefaßt machen müssen. Verkaufsstände für Eßbares (»Accras«) und Nichteßbares, Parkplatz ... Das war nicht immer so: als Christoph Kolumbus auf Guadeloupe an Land ging, war er von den Wasserfällen sehr beeindruckt, wenn man auch nicht weiß, ob er sie alle drei gesehen hat. Jedenfalls beschrieb er sie begeistert in seinem Logbuch. Der Fluß »Le Carbet« speist sich aus einer Quelle in 1.300 m Höhe am Bergrücken von »La Soufrière« und »L´Échelle« und mündet etwa zehn Kilometer weiter ins Meer, im Süden von Capesterre. Geologische Ursache für die Wasserfälle ist das vulkanische Gestein, in dem sich der Fluß kein Bett graben konnte: es handelt sich um harten Andesit, der hier drei Stufen bildet. Vom Parkplatz aus führen vier Wanderwege zum Ziel.

Zweiter Wasserfall: der nächstgelegene, am meisten frequentierte und in fünfundzwanzig Minuten (hin- und zurück) zu erkunden. Ein gut markierter Weg führt hinauf, stellenweise etwas steinig und feucht. Der beste Zeitpunkt für den Aufstieg ist frühmorgens, denn später sind zahlreiche Gruppen unterwegs: nach 9 Uhr verstellen Busse die Aussicht, und der Ort verwandelt sich in eine Touristen-Wallfahrtstätte. Von der Hängebrücke aus bietet sich ein wahrhaft spektakuläres Naturschauspiel. Das Wasser stürzt etwa 110 m tief nach unten. Rundum wachsen seltene Bäume, wie die großblättrige, bis zu 40 m hohe Kastanie (deren Blätter sechzig Zentimeter und länger werden können), der weiße Gummibaum (»Gommier blanc«) und Miniaturpalmen, genannt »Chou-Palmiste«. Unterwegs zweigt der Pfad zu den Wasserfällen Nr. 1 (zwei Stunden) und Nr. 3 (eine Stunde und fünfundvierzig Minuten) ab. Linker Hand hat eine Kaskade kleine Becken in das Gestein gegraben, in denen das Wasser aufgrund vulkanischer Aktivität erhitzt wird.

Erster Wasserfall: sicher eine unvergeßliche Wanderung, zumal uns hier wesentlich weniger Leute begegnen. Mit vier Stunden hin und zurück rechnen. Besondere Anforderungen stellen sich nicht. Trotzdem lieber feste Schuhe anziehen statt Ballerinenschläppchen oder Sandalen. Irgendwann gabelt sich der Pfad und führt rechts zum dritten Wasserfall. Verschwenderische Vegetation. An einer weiteren Wegkreuzung geht die Piste zu »La Soufrière« und zur »Savane à Mulets« ab. Der erste Wasserfall mißt stolze 115 m.

Dritter Wasserfall: ebenfalls recht einsam, aber weniger beeindruckend (nur zwanzig Meter hoch, dafür größeres Wasservolumen). Die Umgebung indes ist wirklich sehenswert. Der Weg vom Picknickplatz hierher und zurück dauert fünf Stunden. Wer alle drei Wasserfälle ohne allzuviel Aufwand erwandern möchte, sollte mit Nummer Drei beginnen, von Routhiers aus (über die D 3) in zwanzig Minuten zu erreichen.

Karukéra-Pfad (Trace Karukéra): beginnt am Picknickplatz und führt in drei Stunden über den »Échelle«-Paß zur Savane à »Mulets«. Keine besonderen Schwierigkeitsgrade, jedoch mit kraftraubenden Steilstrecken. Unbedingt Wasser und Verpflegung mitnehmen. Nach einem zweistündigen Aufstieg gelangen wir zur Weggabelung mit der »Trace des chutes du Carbet« zu den Wasserfällen. Nach einer weiteren Stunde erreichen wir schließlich die »Savane à Mulets«, über den »Col de l´Échelle«. Den kuriosen »gespaltenen Felsen« (»Rocher fracturé«) beachten.

Bananier: zwischen Capesterre und Trois-Rivières befindet sich diese Ansammlung von Häusern mit einem Hotel.
Hotel-Restaurant Bel O Plage: Tel. 86 91 01, Fax: 86 70 14. Neues Hotel mit Meeresblick; gemütliche, aber recht kleine Zimmer zu etwa 70 Euro die Nacht. Ziemlich teuer und daher nur für den Notfall geeignet.